Bewundernswert sind Leute, die Bäume pflanzen. Manche machen das als Gag, etwa wenn sie heiraten oder ein Kind das Licht der Welt erblickt. Manche machen es beruflich, etwa die Leute in einer Baumschule. Wobei die Bäume dort keinen Unterricht erteilt bekommen, und dennoch, sie lernen dort zu wachsen. Wobei man Bäumchen im Walde, die dort naturverjüngt aufwachsen, nicht ungebildet sind. Drum ist der Begriff Baumschule irreführend, besser verwende man Forstgarten. Dort werden die Samen professionell gesammelt – etwa hoch oben in den Fichtenspitzen – wiederum hoch oben in den Bergen unserer Gebirge. So sind diese Nachkommen schon geprägt für Winter, Schnee, Kälte. Manche unterlaufen die Natur dahingehend, dass sie Billigimporte nutzen und Fichten aus Ungarn ins Gebirge pflanzen und sich wundern, dass das „nix“ wird.
Der Sommer heuer war geprägt von vielen Waldbränden. 95% der Waldbrände werden gelegt – absichtlich oder unabsichtlich. Erfolgt es mit Absicht, dann geht es oft um Bodenspekulation, denn ist der Wald hin, dann tun sich die Ämter leichter mit der Umwidmung. Gemeinderat und Bürgermeister sind durch die Hitze weich gekocht und schwupp wird umgewidmet. In Süditalien sagt man, es stecke die Mafia dahinter; man muss sich fragen, wen treiben die Bürgermeister in Kalifornien oder auf Teneriffa zur Unterschrift. Unabsichtlich entfachte Brände passieren etwa durch Blitzschlag. Aber ein Glasscherben kann wie ein Brennglas funktionieren oder man stellt ein Auto mit heissem Auspuff ins hohe dürre Gras. Der Tschick – also noch glühende Zigarettenstummel – sind auch hin und wieder Auslöser von Bränden.
Brennt ein Wald, so hilft die Feuerwehr. Die Brände können durch Winde angefacht werden, dann sind die Wehren meist überfordert. Hubschrauber und Löschflugzeuge müssen her, um beim Löschen zu helfen. Hilft alles nichts, müssen Baufahrzeuge Schneisen anlegen, um dem Feuer Grenzen zu setzen. Besonders Nadelbaumwälder sind benachteiligt, denn diese Bäume produzieren Harze, und Harze verbrennen bei hohen Temperaturen. Gefährlich wird es, wenn der Wind das Feuer von Baumspitze zu Baumspitze jagt.
Interessant wird es, wenn über das Ausmass von Waldbränden berichtet wird. Die Politik will dann grosse Flächen, weil man dann regulierend leichter eingreifen kann (Mafia?). Naturschutzgebiete werden so leichter in Frage gestellt; etwa: das Totholz wirkt als Brandbeschleuniger und muss raus. Und wenn es draussen ist, ist ja kein Naturschutz mehr notwendig, denn es ist kein besonderer Wald mehr. Also dürfen sich die Waldeigentümer freuen, denn mitunter bekommen sie nun Narrenfreiheit. Dass Totholz vielen Lebewesen Schutz bieten, etwa Pflanzen, Pilzen, Käfern und Spinnen, wird übersehen. Brände bieten auch einen Neuanfang – und verbrannter Wald brennt nicht zwei Mal. In der Regel gilt: je grösser der Umfang eines Baumes, um so mehr Arten können dort ansiedeln – und neben den Allerweltsarten findet man dort die seltensten Käferarten, die etwa nur mehr an zwei oder drei Stellen in Österreich nachzuweisen sind. Zu erwähnen wäre der Lainzer Tiergarten bei Wien oder das NSG Bayrischer Wald. Es sind Rückzugsgebiete für seltene Arten – und man hört nichts über dortige Brände, weil sie einfach nicht stattfinden. Es ist sicherlich dem hohen Anteil an Mischwald geschuldet – imposant sind die riesigen Baumleichen und grosse sterbende Bäume, die dort aus Altersgründen ihr Leben beenden.
Schade, dass man aus Schaden nicht klüger wird: Mischwälder wären das Gebot der Stunde. Sie bieten Schatten, speichern Feuchtigkeit – ideal für die Sommermonate, meint
Der Brandstetter