Ameisen
© Clemens M. Brandstetter
Wer kennt sie nicht, die Fabel von der faulen Heuschrecke und der fleissigen Ameise des griechischen Dichters Äsop. Schon damals war der Fleiss der Ameisen als „sagenhaft“ bekannt. Wir können oft nur staunen über den Teamgeist dieser Tiere, wenn wir einen riesigen Ameisenhaufen am Waldrand oder auf einer Waldlichtung sehen – es handelt sich dann meist um die Gattung Formica, die Waldameise.
Bemerkenswert ist die Kommunikation der Tiere: greift etwa eine Rote Waldameise ein anderes Tier an, das auf ihrem Speiseplan steht, so eilen stets andere Ameisen zielstrebig heran und helfen, die Beute zu besiegen – dabei versuchen sie einen Biss in die Haut des Gegners zu setzen und sprühen Ameisensäure in dessen Wunde. Dadurch werden andere „Kollegen“ per Duftruf aktiviert und das zu erbeutende Tier wird geschwächt oder getötet. Waldameisen sind Allesfresser und haben dadurch selten Nahrungsmangel. Manche Arten können sich durch Signale, ähnlich den Fledermäusen, verständigen. Auf ihren Fühlern haben sie hunderte Härchen, mit denen sie fühlen und riechen können. Mit Hilfe einer Drüse im Hinterleib können sie Duftspuren (Pheromone) setzen, an denen sich andere Ameisen orientieren können.
Abb. 1: Eine Knoten-Ameise zieht eine tote Zikade an einem Spinnfaden (Foto: Daniela Vogt Weisenhorn).
Ein sehr grosses Problem stellt die Verschleppung von Ameisenarten dar. So importierten die Amerikaner im Jahre 1930 die Feuerameise (Solenopsis invicta) aus Südamerika in ihre Südstaaten. Dort fanden die Ameisen sowohl klimatisch als auch in Bezug auf das Nahrungsangebot ideale Voraussetzungen – zum Leidwesen der dortigen Bevölkerung.
Die nur 2 Millimeter grosse Argentinische Ameise, (Linepithema humile), wurde weltweit verschleppt und kann sich in frostfreien Gebieten Europas enorm schnell ausbreiten. Sie ist agressiv und greift alle anderen Ameisenarten an – diese werden überfallen und getötet – siehe Doku Krieg der Ameisen. Diese Ameisen bilden einen Superorganismus (weit auseinanderliegende Nester bleiben in Verbindung), ihr Vorteil liegt darin, dass sie mehrere Königinnen im Nest haben, die für tausendfachen Nachwuchs sorgen. Zur Zeit gibt es kein Mittel gegen die Invasoren – es zeichnet sich eine ökologische Katastrophe ab, deren Ausmasse wir derzeit nicht abschätzen können.
Wer Besuch von Ameisen in seiner Wohnung bekommt, kann sie leicht bekämpfen: zunächst durch Nahrungsentzug – Süssigkeiten dürfen nicht offen herumliegen – sind sie weg, verschwinden meist auch die Gäste. Wenn diese jedoch bleiben und lästig werden, kann man sie am besten mit einem „Trojanischen Pferd“ los werden: Giftköder sind dann ein gutes Mittel. Im Garten sollten Ameisen immer willkommen sein, denn sie leisten ihren Beitrag zum ökologischen Gleichgewicht.
Abb. 2: Eine Laune der Natur: Myrmekochorie (Foto: Martin Prinz)
Ein kleines Wunder in der Natur besteht darin, dass sich viele Organismen anpassen, um mit einer bestimmten Strategie ihre Gene weitergeben können. Wir sehen den Samen des Hohlen Lerchensporns (Corydalis cava) mit weissem Anhängsel (Abb. 2), ein sogenanntes Elaiosom – ein Ölkörperchen. Es besteht aus Fett und Zucker und wird gemeinsam mit dem Samen in die Ameisenbauten verschleppt, wo das Naschwerk als Nahrung dient. Der Samen selbst wird wieder aus dem Ameisennest in die Natur entsorgt, wo eine neue Pflanze entstehen kann.
Viele Themen rund um Ameisen finden wir im Ameisen-Wiki. Wer sich mit der Systematik der Ameisen weltweit befassen will, kann auf den Online-Katalog von Barry Bolton zurückgreifen.