Hochwasser beschäftigt die Menschen seit Urzeiten – Erzählungen über Wassergottheiten sind ein Indiz dafür, dass Menschen nicht nur Angst, sondern vor allem Ehrfurcht vor Wasser hatten. Wasser ist Lebensmittel und eine todbringende Flüssigkeit zugleich – nur auf die Dosis kommt es an, das sagte schon Paracelsus. Hochwasser ist in unserer industriealisierten Zeit ein grosses Problem, denn auf Wasser kann man auch Güter transportieren. Also werden auch in die Nähe von Wasserstrassen Industrieanlagen gebaut, die im Falle von Hochwasser, gegen dieses geschützt werden müssen.
Wasser kommt in mehreren Aggregatzuständen auf unserem Planeten vor: Eis kennen wir von den Polen und von den alten Wintermärchen. Eis und Schnee sind nahe verwandt – auch Schnee ist gefrorenes Wasser. Mit einem Vergrösserungsglas oder gar Binokular betrachtet, zeigen Schneeflocken bizarre Ausformungen – und keine ist ident mit einer zweiten Flocke. Wasserdampf kennen wir von Kochvorgängen oder Geysiren – auch in ihnen könnte gekocht werden – etwa Eier in einem Netz.
Hochwasser führt zu Schäden. Deshalb erlassen Gemeinden und Städte Bebauungspläne, die in rote, gelbe und grüne Zonen unterteilt sind. Versicherungen ziehen ihre Angebote von Gebäuden in roten gerne zurück und berufen sich auf ein Risiko. Wasser ist ein Medium, das in flüssiger Form überallhin eindringen kann, ja, es kann sogar – von Winden gepeitscht – aufwärts fliessen. Weil es eindringen kann, könnte es auch versickern und bis zum Grundwasserspiegel vordringen und diesen erhöhen. Gelingt das durch Verdichtung der Böden durch schweres Gerät in der Landwirtschaft nicht oder ist die Oberfläche durch Beton und Asphalt versiegelt, so wird das Wasser zum Oberflächenwasser. Es weiss dann nicht wohin und sucht sich seinen Weg nach Gutdünken und Gefälle. Dabei kann es auch durch Orte rauschen, je nach Intensität, kann es Gebäude verwüsten, unterspülen oder mitreissen. Zurück bleiben Schlamm, Lehm, Stauden, Wurzeln, Schlick und Dreck. Man müsste deshalb darauf schauen, dass das Oberflächenwasser in den Untergrund kommen kann. Die Kanalisation ist dafür nicht unbedingt geeignet, einerseits kann sie vielleicht nicht alles schlucken oder das Wasser kommt an einem tiefer gelegenen Punkt wieder zum Vorschein. Kopenhagen etwa wurde immer wieder durch Hochwasser geplagt, bis ein findiger Architekt die Oberfläche der Stadt porös gestaltete, durch Entfernen von Asphalt und Beton, wo möglich, sodass das Wasser in den Untergrund versickern kann – und teilweise in riesigen Kavernen gespeichert und nach Hochwasserereignissen dosiert entlassen werden kann. Kopenhagen wurde so zur Schwammstadt – und dieses System funktioniert…
Rinnsale, Bäche und Flüsse suchten sich früher ihre Wege in den Tälern nach dem Gefälle. Oft umflossen sie Felsen oder ähnliche Strukturen und in vielen Kurven erreichten die Flüsse ihr Ziel: das Meer. Der Mensch meinte nun, dass es vorteilhaft sei, wenn man Bäche und Flüsse begradige, sodass dass Wasser rasch abfliessen kann. Gleichzeitig tiefte man das Flussbett ein, um Überschwemmungen zu vermeiden. Oberflächen wurden versiegelt und bei starken Regenfällen, die mit der Schneeschmelze in den Gebirgen zusammen auftraten, kam es wie es kommen musste: die Flüsse können das Wasser nicht mehr aufnehmen und treten immer wieder bei solchen Konstellationen über ihre Ufer. Und nun sind wir in der Gegenwart angelangt. Der Klimawandel begünstigt extreme Wetterereignisse und somit lesen wir täglich, dass irgendwo Überschwemmungen stattfinden.
Diskussionen in den Medien führen dort zu Streitigkeiten: Überschwemmungen habe es immer schon gegeben. Andere meinen, es sei der vom Menschen initiierte Klimawandel durch CO2 und in der Folge Methan. Tatsache ist: wir haben unsere Landschaft verschandelt und sind für Eventualitäten nicht gerüstet. Der Mensch breitete sich rücksichtslos und egoistisch aus – und steht nun vor den Scherben seiner Taten. Er muss sich jetzt mit Notlösungen behelfen, etwa mit Sandsäcken und Gullisperren, grossräumige Rückbauten müssten überall durchgeführt werden, derzeit ist es nur ein Fleckerlteppich, meint
Der Brandstetter
Bemerkenswerte Literatur: Tambora und das Jahr ohne Sommer 1816. 1868 – das Hochwasser, das die Schweiz veränderte.