Hauptstadt der Bewegung

Komisch, eigentlich wollte ich diesen Beitrag „Sprechblasen“ nennen – Ihr wisst, Disney oder Uderzo, lassen ihre Helden via Sprechblase artikulieren. Das hat einerseits den Vorteil, dass der Konsument lesen können muss und dass der Leser in Gedanken durchaus auch das Wort Wetter in Gedanken als solches aussprechen darf, und nicht wie unsere Tagesschausprecher „und jetzt zum Wetta…“ oder „und nun die Wettavorhersage…“ in den Äther pusten – gegebenenfalls auch mit Corona-Viren – oder werden die Damen und Herren vorher getestet?

Nein, es geht jetzt nicht um Corona, Corona sei Dank, sind unsere Nachrichtensprecher nicht arbeitslos geworden. Dabei wäre es doch interessant zu sehen, wie Klaus Kleber so zu Hause haust. Sie alle durften – wahrscheinlich ungetestet – weiterhin die Nachrichten von sich geben, die bildmässig vor Reuters und inhaltlich von einem Mitarbeiter der entsprechenden Gesellschaft auf Salonfähigkeit zensuriert wurden.

Nein, auch darum geht es nicht. Zensur findet statt – in Familie (sag nur das nicht!), im Unterricht (Filme werden von der Landesregierung geliefert), in den Nachrichten (das hatten wir schon). Würden man ein Wort 14 Tage in Haft nehmen (in Guantanamo sitzen manche schon 14 Jahre – aber die dürfen sogar täglich mehrere Stunden stehen) und eben dieses Wort würde abmagern, was bliebe: Nachricht – nach dem Richten – nachdem etwas geschehen ist – etwa Waterboarding – dass man dann berichtet, was passiert ist. Das wird es aber nicht, eben wegen der Zensur. No, Cuba is a very nice place, schnarrt es aus dem Fernseher… – wenn sich da einmal einer trauen würde, die Untertitel so zu verfälschen, dass da unten stünde, „Kuba ist eine schöne Insel für Masochisten, sie werden mehrmals täglich verhört und gefoltert“, ich würde den Kerl oder die Dame nach seiner oder ihrer Entlassung auf ein Bier und Wienerschnitzel einladen. Und ich habe gutes Bier und das Schnitzel würde ich heiss und knusprig liefern lassen.

Sorry, Thema verfehlt, setzen Fünf. Also zurück zu den Sprechblasen. Es ist erst 1/3 vom Dezember vorbei und schon gibt es Vieles zu vermelden, wo man denkt, bin ich jetzt im Kabarett oder bei einer Gerichtsverhandlung, wo der Richter permanent belogen wird – Zitat: ich bin hier der, der am meisten angelogen wird. Sehr wohl, Herr Rat, aber Sie können argumentieren, Sie können verurteilen, nachdem Sie wahrscheinlich herausgefunden haben, wer denn nun im Recht sei. Und ich? Ich darf alle paar Jahre wählen, mitunter nur zwischen Pest und Cholera, aber ich dürfte. Allerdings ich tue es nicht mehr, denn, wen immer ich wählte, mit einer, mit meiner Stimme, ich änderte nichts. Dass es einmal bei einer Wahl nur um eine Stimme geht, das mag bei einem Ortsverein passieren, aber in Bürs, in Vorarlberg, in Österreich oder gar Europa?

Also nochmals ein Versuch bezüglich Sprechblase: die lustigste von heute, Kretschmann, zu den Corona-Zahlen in BW. In seinem Bundesland darf man nicht mehr stehen bleiben, flanieren, wie er meinte; man muss stets in Bewegung bleiben, auch in Stuttgart, 2020 oder auch 21? Das war doch noch nie die Hauptstadt der Bewegung, das war doch München, oder? Dabei neigt der Schwabe doch zu einem gewissen Phlegmatismus, ruhig, behäbig, träg und meist gleichgültig – vor allem nach dem Genuss von seinen Spätzle, da beginnt der Schwabe keinen Krieg, keinen Ehestreit, da ist ihm alles egal (Oinr isch immr dr Aarsch). Ihn würde nichts – auch wirklich nichts emotional berühren, oder doch – etwa der Bericht des Corona-Ausschuss?

Themenwechsel zur „Vorlage zum Rundfunkbeitrag“ – Reiner Haseloff sprach zu diesem Thema. Weil zufällig die AfD derselben Meinung war, wie Haseloff, zog er in einer langatmigen Ansprache den Antrag zu eben dieser Vorlage zurück. Dabei ging es gar nicht um das, was der Kollege sagte und in einem Balken in der Tagesschau24 (nein, nix Kuba) unten stand. Es ging um eine Erhöhung des Rundfunkbeitrages, dem die AfD nicht zustimmen wollte und just aus diesem und nicht aus einem anderen Grund zog Haseloff etwas zurück; eine Mogelpackung, wie der erfahrende Staatsbürger weiss; ein wahrscheinlich braver Politiker, der auf den Steuerzahler schaut, denkt der Dummkopf, obwohl er gar nicht weiss, worum es geht. Der AfD hat Haseloff einen Riesendienst erwiesen, denn jeder Partei ist es egal, wer für sie stimmt, ob erfahrender Staatsbürger oder Dummkopf. Stimme ist Stimme! Dummköpfe kann man übrigens besser anschmieren, darum sind Richter keine Dummköpfe. Frau Patricia Schlesinger (Intendantin RBB) meint, viel Geld für die Öffentlich-Rechtlichen sei sinnvoll, denn so könnten die Sender Abstand von der Politik wahren. Liebe Frau Schlesinger, Sie hätten sich den idiotischen Untertitel sparen können; der Sender hat die Mogelpackung promotet (so heisst doch die Werbung heute…) – auch Ihr Kommentar zu Ihrem überhöhten Gehalt („Ich habe mir das nicht ausgesucht“) zeigt, dass Ihnen der Job irgendwann geschenkt worden ist. Kasperltheater nenne ich das, nur das Kasperle hat in der Realität des täglichen Lebens keine Chance.

Die Medien sind bekannt dafür, dass nach einer brisant aussehenden Überschrift im Textteil die heisse Luft rasch draussen ist. Wie bei einem Ballon, der undicht ist; ein Fliegenschiss, ein Fliegenfurz… Es ging auf Focus um ein Altenheim in Erkelenz, in dem es einem „ausgeklügelten Hygieneplan“ und die „strengen Hygieneauflagen“ gäbe und genau darum gäbe es dort mit Corona keine Probleme, so Focus. Schön denkt der Leser, was tun die dort? Nun, das ist nicht zu ergründen; jetzt in der Nachschau ist der Beitrag verschwunden, wahrscheinlich infiziert und vom Netz genommen.

Ja und dann meinte noch ein Politiker sinngemäss, dass der deutsche Bundestag unter Corona, wohl am meisten leide; das juckt in den Fingern, da muss man korrigierend eingreifen – nicht der Bundestag leidet, sondern der Steuerzahler. Eine Antwort auf meinen Einwand steht natürlich noch aus, es wird keine Sprechblase geben. Die Leute sind überlastet oder schon in den Startlöchern zu Oma und Opa…

Ja und dann meinte noch Bundeskanzlerin Merkel, man solle doch mit Besuchen zu Weihnachten haushalten, vor allem bei alten Leuten, Oma und Opa wurden erwähnt, denn sonst könnten es eventuell die letzten gemeinsamen Weihnachten gewesen sein. Liebe Frau Merkel, ausnahmsweise gebe ich Ihnen recht, ich habe schon einen Bretterverschlag angebracht und morgen werde ich noch die Kellertüre zunageln, meint

„Der Brandstetter“

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