M-Oral

Wer heutzutage nach Skandalen sucht, muss nicht lange warten. Da gibt es jene, die schon lange zurück liegen: Ministranten und der Herr Pfarrer von anno dazumal outen sich plötzlich und sie wollen die Last der Vergangenheit los werden; gemeint sind da natürlich die damals meist minderjährigen Jugendlichen. Dann gibt es die Seriösen, jedefalls meint es der Durchschnittsbürger. Plötzlich war der Seriöse vor kurzem ein Grapscher – dann gibt es noch die berühmten, Clinton und Lewinsky etwa. Oft geht es hier um oral und Moral. Miss Lewinsky hatte den Verkehr mit ihrem Chef nachweisen können, weil sie ihr Kleid mit Sperma des Herrn Präsidenten konserviert hatte. Übrigens, das Land über dem Atlantik beherbergt ein buntes Völkchen, das lustige Ansichten zum Thema „Sex-haben“ besitzt: 1991 veröffentlichte das Kinsey-Institut *) dazu statistische Auswertungen: 60% der Amerikaner sehen Oralsex und 20% den penil-analen Verkehr als „keinen Sex-haben“. Pikant war damals, dass der Chefredakteur der/des American Journal of Medical Association, Lundberg, diese Zahlen just in dem Moment veröffentlichte, nachdem Clinton eigentlich keinen Verkehr mit Lewinsky hatte. Lundberg verlor seinen Job, Clinton blieb im Amt. Lustig, nicht – zumindest im Nachhinein für uns… 

Wir wollen uns von Oral nach Moral bewegen. Es herrschen paradiesische Zustände in Panama und auf den Paradies-Inseln. Allerdings den Vorgarten zum Paradies finden wir auch in Luxemburg oder Malta. Wer gut informiert ist, weiss, wohin ich hinaus will: ja, es geht um die verbotenen Löcher, durch die der gewiefte Steuerzahler schlüpfen kann, wenn er gewillt ist. Dazu sei für den Durchschnitts-Staatsbürger und seines Zeichens meist auch Steuerzahler noch kurz erklärt, worum es geht:

Wenn ein Unternehmer, zB. ein Händler, einen Artikel einkauft, so hat er einen Einkaufspreis. Zu diesem schlägt er seine Unkosten dazu, etwa Transporte, Verpackung, Gemeinkosten, usw. – er kennt nun seinen Einstandspreis. Auf diesen schlägt er einen Betrag oder Prozente – sprich seinen Gewinn dazu – er kennt nun seinen Verkaufspreis ohne Umsatzsteuer (vulgo ohne Mehrwertsteuer). Auf den Verkaufspreis kommt nun noch diese Umsatzsatzsteuer drauf, etwa 20% für die meisten Artikel, nur 10% für Essen (in Österreich). Diese Umsatzsteuer liefert der Unternehmer an den Staat via Finanzamt ab, in dem er seinen Firmensitz hat – er verwaltet dieses Geld nur treuhänderisch, denn zahlen tut der Konsument, nämlich wir, die Umsatzsteuer. Vom Gewinn muss der Unternehmer Einkommensteuer – eine Gesellschaft Körperschaftsteuer, bezahlen – man könnte sie auch Gewinnsteuer nennen. Für diese Steuer gibt es nun die Schlupflöcher. Nur der Schelm denkt nun, dass diese Löcher im Zaun absichtlich gemacht wurden, damit sich da der eine oder andere seinen Steuersatz von 50% Prozent auf sage und schreibe 0,5% [A….n in Luxemburg] vermindern kann. Wohlgemerkt: der Fleischer im Dorf, der Bäcker in der Stadt, die Produktionsgesellschaft auf dem Land, für diese gibt es diese Löcher zwar auch, aber da muss man wissen, wo sie sind und wie das geht. Diese Leute beschäftigen sich lieber mit Leberkäs, Brezen und Stückkosten. Deren Gewinne sind teils so niedrig, dass sich das Beschäftigen eines Anwalts und die Anschaffung eines oder mehrerer Briefkästen nicht lohnt. Sie zahlen brav ihre Steuern. Wir, der Konsument, der Arbeiter und die Angestellte, wir bekommen so wie so nur den Nettolohn ausbezahlt – und wir haben keine Chance, unser Einkommen und somit die Gewinnsteuer zu manipulieren – übrigens bleiben diesen Leuten, sprich uns, nach Abzug der Beiträge und direkten sowie vor allem indirekten Steuern so wie so nur 10-15% des ursprünglichen Brutto-Betrages, den wir monatlich mit Kopf, Händen oder anderen Körperteilen verdient haben. Dieser Betrag, diese übrig gebliebenen 15%, nennt sich auch Kaufkraft. Wer es nicht glaubt soll nachrechnen!

Wo bleibt denn nun die Moral? Ja Leute, wo bleibt sie – anders gefragt, wie unterscheiden wir den moralischen vom unmoralischen Unternehmer. Das geht nur, wenn wieder einmal eine Stelle undicht wird, wenn sie leckt oder wie der Anglo-Amerikaner sagt, leakt. Aber sollten wir als Konsumenten da nicht eingreifen? Wollen wir das nicht wissen? Stimmt es wirklich, dass 60% nicht wissen, was Sex ist und eben so viele gar nicht kapieren, worum es geht, und wie wir alle beschissen werden? Aus weihnachtlichem Anlass: macht ein kleine Pause, schafft Proviant her – für eine kurze Nachdenkpause und schaut den Beitrag (01:21:02) an – es muss ein gut gemachter Fake sein – Schwindelei wie es Deutsche nennen….  

Wir müssen darauf drängen, dass auf Rechnungen und Barbelegen, auf denen so viel Informationen drauf stehen, die uns nicht interessieren müssen, auch der Vermerk zu stehen kommt „Dieses Unternehmen zahlt seine Gewinnsteuer in [oder nicht in] Deutschland, Österreich oder Absurdistan“. Und dann kann er, der Kunde, der Konsument mit seiner Kaufkraft, das machen, was er will: den Unmoralischen sein Geld in den Hintern oder sonstwo schieben oder dort kaufen, wo seine Kaufkraft eigentlich hinkommen sollte: zu jenen in seiner Nachbarschaft, die für unsere Infrastruktur sorgen (Strassen, Post, Bahn…) und Arbeitsplätze zur Verfügung stellen.

Allerdings, so schreibt die Süddeutsche Zeitung: „Generell gilt: Der Besitz einer Offshore-Firma ist für sich nicht illegal. Es gibt auch eine Reihe von Geschäften, für die es logisch erscheint, zu einer Offshore-Firma zu greifen. Aber wer sich in den Panama Papers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: die Verschleierung der wahren Inhaber der Firmen. Das erschwerte auch die Arbeit der Journalisten. Oftmals halten die Vermittler der Offshore-Firmen – Banken, Anwälte, Vermögensberater – den Namen der Kunden nämlich geheim oder setzen Strohmänner ein. Tausenden Spuren gingen die Journalisten innerhalb der internationalen Kooperation nach und prüften Belege, studierten Verträge und sprachen mit Experten.

Die „Offshore-Leaks“ gewährten erste Einblicke in einen Sumpf, dann folgten die Panama-Papers und nun die Paradise-Papiere. Jedes der Lecks bzw. Enthüllungen brachte Millionen Dokumente zu Tage; wie gesagt nicht alle, die man in der Datenbank findet, sind kriminell. Das herauszufinden wird Arbeit für die Justiz für sehr lange Zeit bedeuten. Sozusagen ein sicherer Arbeitsplatz!  

Ans Eingemachte in der Datenbank geht es hier: International Consortium of Investigative Journalists – wir können uns informieren über Offshore-, Panama- und Paradies-Papiere. Und dann natürlich agieren und reagieren. Jedenfalls kann keiner behaupten, er/sie hätte von „nix“ gewusst.  

Firmen, die einen Firmensitz auch auf den Bahamas haben, sollten uns erst einmal suspekt vorkommen. Der Markt von rund 350.000 Menschen, die verstreut auf Dutzenden Inseln leben, ist für die meisten Firmen, die dort ihren Sitz haben, beschwerlich zu bearbeiten. Welcher Vertreter wollte von Insel zu Insel tuckern, um seine tollen Produkte zu verscherbeln – ok, vielleicht im Urlaub, um seine Kasse mit etwas Schwarzgeld aufzufüllen. Wir schliessen daraus, dass die dort eingetragnen Firmen nur Gewinnsteuern sparen wollen. Die Bahamas sind eine parlamentarische Monarchie, Staatsoberhaupt ist Queen Elisabeth II. – vielleicht können wir den Austritt Grossbritanniens aus der EU nun besser verstehen, zumal London der grösste und bedeutenste Finanzplatz auf unserem Planeten darstellt. Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, dem dürfte nun ein kleines Lichtlein aufgehen.

Alles Theater? […auch das OKW sprach immer vom Endsieg!]

Noch ein Wort zum grössten Heuchler Europas – Jean-Claude Juncker. Als Finanz- und Premierminister Luxemburgs strickte er die Gestze des Landes so, dass manche Unternehmer und Unternehmen ihre Gewinne nur mit 0,5% versteuern dürfen – alles rechtens und legal – aber alles moralisch in Ordnung? Dass Juncker zur christlich-sozialen Partei gehört muss nicht extra erwähnt werden; es rundet mein Bild an den Ecken ab. Ein berühmtes Zitat von ihm ist „wenn es ernst wird, muss man lügen…“ – Herr Juncker hält auch Vorträge, mieten Sie ihn doch zu Ihrer Geburtstagsfeier oder jetzt zu Weihnachten! Das Honorar ist für Sie als „Bildungsausgabe“ absetzbar, allein Herr Juncker wird es wahrscheinlich gar nicht oder zu einem geringen Satz versteuern. Dieser Herr, dem alle Politiker Europas ehrfurchtsvoll die Hände schütteln, ist auch verfilzt mit Geheimdienstgeschichten und Bombenanschlägen – sprich Staatsterror. Das führte 2013 zu Neuwahlen und seine Partei wurde wieder stärkste Partei – wie dumm sind denn die Wähler und braven Steuerzahler?

Apropos Wähler: wussten Sie, dass Nichtwähler die stärkste Partei in manchen Staaten wären? Wäre es da nicht sinnvoll eine Partei zu gründen, die PDN [Partei der Nichtwähler]? Man kann auch anders rechnen – bei einer Wahlbeteiligung von 60% erhält eine Partei 40% der gültigen Stimmen – macht nach Adam Riese eigentlich nur 24%, also nicht einmal ein Viertel! Der Autor dieser Zeilen ist erklärter Nichtwähler, weil er „politikerverdrossen“ ist. Er träumt davon, dass eines Tages Wahlen wären – und keiner ginge – aus Protest – hin! Weil die da oben doch nur Theater spielen, weil die sich im Parlament Wortgefechte liefern und dann im Cafe Demel zusammensitzen und sich über den depperten Steuerzahler lustig machen. Doch wie können wir dem noch Einhalt gebieten? Wie können wir verhindern, dass die USA nordafrikanische und asiatische Staaten überfallen, wie bewirken, dass all die Junckers hinter Gitter kommen, wenn sie Gesetze verletzen, wie, dass wieder Recht und Ordnung einkehre in unsere Länder, wie, dass alle gleichberechtigt sind, wie, dass Firmen sich nicht das Recht am Erschaffen von Leben patentieren lassen können? Wie, dass Universitätsprofessoren noch die Wahrheit sagen und schreiben dürfen, ohne Angst um ihren Job haben zu müssen? Wie?

Napoleon Bonaparte versprach „seinen“ Franzosen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Viele Katalanen wollen mit der von Korruption geschüttelten EU nichts mehr zu tun haben. Maltas Polizei sieht weg, wenn eine Jounalistin in die Luft gesprengt wird. Die Dieselauto-Hersteller haben uns jahrelang angelogen, die Politik spielte mit, ebenso wie die Kontrolleure – und sie tun es noch heute!

Geht es uns wie Corrado Cattani [Allein gegen die Mafia]? **) Wir können wählen, wen wir wollen – nur die Schweine an den Geldtrögen ändern möglicherweise ihre Farbe – Korruption und Lügen bleiben! Die Zeitungen sind willfährige Helfer dieses Systems – sie werben für Bares [auch für die Unmoralischen] und berichten dann von all den guten Taten, die die Politik den Bürgern antut. Also doch Lügenpresse?!

Nochmals die Frage: wie können wir das ändern? 

Auf Antworten freut sich

„der Brandstetter“

 

*) Das Kinsey-Institut befasste sich schwerpunktsmässig mit der Erforschung der Sexualbiologie des Homo sapiens. Mr. Kinsey, Zoologie-Professor an der Indiana-Universität, hat mit der Forschung – wie alle – klein angefangen: er mit seiner Sekretärin. In heutiger Zeit wäre so ein kleine aber feine Firma undenkbar, „Grapscher“ würde es doch gleich oder Jahre später heissen. Die beiden erforschten den menschlichen Orgasmus, notierten Werte von Blutdruck und Atemfrequenz. Später interviewten die beiden Tausende von Studenten und publizierten zwei Bücher, 1948 über das Sexualverhalten des menschlichen Mannes (Human Male), 1954 über das der menschlichen Frau. Kritik kam von „berufener Seite“ (wer immer das war), seine Ergebnisse seien nicht repräsentativ für die US-Gesellschaft, sein Nachfolger Paul Gebhard, „säuberte“ die Daten von ergebnisverfälschenden Faktoren, kam aber im Prinzip zum gleichen Ergebnis wie Kinsey – Profis sind halt auch nur Laien! Deren Ergebnisse in Kurzform im Wiki.

Die Untersuchung biologischer Spuren übernimmt in Deutschland das Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Kiel. Biologische Spuren sind Blut, Sperma, Haare, Speichel. Bemerkens- und lesenswert ist hierzu der Bericht der Kripo in Österreich zum Fall Jack Unterweger.       

**) Die Serie „Allein gegen die Mafia“ war eine Fortsetzungsserie (orig. „La Piovra“ – Die Krake) in zehn Staffeln zwischen 1984 bis 2001. Die Serie war ein Strassenfeger! Das ZDF war Ko-Produzent, zeigte aber die zehnte Staffel bis heute nicht im Patschenkino. In Italien machte die „Ehrenwerte Gesellschaft“ so viel Druck auf den RAI, dass die Serie dort keine Fortsetzung fand. Nun muss man fragen, ob sich das ZDF wegen seiner zehnten Staffel schämen tut – ich kann versichern: es gibt Schlechteres im Fernsehen!


Ergänzend sei noch erwähnt, dass im Laufe dieses Monats die 60.000 Missbrauchsfälle in Australien ins Gespräch kamen. Bemerkenswert ist, dass es kaum interessiert; die katholische Kirche lehnt es ab, dass das Beichtgeheimnis gelockert wird, sodass diese kriminellen Vorgänge in ganzer Grösse ans Tageslicht gelangen können. Die Kriminellen im Bereich Kirche und Jugendorganisationen können offensichtlich weiter machen…. 

 

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