Robert M. W. Kempner, der ehemalige US-Ankläger im Wilhelmstrassen-Prozess formulierte einst in der Frankfurter Rundschau: „Das neue Auswärtige Amt und der neue auswärtige Dienst gehören dem deutschen Volk und nicht einer Clique von Möchtegern-Diplomaten, belastet mit einer aussenpolitischen Vergangenheit, die zweimal innerhalb von 25 Jahren das Volk an den Rand des Ruins brachte.“ Es gelte, ein Aussenministerium zu formen, das diesen Namen wirklich verdiene: ein Gremium aus Kennern fremder Völker, von erfolgreichen Männern und Frauen mit Menschenerfahrung, von erfolgreichen Persönlichkeiten aus Handel, Industrie und Geisteswelt, aus Gewerkschaftsbewegung und Presse, aus Staats- und Stadtverwaltung. Deutschland habe genug solcher Talente für das wichtigste Ministerium der Bundesrepublik. – Dennoch: es sollte die Vergangenheit nicht Zukunft werden!
Diese Worte sind gewichtig, stammen sie aus der Zeit, als man sich anschickte, ins Auswärtige Amt wiederum Personen zu etablieren, die während der Zeit des Nationalsozialismus an so manchem Schalthebel für Terror und Deportationen tätig waren. Es ist dies die Zeit Adenauers, des beginnenden Wirtschaftswunders, eine Zeit, in der man nicht an Vergangenes erinnert werden wollte und so konnten Posten und Pöstchen – fast unbemerkt – mit ehemaligen Parteigenossen bestückt werden.
Es gibt wieder Krieg in Europa und nach vielen Monaten des Sterbens versucht nun ein Mann, Viktor Orbán, mit den Kriegsparteien und Präsidenten wichtiger Länder einen Waffenstillstand und eine Friedensinitiative zu organisieren und er bekommt dafür – Kritik. Alle, die das tun, sollen sich schämen! Warum sollte ein von Orbán organisierter Beitrag zum Frieden eine schlechte Initiative sein? Oder ist es nur das schlechte Gewissen der Verantwortlichen in vielen Ländern, nichts getan zu haben, ausser Waffen zu liefern, damit das Sterben weitergehen kann? Die „Clique von Möchtegern-Diplomaten“ schafft es nicht, selbst wenn manche aus dem Dunstkreis des Völkerrechts ins Auswärtige Amt gehievt wurden, vernünftige Verhandlungen zu initiieren! Keine Waffen in Kriegsgebiete – war ein Leitspruch einer Partei, die vom Wähler berufen, die Geschicke Deutschlands mitzutragen hat. Diese Losung wurde zur Losung… meint
Der Brandstetter