Jamaika

Die Insel wird in Kreisen der Politik immer wieder erwähnt; allerdings geht es dabei nicht um die Insel selbst, sondern um die Farben der Flagge des Inselstaates: schwarz, grün, gelb. Das lässt uns aber kalt, denn wir wenden uns einem jamaikanischen Falter zu, der nur an wenigen Stellen auf der Insel, sonst aber nirgends auf der Welt vorkommt: Papilio homerus – er wurde 1793 von Fabricius nach einem Gemälde von William Jones beschrieben. Das Gemälde entstand um 1783. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass diese Schwalbenschwanz-Art die grösste Art der westlichen Hemisphäre ist, seine Spannweite ist unübertroffen. Die Raupe ernährt sich von den Blättern der auf Jamaika endemischen Pflanze namens Hernandia jamaicensis Britton & Harris, die ausschliesslich auf Kalkgestein-Untergrund vorkommt. Die Pflanze gehört zu den Lorbeerartigen Gewächsen innerhalb der Eierfruchtbaum-Gewächsen.      

Wie viele andere Tiere auf unserem Planeten ist auch dieser Falter, der dem Dichtervater Homer gewidmet ist, vom Aussterben bedroht. Primär, wie immer in den Tropen, geht es ums Abholzen der Urwälder für den Export von exotischen Hölzern und um das Aufforsten mit schnellwachsenden Nadelbäumen oder Nutzpflanzen, wie Bananen oder Kaffee. Auf Jamaika wurden zahlreiche Flächen entwaldet und mit Pinus caribbea aufgeforstet. Dieser Nadelbaum wächst rasch und kann als Feuerholz verwendet werden. An den beiden Flugstellen des Falters auf der Insel wird Bauxit abgebaut; dadurch entstehen grossflächige Wunden in der Landschaft. Hier ändert sich das Mikroklima: Winde können über die Oberfläche streichen, Feuchtigkeit kann nun entweichen, die Flora ändert sich, was zu weiteren nachhaltigen Veränderungen führt. Hinzu kommt noch die Wilderei: trotz der Schutzbestimmungen und Aufklärung der Bevölkerung kommt es immer wieder zu Entnahmen von Faltern aus der Natur. Emmel & Garraway haben bereits 1990 alles veröffentlicht, was sie über diesen wunderbaren Falter wussten. Erfreulicherweise sind Teile der Homerus-Fluggebiete recht unzugänglich – und nicht jeder Baum hat seinen Forstweg.      

Immerhin haben die Jamaikaner den Falter nun als „Nationaltier“ entdeckt, so wie die Politik, die Insel entdeckt hat. Dabei wurde die Insel schon im siebten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung vom Festland aus besiedelt. Die Spanier kamen 1509 und blieben 150 Jahre, danach nahmen die Engländer die Insel für 300 Jahre in Besitz. Verschiedene Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. 1962 wurde Jamaika selbständig und ist seitdem „freies“ Mitglied des Commonwealth. Auf ihrem Weg von Süd nach Nord passieren rund 80 Tonnen Kokain jährlich die Insel. Korruption und Kriminalität sind an der Tagesordnung. Und, es sei noch erwähnt, dass die „chichimen“, sprich die Schwulen, auf der Insel massiv diskriminiert und verfolgt werden.

Wären unsere Politiker etwas mehr gebildet und würden sie die Hintergründe kennen, sprächen sie sicher niemals von einer Jamaika-Koalition. Allerdings, weiss da der mit Verschwörungstheorien vertraute Staatsbürger und/oder Schelm, an dessen Auge so manche Regierung vorbei gezogen ist, sofort, woher dieser Koalitionsname stammen könnte…

meint "der Brandstetter"

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