Ein Glas Wasser…

Je nach politischer Gesinnung gibt es ausgesuchte Feinde; wirft man alle Ansichten zusammen auf einen Haufen, so stellte man fest, dass alle aller Feinde sind. Ohne Ausnahme. Und Philosophen meinen mitunter, der Mensch sei sich selbst der grösste Feind. Naja, die Philosophen, werde manche sagen, so ganz dicht sind die nicht im Kopf. Die denken den ganzen Tag nach und hin und wieder kommt dann ein Bonmot – manche von denen schreiben Buch um Buch über das Innere und Äussere des Homo sapiens, wohl wissend dass ihre Ansichten nicht immer geteilt werden: dubito, ergo sum.

Ähnlich ist des Menschen Stellung zur Natur. Hier gibt es auch Dutzende Meinungen, ob denn nun ein halbes Glas Wasser bedeutet, dass es halb leer oder halb voll sei. Darüber lässt sich trefflich tagelang streiten, bis man feststellt, dass es Verdunstung gibt, und der Streit ein solcher um Kaisers Bart gewesen ist. Man nennt es auch Hornberger Schiessen – man bauscht eine Diskussion auf und stellt letztlich – meist gemeinsam fest: nix wars. Umsonst all diese Pros und Contras, die man sich an den Kopf geworfen hat. Die Untergriffe persönlicher Natur, die man versucht hat, um dem anderen zumindest nachzuweisen, dass er ein Lump sei – und Lumpen irren immer. Die Sachlichkeit bleibt auf der Strecke und plötzlich muss man untergriffig werden. So können Freundschaften in Feindschaften mutieren – und alles nur wegen eines Glases, aus dem das Wasser verdunstet.

In der Politik tun sich Leute zusammen die prinzipiell der gleichen Ansicht sind. Die wollen gewählt werden, weil Politiker sein ein gutes Geschäft ist. Nach einer Legislaturperiode hat man bereits Pensionsanspruch [Wiki über Deutschland: Pro Jahr der Mitgliedschaft im Bundestag erwirbt ein Abgeordneter einen Pensionsanspruch (Altersentschädigung) von 2,5 Prozent der Abgeordnetenentschädigung bis zum Höchstsatz von 65 Prozent (§ 20 AbgG), der ggf. nach 26 Jahren erreicht wird.]. Die Gegenseite im politischen Spektrum hat eine ebenso gleiche Meinung, allerdings konträr zu den anderen Politikern. Beide verkaufen dem Wähler ein Glas Wasser, wohl wissend, dass Wasser verdunsten kann und am Ende vom Versprechen nichts mehr übrig bleibt. Weil es aber eben ein Geschäft ist, in der Politik zu sein, will man dann bestimmen, wie schnell Wasser verdunsten darf. Man versucht dann das Wasser der anderen schlecht zu reden: es stinke, es sei toxisch, man habe es absichtlich vergiftet. Um solchen Streitereien aus dem Wege zu gehen, versuchen Parteien zu koalieren. Sie leeren ihre halbvollen Gläser in ein grossen zusammen, rühren um, und präsentieren dem Bürger ein volles Glas. Ein Glas, ein besseres habe es noch nie gegeben – und das Wasser beinhalte wertvolle Mineralien. Solche Wasserversprechen halten meist nicht, wie der Bürger nach einer Wahl meist betrübt feststellen muss. Das Glas hat Sprünge, das Wasser ist faul; er muss dürsten – die Politik ist aber so schlau und redet dem Bürger ein, dass ein Zuviel an Wasser ungesund sei. Das Wasser der Opposition schäumt, so wie sie selbst auch, am Schluss stellen allen fest: wieder einmal Hornberg – einfach – Endbahnhof. In vier oder fünf Jahren darf der Wähler dann neu entscheiden, wessen Wasser er trinken möchte, das Langzeitgedächtnis hat die Versprechungen vergessen, den Schmäh, die Lügen, das X, das sich als U entpuppt hat – und alles beginnt von vorne, wie des Meeres Wellen, alle fünf Jahre wieder.

Ja, so ist das mit dem Wasser. Man könnte auch über einen anderen Stoff schreiben, Schokolade, Feuerwehr, Wiesen, Sonne… meint

Der Brandstetter

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