In einem Silbenrätsel könnten die drei in der Überschrift erwähnten Silben übrig bleiben und als letzte Aufgabe für den oder die Rätsellösende(n) wäre zu enträtseln, wie ein kleines Heimat liebendes Bergvolk im Hindukusch heissen könnte. Der Germane des heutigen Deutschland kann mit dem Begriff Heimat nichts mehr anfangen, sogar der Begriff Deutschland wurde ihm aus seinen Hirnwindungen vertrieben, weiss nun nicht, wie die Lösung heissen könnte, denn er kennt vor allem Mallorca und die Seychellen. Spass bei Seite, der Ernst ist schon traurig genug.
Wir wollen wieder einmal die Geschichtsbücher der letzten Jahrzehnte bemühen, sofern sie dies zulassen und wir müssen irgend wo anfangen, als sich die Briten als die Herren dieser Welt fühlten – all the world is mine – stets auf den Lippen. 1839 bis 1849 kämpft die indisch-britische Armee (die Frontkämpfer sind ausnahmsweise zuerst genannt) auf dem Boden der Paschtunier, um dem russischen Zaren Peter zuvorzukommen, der auf der Suche nach einem eisfreien Winterhafen war. So einfach war die Sache nicht und am Chaiber-Pass wurden 690 britische, fast 3.000 indische Soldaten und rund 12.000 Zivilisten aufgerieben, sprich getötet. Eine Strafexpedition unter George Pollock gegen – heute würde man sagen – die Ungläubigen, hatte nur kurzfristig Erfolg. Letztlich blieb den Engländern von Kabul aus ein Angriff auf die chinesische Qing-Dynastie versagt. 1919 wurden die Karten weltweit neu gemischt und Afghanistan drohte den Briten mit einer Annäherung an Russland, das in der Zwischenzeit mit jüdischem Geld und Lenin als Peitscher zur Sowjetunion mutiert war – ass die Revolution Millionen von Menschenleben forderte, wird heute gerne verschwiegen. Afghanistan wird nun zum Puffer zwischen den beiden Machtblöcken. Ab 1933 kam Zahir Schah als König an die Macht, nun wurde das Land ein konstitutionelles Königreich mit Wahlen, Zwei-Kammern-Parlament, Emanzipation der Frauen bis hin zum Frauenwahlrecht, samt Modernisierung der Infrastruktur und Pressefreiheit. Seine Politik war bei der Bevölkerung nicht unumstritten. Der langen Rede kurzer Sinn: 1973 stürzt Mohammed Daoud Khan das Königshaus und es folgt eine kommunistisch orientierte Republik. Man wollte die Gesellschaft umfunktionieren und der Bevölkerung das Lesen und Schreiben beibringen (siehe Wiki), was auf heftigen Widerstand stiess. Im Dezember 1979 marschieren die Sowjets ins Land ein, es folgt ein 10jähriger Stellvertreterkrieg; die USA, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützen die islamischen Mudschahedin, was 1989 zum überstürzten Abzug der Sowjets führt. 1992 übernehmen die Mudschahedin das Ruder in Kabul. Es folgt ein weiterer Bürgerkrieg – die Pakistanis unterstützen Gulbuddin Hekmatyār gegen die Islamisten. Verfeindete Milizen und Stammesführer kämpfen gegeneinander, es ist ein ständiges Blutvergiessen. 1994 gelingt es dem Minister Ahmad Schah Massoud die verschiedenen Milizen zu besiegen – nun kommen die Taliban ins Spiel – es sind versprengte Flüchtlinge in Pakistan, die dort Zugang zu religiösen Schulen erhalten. Massoud will die verschiedenen Gruppen demokratisch einen; die Taliban lehnen ab – sie wollen ein islamisches Emirat schaffen. 1996 marschieren sie in Kabul ein und errichten das Islamische Emirat Afghanistan, mittelalterlich anmutende Gesetze gelten nun in weiten Teilen Afghanistans. Massoud verbleibt im Norden des Landes und führt von dort aus seinen Krieg gegen die Taliban. Pakistan solidarisiert sich mit den Taliban und al Qaida; sie kämpfen nun vereint gegen Massoud. Etwa 45.000 Soldaten, darunter 14.000 Afghanen, stellen sich gegen Massoud und die afghanischen Zivilisten. Die UN benennen 15 Massaker gegen Zivilisten, oft gegen Frauen, das Grauen kennt keine Grenzen. Ab 2001 flüchten 1.1 Millionen Menschen vor den Taliban. Die National Geografic Society kommt zum Schluss [vgl. Inside the Taliban] „Das einzige, was zukünftigen Massakern der Taliban im Wege steht, ist Ahmad Schah Massoud“
Im Frühling 2001 spricht Ahmad Schah Massoud vor dem Europäischen Parlament in Brüssel und bittet um humanitäre Hilfe. Er warnt davor, dass sein Geheimdienst Informationen habe, denen zufolge ein großer Anschlag auf amerikanischem Boden unmittelbar bevorstehe. Am 9. September 2001 wird Massoud von al Qaida-Kämpfern ermordet. Zwei Tage später werden in den USA kurz hintereinander vier Flugzeuge entführt…
Osama bin Laden bekennt sich zu den Anschlägen des 11. Septembers; die USA fordern von Afghanistan seine Auslieferung. Dies wird abgelehnt; die USA rufen den Bündnisfall aus und im Oktober 2001 erfolgt die Invasion Afghanistans unter Führung der USA nach einem Entschluss des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Die Taliban ziehen sich nach Pakistan zurück und formieren sich dort neu. Afghanistan wird demokratisiert, in einer Präsidentschaftswahl wird Hamid Karsai als Präsident gewählt. Ab 2003 nehmen die Selbstmordanschläge der Taliban gegen Zivilisten in Afghanistan wieder zu. Es wird unter anderen das Haqqani-Netzwerk als Urheber gesehen. Nach und nach wird aber der Druck seitens der Besatzer auf die afghanischen Politiker reduziert; es kommt zu Wahlen – allerdings ist Wahlfälschung an der Tagesordnung. Ab 2015 bilden die Besatzer die afghanischen Sicherheitskräfte aus; parallel wird das Land vom Islamischen Staat (IS) und den Taliban bedroht und mit Anschlägen überzogen.
Im Februar 2020 unterzeichnen die USA und die Taliban in Doha ein Friedensabkommen. Die USA und die NATO verpflichten sich darin innerhalb von 14 Monaten aus Afghanistan abzuziehen; im Gegenzug müssen die Taliban dem Terrorismus abschwören und mit der afghanischen Regierung Friedensgespräche aufnehmen. Eben diese Regierung hat den Vertrag nicht mit unterschrieben, was bedeutet, dass es sich nicht um einen völkerrechtlichen Vertrag handelt. Im Juni 2020 kam es zu 222 Terrorattacken durch die Taliban gegen Sicherheitskräfte und Zivilisten. Hunderte sterben! Die Bundeswehr verlässt das Land im Juni 2021, es verbleiben nur türkische und US-Truppen. Die Regierungstruppen geben den Widerstand gegen die Taliban rasch auf; diese besetzen Stadt um Stadt – zuletzt Kabul – der amtierende Präsident Aschraf Ghani flieht ins Exil. Die USA ziehen ihre Truppen auf dem Militärflughafen zusammen, um Personen vor den Taliban in Sicherheit zu bringen…
Glaubt man dem Monitor (ausgestrahlt am 19.8.2021), so hat die deutsche Politik die Situation in Afghanistan jahrelang beschönigt – bis zuletzt – und auch heute noch!.
Wir alle dürfen gespannt sein, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt und vor allem, ob die Medien objektiv berichten; ob auf die vielen zivilen Opfer hingewiesen wird, die teils durch US-Drohnenangriffe, die von Ramstein aus gesteuert wurden und weiterhin werden (?) – alles im Sinne von Heilsbringung in Form von Freiheit und Demokratie, meint….
Der Brandstetter