Kastanienminiermotte

© Clemens M. Brandstetter

Rund um diese Miniermotte rankt sich eine Verschwörungstheorie: Die Miniermotte der Gewöhnlichen oder Weissen Rosskastanie, wie sie eigentlich richtig heissen müsste, Cameraria ohridella Deschka & Dimic wurde 1986 beschrieben – die ersten Exemplare stammten aus der Umgebung des Ohrid-Sees in Mazedonien. Bald nach der Beschreibung gab es in Mitteleuropa, von Österreich ausgehend, eine explosionsartige Verbreitung. Fast jeder Biergarten und jede Allee, in der die Weisse Rosskastanie zu finden war, wurde geschädigt: das intensiv grün gefärbte Laub wurde bräunlich und fiel vorzeitig – nicht der Jahreszeit entsprechend – von den Bäumen. Alle Welt war sprachlos und wusste keinen Rat. Eigentlich gibt es bis heute keine wirklich wirksame Möglichkeit, der Plage "Kastanien-Miniermotte" Herr zu werden. Die Theorie war nun, dass dem guten Herrn Deschka Exemplare aus seinem Labor entwischt sind und von Oberösterreich ausgehend so eine Invasion in ganz Europa stattfinden konnte; eine Invasion deren Spuren man auch noch heute überall sieht. Damals waren die Tageszeitungen voll der Anschuldigen gegen Deschka – meines Erachtens ist das unbewiesener Unsinn; diese Art war von Mazedonien ausgehend in Ausbreitung begriffen; dadurch konnte man der Art dort überhaupt erst habhaft werden, beschreiben, und in Europa als Sensation verkaufen. Die Zeitungen waren eine zeitlang voll mit Theorien und Ratschlägen, letztlich hilft nur eines: die abgefallenen Blätter thermisch vernichten. 

Im Onlinemagazin Campus.leben (2011) erklärt Prof. H. W. Lack die Herkunft der Kastanienminiermotte – ganz wichtig erscheint mir, dass die Herbarien dieser Welt einen so wichtigen humanen Schatz darstellen. Diese Schätze werden von der Politik heute nur mehr wenig gepflegt, Bibliotheken werden dicht gemacht, Museen und deren Inhalte garen auf Sparflamme – das Steuergeld geht andere Wege….

Bemerkenswert und lesenswert sind die Ergebnisse eines Jugend-forscht-Projektes, das im Jahre 2006 in der Stadt Sarstedt erarbeitet worden ist. Nur die Weisse Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) und nicht die Rote (Aesculus pavia) wird von der Miniermotte besiedelt – toll, dass sich Lehrkräfte noch in solchen Belangen engagieren, Tatsache ist, dass der Biologie-Unterricht spannend sein kann, wie kein anderer Unterricht – letztes Endes geht es dabei ja auch um unsere engste Umwelt und um unsere Lebensqualität (nicht zu verwechseln mit dem Lebensstandard).

 

Abb. 1: Von der Miniermotte befallene Rosskastanie.

 

Abb. 2: Typisches Erscheinungsbild: der linke Baum (Rosskastanie) wurde befallen.

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