Ausgeträumter Traum

Vor Jahren – ich glaube es war vor 2001 – als das gemeinsame Geld – sprich der Euro – kommen sollte, meinte ich, dass in Krisenzeiten das grosse Gemeinsame Probleme bereiten werden und Krisen unüberwindlich würden. Der Ausweg wären Regionen, die Sprachen, Dialekte, Währungen, Eigenheiten, Bezirke, Landkreise, Kantone und sonstige „Mauern“ umspannen würden. Eine Region wäre etwa das Rheintal, von Graubünden bis zum Meer oder kleiner gefasst, die Bodensee-Region. Nun haben wir die Krise namens Corona und man hätte erwarten dürfen, dass sich die Regionen auf einen gemeinsamen Feind, das Virus, einstimmen. Doch was geschieht? Staaten aktivieren niedergerissene Grenzzäune, derweil die Autorität der einzelnen Staaten untergraben wird: Frau Merkel etwa müsste sich auf das Seuchengesetz berufen, um ihre Anordnungen durchsetzen zu können, gegen Länder, Landkreise, Bezirke, Städte und Gemeinden – denn diese machen ihre eigenen Verordnungen, die Bürger sind verunsichert und werden zur kleinsten Einheit innerhalb eines Staatengebildes – mit dem Drang, all das zu tun oder zu lassen, was gefällt und nicht was sich ziemt. Das Virus hat dann ein leichtes Spiel: es kommt von einem zum anderen, von Jung zu Alt und umgekehrt.

Was aber könnten Regionen bewirken? Nun, zunächst würden sie, die Vertreter der Regionen verhindern, dass Grenzzäune wieder errichtet werden und könnten dazu aufrufen, dass man sich es zum Sport macht, das Virus einzudämmen und die Infektionszahlen niedrig zu halten. Ein Sport, den übrigens alle ausüben können: Invalide, Gesunde, Mann, Frau und Es. Und die Vertreter dieser Regionen, etwa im Raum der Alemannen, wüssten, wie ihre Landsleute ticken, wie man sie packen muss, um die Bevölkerung eben den vor erwähnten Sport mit Freude ausüben zu lassen. Zentren und Zentralismus sind wunderschön, weil man dort alles sinnvoll kanalisieren kann; doch muss man die Kanalisierten kennen, damit es keinen Stau, keinen Gegenverkehr gibt; darum finden die Politiker nun zum kleinsten gemeinsamen Nenner zurück – in dieser Pandemie-Bekämpfung zum Hausarzt. Wer glaubt, dass in Regionen keine Impfdrängler vorhanden wären, irrt, aber konnte Ungerechtigkeiten, Betrug und Korruption in unseren Staatengebilden verhindert werden? Wäre ein Schwarzmarkt verhinderbar, wahrscheinlich nicht?! Aber verhindern ihn die Staatengebilde? Und Regionen tragen zum Frieden bei: etwa rechts und links vom Rhein sind sich die Leute ähnlich, und dennoch führten Staaten an dieser Grenze Kriege. Und die Einwohner in dieser Region tragen zum Wohlstand in dieser Region bei: als Grenzgänger. Firmen können aus mehreren „Töpfen“ ihre Mitarbeiter auswählen.

Dabei ist diese Pandemie ja nicht ein Supergau. 14 Tage Blackout, eine Reaktorkatastrophe im dicht bevölkerten Europa, ergäbe wesentlich mehr Konsequenzen, Tote, Kranke und Elend. Und Krankheiten innerhalb einer verunfallten Gesellschaft breiten sich bestens aus – und irgendwann würde das totale Staatsversagen offenkundig werden. Da wäre dann Corona das kleinere Übel.

Aber wie in der Überschrift befürchtet: der Traum von starken Regionen ist ausgeträumt. Jeder kämpft für sich, Nationalisten haben wieder die Oberhand; der Bürger verliert weiter Rechte; Rechte von denen er meinte, er würde sie besitzen, werden zum Recht auf eine Fata Morgana degradiert. Wir dürfen gespannt sein, was passiert, wenn die Luftschlösser sich aufgelöst haben….

meint „Der Brandstetter“

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