Das Fieber

Durch Zufall bin ich auf einen brisanten Film aufmerksam geworden. Es geht dabei um die Vermarktung von Anti-Malaria-Medikamenten. Tatsache ist, dass ein Kraut namens Einjähriger Beifuss – Artemisia annua – gegen Malaria hilft. Das ist schon lange bekannt, ein Nobelpreis für die Entdeckung des besonderen Inhaltsstoffes Artesiminin wurde 2015 an Frau Tu Youyou vergeben. Darüber gibt es ein tolles philatelistisches Exponat. Afrika wurde stets ausgebeutet und der Kolonialismus ist immer noch vorhanden und somit hat der Film es leicht, uns in den Schwarzen Kontinent zu entführen. Wir erleben, dass dieser Beifuss gegen Malaria-Erkrankungen hilft, dass die Chemie-Giganten den Inhaltsstoff nutzen und dass es eben auch Vereinbarungen gibt, die der „weissen“ Medizin seitens der WHO einen riesigen Vorsprung gegenüber der „schwarzen“ Medizin einräumt, ja sogar die afrikanische Medizin benachteiligt. Kolonialismus der feinen Art eben.

Ein ähnlicher Fall ist der Sirup aus einer Pelargonien-Wurzel des südlichen Afrika. Die Frankfurter Rundschau [Verfasser Tobias Schwab] schreibt dazu unter dem Titel „Ein Urteil mit Nebenwirkungen“: Der Pharma-Konzern Schwabe zieht Konsequenzen aus der jüngsten Umckaloabo-Entscheidung des Europäischen Patentamtes (EPA). Das Unternehmen, nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer bei pflanzlichen Arzneimitteln, will insgesamt fünf Patente zur Herstellung des umstrittenen Bronchitis-Mittels Umckaloabo künftig nicht mehr beanspruchen. Dirk Reischig, Vorsitzender der Geschäftsführung von Schwabe, begründetet den Schritt in Berlin mit einer „strategischen Grundsatzentscheidung über den zukünftigen Umgang mit Patenten auf pflanzliche Wirkstoffe und tradtionellem Wissen“. Schwabe stellt Umckaloabo aus zwei nur in der östlichen Kap-Provinz von Südafrika vorkommenden Pelargonien-Arten her. Die Wirkung der Wurzeln ist der einheimischen Bevölkerung seit Jahrhunderten bekannt. In der Ortschaft Alice stellen die Bewohner aus Pelargonien seit Generationen Tinkturen zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege und Tuberkulose her. Basierend auf diesem Wissen produziert Schwabe aus den südafrikanischen Wurzeln den Sirup Umckaloabo. Das Medikament rangiert in der deutschen Liste der beliebtesten Medikamente auf Rang 20. Schwabe vermarktet den Gewinnbringer als einzigartiges afrikanisches Naturheilmittel mittlerweile in 40 Ländern. Das Extraktionsverfahren zur Herstellung ließ Schwabe sich 2007 vom EPA patentieren. Für Michael Frein, Experte für Handelspolitik des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) ein „klarer Fall von Biopiraterie“. Das Karlsruher Unternehmen habe genetische Ressourcen aus dem südlichen Afrika und das traditionelle Wissen der Menschen in der östlichen Kap-Provinz monopolisiert. Unterstützt vom EED und dem African Center for Biosafety klagten die Bewohner von Alice gegen das Patent. Mit Erfolg. Ende Januar widerrief das EPA das Patent auf das Extraktionsverfahren von Schwabe. Die jetzt veröffentlichte schriftliche Urteilsbegründung führt aus: Das Schwabe-Patent beruht nicht auf einem „erfinderischen Schritt“, da das beschriebene Verfahren bereits zuvor ausreichend bekannt gewesen sei. Das EPA hat damit nicht über die Frage der Biopiraterie oder der nachhaltigen Nutzung der südafrikanischen Pelargonien-Wildbestände durch Schwabe geurteilt. Dennoch sorgt sich der Konzern um den guten Ruf seines Blockbusters und begründet den Verzicht auf insgesamt fünf Patente mit dem Hinweis, die Marke Umckaloabo könne sonst beschädigt werden. Die Ursache der öffentlichen Kritik an Umckaloabo liege in dem „komplexen Spannungsfeld zwischen dem internationalen Übereinkommen über die Biodiversität (CBD) und dem internationalen Patentrecht, wenn es um Fragen des geistigen Eigentums geht“, sagte Reischig. Schwabe wolle nicht länger Spielball „einer von uns nicht lösbaren Grundsatzdiskussion“ sein, sagte Reischig, und ziehe deshalb nun die Konsequenzen. Mit Umsatzeinbußen durch generischen Wettbewerb rechnet Traugott Ullrich, Geschäftsführer der Schwabe-Tochter Spitzner, nicht. Das Arzneimittel sei seit mehr als 30 Jahren ohne Konkurrenz auf dem Markt. „Offensichtlich sind die Hürden für die Zulassung nicht ganz so niedrig“, so Ullrich. Das Unternehmen erzielt mit Umckaloabo eigenen Angaben zufolge einen jährlichen Umsatz von 40 Millionen Euro. „Das ist für uns ein Durchbruch“, kommentierte Frein den Verzicht auf die Patente. Auch die gestern angekündigte Gründung einer Umckaloabo-Stiftung für soziale Projekte in Südafrika findet Frein „im Prinzip gut“. Die Stiftung müsse aber entsprechend der CBD arbeiten, fordert Frein. Es dürfe nicht nur um Charity gehen. Schwabe müsse auf die Menschen in der Region zugehen und mit ihnen über einen Vorteilsausgleich verhandeln. Die Umckaloabo-Stiftung soll Schwabe zufolge als erstes Großprojekt mit einer Million Euro den Bau des Nelspruit Scout Centers in der Provinz Mpumalanga finanzieren. In Zusammenarbeit mit Nangu Thina e.V. und den Pfadfindern der South African Scout Assosciation (Sasa) sollen Kinder und Jugendliche gefördert und zu einem selbstbestimmten Leben befähigt werden.

Das ist grundsätzlich ein erfreuliches Urteil und wir alle dürfen hoffen, dass mit dem Einjährigen Beifuss Ähnliches passiert und die Pflanze als afrikanisches Eigentum anerkannt wird….

meint „Der Brandstetter“

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