Derzeit ist in aller Munde, was den Schusswaffeneinsatz betrifft. Ich will die Diskussion darüber etwas hintanstellen und einmal in die Natur blicken: Da gibt es eine Pflanze, die bei uns auf den Namen "Grosses Springkraut" hört. Manche nennen die Pflanze auch "Rühr-mich-nicht-an", oder wie der gebildete Botaniker sagt: Impatiens noli-tangere. Das mit dem "Nicht" meint die Pflanze aber nicht so, sie will, dass man sie berührt, denn nur dadurch kann sie im Herbst, die unter Zellsaftdruck stehenden Schoten aufsprengen und die Samen so bis zu drei Meter weit in die Umgebung spritzen. Karl Heinrich Waggerl hat in seinem "Heiteren Herbarium" ein kleines Gedicht dazu verfasst.
Wie sieht es denn im Tierreich aus? Gibt es da einen "Wilden Westen" oder geht da alles ausschliesslich friedlich vor, halt so wie wir uns das im menschlichen Zusammenleben als Ideal vorstellen. – Immer wenn wir das Liebensleben im Tierreich ansehen, finden wir auch Extremes (das soll es im Menschenreich übrigens auch geben!). Verliebte Weinbergschnecken – haben auch einen Schussapparat: um den Partner – halt hier muss etwas einfliessen: "Alle Organe und Angehörigen der [österreichischen] Universität XY sollen sich in Aussendungen, Formularen, Protokollen, Reden, Interviews und anderen an die Öffentlichkeit oder an die Universitätsangehörigen gerichteten Mitteilungen und in der Lehre einer geschlechtergerechten Sprache bedienen. Es soll daher in allen Schriftstücken und öffentlichen Äußerungen entweder explizit die weibliche und männliche Form oder eine geschlechtsneutrale Bezeichnung verwendet werden. Unsachliche Differenzierungen zwischen Frauen und Männern sind zu unterlassen. Die Verwendung von Generalklauseln, in denen z.B. zu Beginn, am Ende oder in Fußnoten eines Textes festgehalten wird, dass die gewählten personenbezogenen Bezeichnungen für beide Geschlechter gelten, ist unzulässig. Formulierungen sowie Organ- und Funktionsbeschreibungen sind so wählen, dass sie Frauen und Männer gleichermaßen betreffen".
Also ich beginne nochmals von vorne mit den Weinbergschnecken (gut dass es an den Universitäten keine Zwitter gibt!) und formuliere es anders: wenn also zwei dieser Tiere (merke "das Tier" – geschlechtsneutral!) sich treffen, verlieben und beschliessen gemeinsame Kinder zu zeugen, dann müssen die sich zuerst in Ekstase schiessen. Dazu haben sie – wie etwa Indianer und Indianerinnen und auch mitunter Indianerkinder – Pfeile, gut einen Zentimeter lang, aus Kalk gebildet und diese Pfeile – die sinnlicher Weise noch mit einem die Schnecken betörenden Sekret versehen sind, diese Pfeile treiben sie in das Partner (geschlechtsneutral! Aber schlechtes Deutsch).
Wesentlich einfacher im Sinne vom Gender-Wahnsinn lässt sich das überaus komplizierte Kopulationsverfahren bei der winzigen Käfer-Gattung Aleochara beschreiben. Gack & Peschke (1994) haben darüber berichtet. Man erspare mir das hier nun abzutippen. Die Männer operieren da mit einer Auswurfgeissel, mit deren Hilfe "Er" das Sperma in die Dame transportiert und dort den ballonartigen Behälter aufsprengt, letztlich aber "Sie" entscheidet, ob sie das Sperma überhaupt verwenden will.
Wenn wir nun in unsere reale Welt zurückkehren, so stellen wir fest, dass wir doch im Plem-Plem-Land zu Hause sind. Juristen machen sich bei uns Gedanken, ob sich "Sie" angesprochen fühlen darf, wenn da "Sehr geehrter Steuerzahler" steht. Und "Er" und "Sie" freuen sich, dass sie nun direkt angesprochen sind, nicht ahnend, dass die Steuern so oder so zu bezahlen sind. Oder die Meldung im Managermagazin: Frau Nahles gedenkt 1.600 Zollbeamte (keine Beamtinnen?) zusätzlich einzustellen – zur Prüfung des Lohndumping-Gesetzes – und man lese und staune, die werden bewaffnet! Sinnigerweise steht als Bildunterschrift "Bundesarbeitsministerin Andreas Nahles" – der Genderwahnsinn wird da ad absurdum geführt [MM hat das leider richtig gestellt – und über die Meldung kann man jetzt nicht mehr lachen, sondern sich nur mehr – wie über viel Anderes – nur wundern]…
meint Clemens M. Brandstetter
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