Baumschnirkelschnecke

© Clemens M. Brandstetter

Arianta arbustorum wurde von Linnaeus 1758 beschrieben. Diese ansprechend gefärbte Gehäuseschnecke kommt in weiten Teilen Europas vor und besiedelt sowohl die Ebenen als auch die europäischen Gebirge bis über 2.000 Meter. Es werden feuchte Biotope (Schluchten, Bachtäler) bevorzugt. Es wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, denn die Gehäuse werden oft in einem Gebiet konstant hoch oder niedrig gebaut, ebenso wird der Nabel konstant weit bzw eng gebildet. 

Gittenberger & al (2004) schreiben: "The evolutionary history of the snail Arianta arbustorum is controversial. This diverse, polytypic species has two distinct forms: one, with a globular shell and closed umbilicus, is found from lowland to high altitudes; the other, with a depressed shell and open umbilicus, is found at a few scattered, high altitude localities. What is the origin of these two forms? Some believe that the depressed shell is a recent, local, ecotypic adaptation to alpine environments. Others believe that this form is a relic of an ancestral condition that may have survived the Pleistocene glaciations on nunatak-like montane refugia, while the globular shell is a derived condition and its presence at high altitudes follows post-Pleistocene recolonisation. We analysed a portion of the mitochondrial gene cytochrome oxidase I for 100 snails of the species A. arbustorum, three additional Arianta species, and nine outgroup taxa from five genera, in order to understand the phylogeographic history of the species. Despite some confounding artefacts that are likely due to introgression among the morphological forms, the resulting phylogeny shows that the depressed shell is plesiomorphic, while the globular shell is derived. Moreover, their disparate histories suggest that the depressed shell variety survived the glaciations in pockets of alpine refugia, while the globular shell variety recolonised the alpine environment post-glacially."

Abb. 1: Arianta arbustorum aus den Hautes Alpes (Frankreich).

Abb. 2: Typischer Fundort: "Le-Guiers-Mort"-Bachschlucht in den Hautes Alpes.

 


Eine zweite Arianta-Art, A. chamaeleon (Pfeiffer 1868), kommt im Ländereck Italien, Slowenien  (Abb. 3), Österreich vor. Auch von dieser Art wurden zahlreiche Unterarten beschrieben, diese sind sehr gut begründbar, da die Verbreitungsgebiete durch Täler von einander getrennt sind. 

  Abb. 3: Arianta  chamaeleon aus Slowenien (Foto: Alessandro Margelli).

 


Die dritte Arianta-Art ist die in Österreich lange verschollen gewesene Arianta schmidti (Ziegler in Rossmässler 1836), die aus den Steiner Alpen und ein paar Gipfeln der Karawanken bekannt wurde. 1994 gelang der Wiederfund in der Vellacher Kotschna (Bisenberger & al. 1994). Bei einer Nachzucht der Tiere konnte festgestellt werden, dass Temperatureinflüsse sich auf das Wachstum der Tiere auswirkte: wärmere Temperaturen liessen die Jungtiere schneller wachsen (Bisenberger & al. 1996), was darauf schliessen liesse, dass das Grössenwachstum von den Umgebungstemperaturen abhängig ist.      

 

 

Literatur:

Bisenberger, A., H. Baminger, D. Kleewein, H. Sattmann, H. Kothbauer, P. Mildner (1994): Wiederfund von Arianta schmidti (Ziegler in Rossmässler 1836) (Gastropoda: Helicidae) in Österreich. Carinthia II, 184./104. Jhg., S. 627-630.

Bisenberger, A. & G. Baumgartner 1996: Erste Daten zur Fortpflanzungsbiologie von Arianta schmidti (Rossmaessler 1836) (Gastropoda, Helicidae).  Carinthia II, 186./106. Jhg., S.  567- 570. 

Gittenberger E., W.H. Piel & D.S.J. Groenenberg 2004: The Pleistocene glaciations and the evolutionary history of the polytypic snail species Arianta arbustorum (Gastropoda, Pulmonata, Helicidae). – Molecular Phylogenetics and Evolution 30/1: 64-73.

Linnaeus, C. 1758: Systema naturæ per regna tria naturæ, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus I. Editio decima, reformata. – pp. [1-4], 1-824. Holmiæ. (Salvius).

Sattmann H. & H. L. Nemeschkal 1993: Genitalmorphometrische Untersuchungen an Arianta arbustorum (LINNÉ 1758), A. chamaeleon (L. PFEIFFER 1842) und A. schmidti (ROSSMÄSSLER 1836) (Mollusca, Gastropoda, Helicidae). Annalen des Naturhistorischen Museums Wien, 94/95 B, S. 353-359.

 


Brandy's Glosse: warum interessiert sich der Mensch für diese Art oder Artenkomplex? Es könnte ihm eigentlich auch "Wurscht" sein, ob es nur drei oder doch vier Arten gibt, ob die Unterarten nicht doch Arten sind etc. – Naja, den meisten Menschen ist das eh wurscht, aber es gibt da einen kleinen Promillesatz an Leuten, die dem auf den Grund gehen wollen – Begründung: Neugierde. Diese menschliche Eigenschaft scheint mir eine sehr bemerkenswerte zu sein – Neugierde verlangt nach Antworten; Antworten verschaffen uns neue Fragen. Und so verläuft das Leben für einen kleinen Promillesatz von Leuten immer in absoluter Kurzweil! Lies weiter bei H. Sattmann.

 

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