Jakobskreuzkraut

© Clemens M. Brandstetter

In manchen Gegenden wird es auch Jakobs-Greiskraut genannt; wissenschaftlich ist es einfacher: es heisst Senecio jacobaea und wurde von Linnaeus beschrieben (Abb. 1). Es ist eine heimtückische Giftpflanze, die sich (Theorie 1) vor allem in Deutschland stark ausbreitet – oder (Theorie 2) Brachen werden mehr genutzt – einerseits durch die Biolandwirtschaft (Freilandhaltung der Vierbeiner) und vermehrte Nutzung der Brachen für Freizeitaktivitäten (Ausritte zu Pferd). – Egal, es breitet sich aus, der Wind transportiert die Samen kilometerweit. Das Kraut selbst ist überaus anpassungsfähig und kann auf allen Untergründen wachsen. Doch was tun? Einzige richtige Bekämpfung ist das Ausreissen vor der Blüte, es ist dann gross genug, um das Kraut gut umfassen zu können – grossflächiges Ausbringen von chemischen Pflanzenbekämpungsmitteln ist abzulehnen – meines Erachtens auch an Gleisanlagen, letztlich kommt ja alles – auch nach Jahren noch – irgendwann ins Grundwasser.

Warum ist es so giftig? Die Antwort ist einfach – die darin enthaltenen Gifte (PA: Pyrrolizidin-Alkaloide) bleiben auch nach Trocknung (Heu) oder Silagierung (Einlagerung in Behältern oder Säcken im Nasszustand) erhalten. Es verlieren sich die Bitterstoffe, das Gift bleibt – und es wirkt heimtückisch: es zerstört Leberzellen, auch schleichend – auch wenn immer wieder kleinere (nicht tödliche) Dosen aufgenommen werden. Dadurch unterscheidet es sich von ebenfalls giftigen Hahnenfuss (Ranunculus) – wenn der im Heu gut durchgetrocknet ist, hat sich sein Gift zersetzt.

Auf dem Jakobskreuzkraut entwickelt sich ein wunderbarer Nachtfalter, der sogenannte Jakobskreuzkraut-Bär (Tyria jacobaeae). Seine Raupe (Abb. 2) frisst die giftigen Blätter ohne selbst geschädigt zu werden und wird selbst giftig! Er speichert gefahrlos die giftigen Inhaltsstoffe der Pflanze. Der Falter (Abb. 3) signalisiert mit der Farbe rot "Gefahr"!

 

Abb. 1: Jakobskreuzkraut – blühend im Juli 2013 (es blüht zu "Jacobi" am 25. d. M.)

 

Abb. 2: Raupe des Jakobskreuzkraut-Bärs (Foto: © Gianpiero Secco)

 

Abb. 3: Jakobskreuzkraut-Bär auf einem Huflattich-Blatt (Brandner Tal, Schattenlagant, 1600m)

 

 


 

Auf verschiedenen Seiten finden sich lustige Sätze für diese ernste Sache – etwa Arbeitskreis Kreuzkraut e. V. (besucht 16.VIII.2013): "In kaum einem Fachbuch für Pferde wurde Jacobskreuzkraut als Giftpflanze erwähnt, infolgedessen fand auf Pferdeweiden eine besonders starke Vermehrung statt. Presse, Rundfunk und Fernsehen haben mittlerweile reagiert und Beiträge zur Problematik veröffentlicht." – Die Vermehrung erfolgte, weil es in keinem Fachbuch erwähnt wurde – der Satz ist doch was für die Bütt'.

Und die Reaktion Brüssels stimmt doch irgend wie Besorgnis erregend (auf selbiger Seite wie oben): "Auch auf stillgelegten landwirtschaftlichen Flächen fand Jakobskreuzkraut beste Bedingungen. Hier ist allerdings aufgrund der EU-Reforn ein Rückgang zu erwarten, denn diese Flächen dürfen wieder bewirtschaftet werden." – Wir konstatieren: Eine Brache ist eine landwirtschaftlich nicht mehr genutzte Fläche (sie verbracht) – dafür bezahlt die EU Gelder (zumindest in Österreich) – und diese Flächen werden nun wieder bebaut – und wahrscheinlich wieder gefördert. In Österreich fielen so zahlreiche wertvolle Trockenwiesen zum Opfer: um an Förderungen zu gelangen, wurden die wertvollen Lebensräume umgegraben – irgendwas wurde angepflanzt – etwa Mais – und dann wurden Förderungen kassiert, weil man im nächsten Jahr den Acker brach fallen liess – das nennt sich Bauernschläue. Gut recherchiert wurde das Kraut von Andreas Fasel.


 

Für die Gemeinden Vorarlbergs gäbe es "Aufgaben" seitens der Vorarlberger Landesregierung. – Aber wie war das schon in der Schule mit den Hausaufgaben?


Brandy's Glosse:

Man sieht es wieder, die Bauern sind nicht die dümmsten und die Bürokraten in Brüssel nicht die hellsten!

 

 

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