Ausgegrünt?

Mit der Regierungsbeteiligung der Grünen in Deutschland zeichnete sich deren Niedergang bereits ab. Man müsse, so ein alter Grundsatz, einem politischen Newcomer nur Verantwortung übergeben, so zeige sich schnell, ob die was „drauf“ haben oder nicht. Zugegeben: jene die abtreten müssen, machen es den „Neuen“ nicht einfach. Regierungsgeschäfte werden nicht immer so übergeben wie etwa eine Firma, wo das Interesse besteht, dass eine nächste Generation auf dem Fundament der Vorvorderen aufbauen kann, soll oder muss. Man würde ja meinen, dass jene die in den Ministerien arbeiten bleiben, ob nun der Kopf vorn dran rot, schwarz, blau oder grün leuchtet. Nein, meist wird diese Riege durch eine neue ersetzt, und Gerüchten zufolge, soll es da nicht immer ganz sauber zugehen. So manches Projekt wird da abgewürgt oder ein neues in Angriff genommen, das bisher nicht einmal angedacht war. Neue Besen…. wie der Volksmund es schon lange formuliert!

So ging es auch den Grünen in Deutschland. Nachdem man sich in den 1970er-Jahren profilieren konnte – die Ölkrise machte es möglich – in den Gehirnen mancher Wähler fanden grüne Ideen Platz, denn die atomare Angst hatte sich etabliert und so manche(r) machte sein Kreuz bei den Protestparteien: Schlimmer kann es nicht kommen. Die Grünen wurden eine Art „Alternative für Deutschland“ – Anti war wichtig: Anti-Atom, Anti-Krieg, Anti-Establishment. Ein paar Jahre später fanden sie sich im Bundestag wieder. Provokation und Kritik waren plötzlich Bestandteil der Diskussionen. Öko, Müsli und Bio finden Platz im politischen Alltag. Aber so richtig funzte es noch nicht, doch es kam die Wiedervereinigung der DDR und BRD und auch die Grünen und Bündnis 90 fanden zueinander. Das Aufeinander zugehen lohnte sich; 1998 wird Kohl abgewählt und SPD und die neuen Grünen übernehmen Regierungsverantwortung. Der Kosovokrieg wird zurecht gebogen: aus einer humanitären Katastrophe wird eine humanitäre Intervention. Kurt Gritsch (2010) brachte es in seiner Dissertation auf den Punkt: die offiziellen Absichten waren durch Interessen unterminiert, der Luftkrieg brachte mehr Leid als er verhindern konnte.

Rot-Grün muss Schwarz-Gelb weichen. Doch durch eine Klimakampagne soll es zum Atomausstieg kommen. Die Regierung beschliesst 2010 eine Laufzeitverlängerung für die AKWs. 2011 kommt es zur Katastrophe in Fukushima und dieser Atomunfall erleichtert im deutschen Bundestag die Entscheidung für den Ausstieg aus der Atomenergie. Ein Sieg für die Grünen – die Energiewende wird eingeläutet. 2013 haben die Grünen erstmals 60.000 Mitglieder in ihrer Partei – doch der Wähler kürt andere zur drittstärksten Partei. 2015 werden Flüchtlinge in München willkommen geheissen; Merkel verkündet: wir schaffen das. 2016 bekommt Kretschmann in Baden-Württemberg 30% der Wählerstimmen. Mit Grün geht es aufwärts: Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Berlin werden grün angehaucht. Die Bundestagswahl 2017 führt erst 2018 zur rot-schwarzen Regierungsbildung.

2018 übernehmen Annalena Baerbock und Robert Habeck die Geschäfte der Grünen als Parteivorsitzende. Das alte Grundsatzprogramm aus 2002 soll bis 2020 durch „Neue Zeiten. Neue Antworten“ abgelöst werden. Im Mittelpunkt steht weiterhin der Mensch mit seiner Würde und seiner Freiheit. 95.000 Mitglieder hat die Partei nunmehr und bei der Europawahl 2019 sind sie mit über 20% gewählt worden. Europa wird grün! 2021 erreichen sie in der Bundestagswahl fast 15% mit 125.000 Mitgliedern – die Ampelregierung wird aus der Taufe gehoben.

Zusammenfassend muss man feststellen, dass die Friedensbewegung der 1980er-Jahre abgelöst wurde. Damals stand man einer NATO-Mitgliedschaft negativ gegenüber. 2013 machte man sich für eine Begrenzung der Rüstungsexporte stark. Laut Wiki gelten Grün-Wähler als gebildet, denn über 60% verfügen über Abitur oder Fachhochschulreife. Sie sind relativ jung und verfügen über ein Haushaltsnettoeinkommen von rund 2.300 €uro. Die Einnahmen der Partei haben sich seit 2016 mit 42 Mio. € verdoppelt. In der Europawahl erreichten die Grünen nur 11,9% an Stimmen; die Wahlen in drei östlichen Bundesländern wurden zum Debakel. Der Parteivorstand (Lang & Nouripour) tritt 2024 zurück und macht für neue Gesichter Platz. Die Grüne Jugend denkt über einen Parteiaustritt nach…

Man darf gespannt sein, ob die Ampel noch weiter leuchten wird oder ob „grün blinkend“ darauf hindeutet, dass Strom zur Mangelware wird, meint

der Brandstetter

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