Nacktschnecken

© Clemens M. Brandstetter

Nacktschnecken sind Schädlinge – und Nacktschnecken sind deshalb zu vernichten, weil sie uns den Salat und mehr wegfressen. Doch Vorsicht ist geboten, denn das Gift killt alle Schnecken (auch die nützlichen!) und je nach Gift, ist es für uns auch nicht besonders ratsam, „Biogemüse“ aus mit Gift behandelten Beeten zu verspeisen.

Deshalb soll hier ein bisschen Aufklärungsunterricht abgehalten werden: alle Gehäuseschnecken (Abb. 10) sind keine Lästlinge und Konkurrenten im heimischen Garten; die Weinbergschnecke oder die Bänderschnecke wird sich niemals an unserem Gemüse vergreifen, ausser es läge bereits vertrocknet oder vergammelt am Misthaufen. Vielleicht haben die Gehäuseschnecken im Laufe der Evolution freiwillig auf ihr Haus verzichtet, weil es einfach viel Arbeit macht, es sauber zu halten (Abb. 11).

Und bei den Nacktschnecken, also die Armen ohne Haus, da gibt es verschiedene Gattungen und nur eine Gattung, Arion, müssen wir fürchten. Aber nun zur Unterscheidung:

La differenza tra le lumache senza guscio

Abb. 1a: Arion vulgaris (Spanische Wegschnecke) – der Feind jeden Gärtners – zusammengezogen.

La differenza tra le lumache senza guscio

Abb. 1b: dieselbe Art – gestreckt und auf der Suche nach Nahrung oder einem Partner.

Abb. 2: Ein Partner wurde gefunden; Sperma wird ausgetauscht; beide Tiere werden Eier ablegen.

Abb. 3: Arion sp. – Rio Cubo, Kantabrien, Spanien – Foto: Teresa Farino.


Nacktschnecken in anderer Ausführung gibt es aber auch; diese sind aber keine Konkurrenten für uns, sondern Nützlinge, die die Eier der Spanischen Wegschnecke aufspüren und als Delikatesse verspeisen. Das sind Tiere der Gattung Limax (und nicht Arion). Die unterscheiden sich vor allem dadurch, dass sie einen Kiel (Abb. 4) besitzen und ihr Atemloch im hinteren Teil des Mantels (Abb. 5) zu finden ist. Deren Paarungsritual ist ein wahres Schauspiel. Der bekannteste Limax in unserem Garten ist der Tigerschnegel.

Abb. 4: Ein Limax in Ruhestellung – man sieht den typischen Kiel.

I Limax in Italia (12) - riassunto del Forum

Abb. 5: Ein sich bewegender Limax: man sieht das Atemloch im hinteren Teil des Mantels.

Abb. 6: Und dies ist die akrobatische Paarung zweier Limaces – immer wieder ein tolles Schauspiel.


Als weitere harmlose Gattung kann man – allerdings etwas seltener – Tiere der Gattung Tandonia finden. Ihr Kiel reicht vom Abdomenende bis zu Mantel. Diese Tiere sind keine Vegetarier, sondern Fleischfresser – Regenwürmer und andere Schnecken stehen auf deren Speisenplan.

Abb. 7: Tandonia (M = Mantel) – ein reiner Fleischfresser


Abb. 8: Malacolimax tenellus. – Auf dem Foto sind eingezeichnet: U=Uterus, G=Eiweissdrüse, C=Herz, R=Nieren. Foto: © Pierluigi Angioi.


Abb. 9a: Deroceras – diese Gattung besitzt nur einen kurzen Kiel; Das Foto (© Claudio Labriola) zeigt zwei Exemplare beim Vorspiel. Kopulation von Deroceras juranumFilm auf der Seite des Senckenberg-Museums.

Abb. 9b: Zwei Deroceras aus dem Apennin bei Bologna (© Beppe Pocaterra) am Beginn der Paarung.


Abb. 10: Limacus flavus – der Bierschnegel – ein naher Verwandter der Echten Schnegel (Limax). Sein deutscher Name kommt daher, dass man diese Nacktschnecke oft in feuchten Kellern gefunden hat, in denen man früher die Bierfässer aufbewahrt hatte.


Abb. 11: Gehäuseschnecken sind die Kapitalisten im Reich der Schnecken: Sie haben ein Haus! Und sie pflegen es – ebenso, wie Nackschnecken, die ihre Haut sauber „lecken“.

Abb. 12: Meine Damen – es stimmt: Eitelkeit macht Arbeit. Ist der Gesichtssinn der Schnecken so gut ausgeprägt, dass sie sauber von schmutzig unterscheiden können?

Abb. 13: So sehen Aussteiger aus: im Laufe der Evolution haben sie Ihr Haus abgegeben und es wurde auf ein Plättchen auf dem Hinterleib reduziert. Dafür haben es die Exemplare der Gattung Testacella (wahrscheinlich T. scutulum aus den Bergen um Siena) geschafft, dass sie sich auch unterirdisch fortbewegen können – sie sind oder wurden  carnivor und jagten fortan Würmer. Sie gehören im System der Mollusken nicht zu den Nacktschnecken – Foto © CMB.


Man frägt sich oft, wie die Tiere einen längeren Zeitraum ohne Niederschläge aushalten können; das Wasserdefizit muss doch nach 14 Tagen Trockenheit dramatisch ansteigen. Man weiss, dass Nacktschnecken jeglichen Hohlraum besiedeln können, dass sie sich eingraben und auch einen Meter tief unter der Erde zu finden sind. Hier nun eine weitere Überlebensstrategie: man besetze als Nacktschnecke ein nicht mehr gebrauchtes Haus – hier eine Tandonia, die ein Fleischfresser ist – möglicherweise hat sie den vorigen Häuschenbesitzer verspeist!

Abb. 14: Eine weitere Überlebensstrategie einer Nacktschnecke – Tandonia im Miet-Hause!


Die Vielfalt der Nacktschnecken ist riesig – hier als Anhang noch eine Nacktschnecke aus Spanien –  Parmacella valencienni (Webb & Van Beneden 1836). Der Anteil des Mantels an der Gesamtlänge des Tieres ist enorm.

Abb. 15a:  Parmacella valencienni (Webb & Van Beneden 1836) – Foto: © Fritz Schabel.

Abb. 15b:  Parmacella valencienni Kopulation, Extremadura/Spanien  – Foto: © Teresa Farino.

Abb. 16: Nicht vergessen werden darf auf die Gattung Milax (Familie Milacidae). Auch deren Kopulation findet am Boden statt; hier ein Foto von © Salvatore Canu aus Sardinien. Er entdeckte die beiden unter einem Stein. 

 

Abb. 17: Lehmannia marginata bei Immendingen im Regen. Während der Nacht findet man die Tiere hin und wieder weit oben in den Bäumen – Foto: © CMB.


Abb. 18: Der Wurmschnegel (Boettgerilla pallens Simroth 1912) ist – wurmartig – dünn und enorm lang und kommt in Mitteleuropa neuerdings häufiger vor. Hier ein Exemplar aus Bonemerse, Provinz Cremona, Italien (Foto: Damiano Ghezzi).


Abb. 19: Tandonia rustica – ein Albino aus Villachiara (Prov.Brescia, Italien). Man kennt ihn daran, dass die auf den Tentakeln befindlichen Augen ebenfalls weiss sind. Es handelt sich dabei um ein Spiel der Natur – Foto: Damiano Ghezzi.  


    Slugs are vermin – and they are to kill therefore, because they eat our salad and more. But keep an eye on the poison, because it kills all the slugs (also the ones that are helpful!), and depending on the poison, it is not recommended to eat those „organic vegetables“, that have had contact with it.

Therefore, we try to inform you shortly: all slugs with houses are Not vermin (Pic. 10) and no rival in our domestic garden, the apple snail and the banded snail will never try to do something with our salad, except it would already be lying in our compost or has dried (to death) already. Maybe slugs with houses have passed on the house in the evolutionary development, because it brings a big workload with it (Pic. 11).

Within the slugs without houses – so the poor ones – there are different types and species, and only one – the Arion – is frightful.

There are also slugs in a different-looking way; however those are not a rival for us, but useful creatures, who can track down the eggs of Spanish Slugs and loves them as a delicatessen. Those are animals of the type „Limax“ (not Arion). They differentiate themselves from the others through a keel (Pic. 4) and a blowhole in the back of the mantle (Pic. 5). They are putting on a show with their sexual behavior. Most known and found in our gardens is the tiger slug.

Another rather harmless is the less common animal of the type Tandonia (Pic. 7). Its keel reaches from the abdomen to the mantle. These animals are no vegetarians, but carnivores – earthworms and other slugs are on their menu.

Drop-outs look like that: during the evolution they have left their houses and it was reduced to a platelet on the back. However this example (probably T. scutulum from around the mountains of Siena) has managed to move underground too – they are or became carnivores and hunted worms from that point on – they are within the division of mollusks no slugs (Pic. 13).

Pic. 1a: Arion vulgaris (Spanish slug) – the enemy of every gardener – drawn together.

Pic 1b: the same species – stretched and looking for a partner.

Pic. 2: A partner has been found; Sperm have been swapped; both animals are going to lay eggs.

Pic. 3: Arion sp. – Rio Cubo, Cantabria, Spain – photo: Teresa Farino.

Pic. 4: A Limax relaxing – you can see the typical keel.

Pic. 5: a moving Limax: you can see the blowhole in the back of the mantle.

Pic. 6: So this is the acrobatic copulation of two Limaces – and again a terrific show.

Pic. 7: Tandonia (M = mantle) – a raw carnivore.

Pic. 8: Lehmannia – actually a forest inhabitant. Mentioned on the photo are: U=uterus, G=protein-gland, C=heart, R=kidneys. Photo: © Pierluigi Angioi

Pic. 9: Deroceras – this type owns a rather short keel; This photo (© Claudio Labriola) shows two examples at foreplay. Copulation of Deroceras juranum – Film on the site of Museum of Senckenberg.

Pic. 9b: Two Deroceras from Apennin near Bologna (© Beppe Pocaterra) in the beginning of copulation.

Pic. 10: Limacus flavus – the beer slug – a near relative to the real slugs (Limax). His German name reaches out to the fact that it is often found in moist basements, which were filled with beer barrels in the past.

Pic. 11: slugs with houses are the capitalists in the kingdom of snails: They actually have a house!

Pic. 12: Dear women – it is right: vanity means work.

Pic. 13: Drop-outs look like that: during the evolution they have left their houses and it was reduced to a platelet on the back. However this example (probably T. scutulum from around the mountains of Siena) has managed to move underground too – they are or became carnivores and hunted worms from that point on – they are within the division of mollusks no slugs – photo © CMB.

Pic. 14: another surviving strategy of a slug – Tandonia inside its hired-house!

Pic. 15a: Parmacella valencienni (Webb & Van Beneden 1836) – photo: © Fritz Schabel.

Pic. 15b: Parmacella valencienni-copulation, Extremadura/Spain – photo: © Teresa Farino.

Pic. 16: Not to forget is the type of Milax (family Milacidae). Their copulation – too – is happening on the ground; here a photo by © Salvatore Canu from Sardinia. He found these guys under a stone.

Pic. 17: Lehmannia marginata near Immendingen during rain. When it is dark, you can find these animals in high altitudes in trees – photo: © CMB.

Pic. 18: The Worm Slug (Boettgerilla pallens Simroth 1912) ist  – worm-like – thin and enormously long and is newly found in Middle-Europe. Here an example from Bonemerse, Province Cremona, Italy (photo: Damiano Ghezzi).

Pic. 19: Tandonia rustica – an albino from Villachiara (province Brescia, Italy). You can recognise it from the on tentacles located white eyes. It is a play of nature – photo: Damiano Ghezzi.

 



Was tun bei einer Invasion der „Spanischen Wegschnecke“ – ein paar Tipps finden Sie hier.

Schadschneckenproblematik in Wien, Niederösterreich und Burgenland. – PDF

Erfahrungsbericht einer Schneckenkornvergiftung – PDF

 

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