Alptraum…

Wer schon einmal schlecht geträumt hat, weiss, was ein Alptraum ist. Dies ist ein Albtraum, der in den Alpen geträumt wird. Der Mensch versucht im Traum Probleme zu verarbeiten, d. h. er stellt sich nächtens ein Problem, das er während des Traumes zu lösen versucht. Manches Mal sind es banale Dinge, die allerdings im Traum gigantische Ausmasse annehmen können, kein Vergleich zu einem nassen Traum, den manche Männer zu bewältigen haben.

Der letzte Albtraum nahm beim Verfasser dieser Zeilen mit einem lapidaren Verkehrsunfall seinen Ausgang. Wie jeder weiss, ist bei einem solchen Ereignis – auch wenn der Träumer am Unfall nicht Schuld hat – eine Versicherungsmeldung zu erstatten. Ordnung muss ein, auch im Traum. Eine solche kann brieflich oder per Fax erfolgen. Als papiersparender Melder wollte ich diese Meldung per Fax erledigen und begab mich dazu in ein nahegelegenes Büro. In dieses konnte ich allerdings nicht gelangen, weil neben der Eingangstür ein kleines Kästchen montiert war, das sich nun selbst Leben einhauchte, aufleuchtete und dem ein sanfter Wind samt Lichtwellen entströmten. Ich erkannte sofort, dass es sich um ein Gerät zur Gesichtserkennung handelt. Der Eingang wurde mir verwehrt und neben dem Kästchen öffneten sich kleine Löcher, auch Schiessscharten genannt, aus denen Rohre in meine Richtung zu zeigen begannen. Irgendwo begann nun ein Zählwerk zu laufen – und ich gab Fersengeld. Ich hörte nun auch noch Sirenen. Auf meinem Fluchtweg traf ich einen Bauarbeiter auf einer Baustelle. Ich frug ihn, was sich ereignet hatte und er meinte, dass die NATO Russland angegriffen hatte. Auf einen Schlag wurde mir nun klar, dass wir als Europäer uns von den USA zu lösen haben – und plötzlich entstand ein Traumriss – der Puls war doppelt so rasch als üblich und das Herz pochte. Wach oder im Halbschlaf war mir klar geworden, dass sich Europa von allem abkoppeln muss. Keine US-Virenprogramme, kein Windows, kein Oracle – kein Euro-Server und keine Cloud von uns darf im Ausland stehen. Atomzeit – ade, auf jedem Kirchturm haben wir regionale Zeiten, wir müssen uns auf kleine Einheiten zurück schrumpfen, auf Staaten, Bundesländer, Bezirke, Gemeinden und Weiler. Jede Einheit, grösser als eine Familie, ist von anderen abhängig und manipulierbar. Das muss verhindert werden. So nach und nach wurde ich ganz wach, der Traum und das Halbwachsein waren vorüber – was blieb, war ein bitterer Nachgeschmack aus all dem Erlebten.

Wenn das Träumen als besonderes Erlebnis dargestellt wird, so hatte ich einen besonderen Traum. Nicht alle Einzelheiten sind in mein Gedächtnis gelangt, aber ich kann mich an Vieles erinnern. Vor Jahren hatte ich immer denselben Traum: ich gelangte – wie Betty und Tom – in Mark Twains Roman in ein Höhlensystem, dunkel, grauslig – wohl am Ende das Tageslicht wiederfindend. Der Traum wiederholte sich immer wieder, Nacht für Nacht, und blieb im Gedächtnis. Höhlen waren und sind für mich Furcht einflössend – aber irgendwie gab es Nächte, in denen ich träumen konnte, was ich wollte, am Schluss musste ich durch diese Höhle durch…

Man behauptet, es gäbe einen REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement), in dem man besonders oft träumen würde – mag sein – dass auch hier das prozedurale Wissen getestet wird und sich die Abläufe in einem Traum immer wiederholen, so wie die Armbewegungen beim Schwimmen oder die Balance beim Fahrradfahren. Egal, die Wacherfahrung hat ausgereicht, um mich bestätigt zu fühlen, warum ich jahrzehntelang kein Händy nutzte und immer noch keine Armbanduhr mein Hangelek schmückt, den Kirchen sei Dank – und wenn die Zeit einmal stehen bleibt, so geniesse ich den Moment, meint

"der Brandstetter" 

         

    

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