Nachträglich entwertet

ist ein kleines Exponat über einen vielfach etablierten, aber selten zur Anwendung gebrachten Stempel. Da "Nachträglich entwertet" sehr zweideutig ist, hat sich der Autor des Exponats (C.M.Brandstetter) dazu hinreissen lassen, darüber ein bisschen zu schwadronieren. Das Exponat könnte auch "Von der Arbeit der Postler" heissen, aber es träfe den Nagel nicht mittig auf den Kopf: früher – ja früher war doch alles anders – und vor allem besser. Aber stimmt das? Noch nie ging es uns so gut wie heute – vielleicht trifft es ja nur beim Kalorien-Zählen zu, aber schon beim Arztvergleich mag man schon kräftig hinken, ob der Operation, die unnötig war oder die eben nicht so verlief, wie man es sich vorgestellt hat. Sei's drum, das Exponat führt uns über den "Grössten Feldherrn aller Zeiten" direkt auf den Strich. Dass die Postler hin und wieder schlampen ist bekannt, wie sonst kommt die Post des Nachbarn in unseren Briefkasten? Dabei wird der Postler ja eingeschult, zumindest in Frankreich, und er wird auch unterwiesen, zumindest beim Verhalten gegenüber den aggresiven Vierbeinern. Das Blatt "Nadeln statt Schläge" hat nichts mit irgendwelchen Foltermethoden zu tun – Waterbording – man möge es mir verzeihen, wenden wir auch beim Ablösen von Briefmarken an. [von einem Medizinphilatelisten wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass es sich um Tintenstrahldrucker handeln würde – es wird gerne zur Kenntnis genommen und weiter erzählt!] Besondere Aufmerksamkeit soll der aufmerksame Betrachter auf das Blatt „Berühmte Postler“ werfen: heute werden Emails vom „Grosssen Bruder“ mitgelesen, was eigentlich unter Freunden gar nicht geht. Dass das Überpinseln von Marken [20 Jahre Vertreibung] mit Farbe während des innerdeutschen Postkriegs üblich war, ist nicht jedem bekannt. Die Vertriebenen wurden somit mehrfach entwertet.

 Die Marke "20 Jahre Vertreibung" wurde während des innerdeutschen Postkriegs geschwärzt.

Dass die Leute der Stasi im Geäst der Bäume den Adolf Hitler vermuteten, mag heute belustigend sein, aber all das ist nur ein paar Jahrzehnte her und die Farbe ist noch nicht einmal ganz durchgetrocknet. Briefmarken und Inflation ist ein tolles Thema, dass wir Österreicher oder Deutschen – im Gegensatz zu manch einer anderer Nation – bei der 100%-Inflation zu 100% über den Tisch gezogen wurden, ist bekannt. Dass andere Nationen Briefmarken bis heute weiterverwenden dürfen, weiss nur der Philatelist. Die Ein-, Zwei- oder Mehrdeutigkeit von "Nachträglich entwertet" wird aufgezeigt und auch, dass die meisten Stempel nichts als "Mache" darstellen – also Gefälligkeitsabstempelungen und mit Bedarfspost nichts zu tun haben. Das zwölfte und letzte Blatt befasst sich mit "Nachträglich-Entwertet"-Stempeln, die die Personen oder Werke, die auf den Briefmarken dargestellt sind, eben nicht hätten "nachträglich entwerten" dürfen oder sollen, eben Personen, die z. B. den Krieg bildlich nicht glorifiziert haben oder die so viel Zivilcourage aufgebracht haben, Signale zu setzen, wie etwa der deutsche Bundespräsident Heinemann.

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