Bürs Schass
© Clemens M. Brandstetter (Begehung 02.VII.2013)
Das Gebiet der Schass (Gemeinde Bürs, Vorarlberg) ist altes Kulturland, das allerdings extensiv bewirtschaftet wurde und wird. Um die vorletzte Jahrhundertwende war es eine Schafweide, es gibt alte Fotos auf denen das Gebiet als „offen“ kenntlich ist. Es sind dies vor allem Aufforstungen mit Fichte und Pioniergehölze wie die Birke. Heute fungiert die Schass als Naherholungsgebiet mit extensiv bewirtschafteten Wiesenflächen (es gibt allerdings auch wenige intensiver bewirtschaftete Flächen). Früher (1965 – 1980) gab es einige Besonderheiten, die ich bei der heutigen Begehung nicht mehr finden konnte: Schwarzer Apollo (Parnassius mnemosyne), Gelbringfalter (Lopinga achine), Eichenzipfelfalter (Favonius quercus), Schmetterlingshaft (Libelloides coccajus). Alle diese Tiere haben eine ganz bestimmte Bindung an ein Biotop – der Schwarze Apollo an den Lerchensporn (schattige Auenbiotope), der Gelbringfalter ist an die Zwenke (Brachypodium) gebunden und ihm gefällt es, an austrocknenden Wasserlacken zu saugen (was an Teerstrassen halt nicht mehr möglich ist) Leider vereinsamt und verinselt unsere Landschaft; die Tiere, die darin leben, finden sich auch in ähnlichen Biotopen (auch in meinem verwahrlosten Garten)…
Erwähnenswert war heute wohl eine Schillerfalterart – Limenitis camilla oder L. reducta – das einzige Exemplar war zu scheu, um sich fotografieren zu lassen. Beide Arten kommen im Gemeindegebiet von Bürs vor, die zweite allerdings nur selten!
Das Gebiet der Schass scheint auch von den Lehrern samt Schulkindern begangen zu werden; die vielen reifen Walderdbeeren sind ihnen entgangen oder die Jugendlichen durften diese nicht pflücken. Es gibt zahlreiche Bänke mit Hinweistafeln (Natur-Dokumentationen, Sagen und Märchen), die zum Verweilen einladen. Diese Art der Unterrichtsgestaltung wird leider immer seltener, weil Biologie als Unterrichtsfach derzeit nicht mehr „en vogue“ ist.
Das „Biotop“ – ein kleiner Weiher bietet verschiedenen Tiere eine Heimat. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Ringelnatter und des Kammmolchs (beide Arten schwimmend im Weiher) – die zwei Arten sind keine Wirbellosen. Auch dort ein ähnliches Bild: die dort vorkommenden Jungfern sind eurök, das heisst sie kommen in ähnlichen Biotopen fast immer vor und haben zum Lebensraum keinerlei besondere Bindung. Der Weiher scheint mit Kaulquappen übervölkert zu sein. Die meisten Bilder finden Sie hochauflösend in unserer Galerie.
1: Schmeissfliege: Calliphoridae
2: Spinne der Gattung Araniella (det.J. Pageler)
3: Gemeine Waldschabe – Ectobius lapponicus L. 1758
4: Rüsselkäfer: Polydrusus sp. – die Fühlerkerbe verläuft unterhalb des Auges
5: Ulmen-Harlekin – Abraxas sylvata (SCOPOLI 1763)
6: Skorpionsfliege (M): Panorpa
7: Blattkäfer der Gattung Oreina (det. A. Kapp)
8: Marienkäfer (16 Punkte) – Halyzia sedecimguttata
9: Wipfel-Stachelwanze – Acanthosoma haemorrhoidale
10: Adonisjungfer – Pyrrhosoma nymphula (Sulzer 1776) – diese Art hat schwarze Beine!
11: Hufeisen-Azur-Jungfer – Coenagrion puella (Linnaeus 1758) – Männchen
12: Paarung der Hufeisen-Azur-Jungfer – Coenagrion puella (Linnaeus 1758)
13: Zygaena transalpina (Esper 1780) – weisse Fühlerspitze!
14: Raupe – wahrscheinlich Wiesen-Sackträger (Epichnopterix plumella (Denis & Schiffermüller 1775))
15: Schachbrett – M. galathea Linnaeus 1758
16: Larve auf Lonicera (det. I. Altmann) – ev. Gattung Abia – Keulenblattwespen (Cimbicidae).
17: Schmeissfliege: Calliphoridae
18: Galle an Faulbaum verursacht durch einen Pilz: Puccinia coronata Corda 1897 (det. Sottile)
Abb. 19: Wiesen mit ausgeprägten Waldrändern.
Abb. 20: Extensive Landwirtschaft mit Heubargen-Nutzung
Abb. 21: Die Hänge sind zu einer intensiven Nutzung unzugänglich.
Abb. 22: In regelmässigen Abständen laden Bänke oder Schautafeln zum Verweilen ein.
Abb. 23: Das Bürser „Biotop“ auf der Schass.
Zur Bestimmung Foto No 13: Zygaena transalpina (Esper)
v.o.n.u.: Z.filipendulae-lonicerae-transalpina (© CMB)
Die Fühlerspitze ist weiss.