Ein wahrer Patriot?

Der Begriff Heimat hat in letzter Zeit eine dramatische Abwertung erfahren. Patria = Heimat = Vaterland. Patriot wäre per Definition eine Person, die in einer Heimat wohnt. Aber wo ist nun Heimat? Dort wo wir geboren wurden? Dort wo wir unsere Wurzeln haben? Dort wo wir unsere Freunde haben? Dort wo wir einen Job haben?

Muss man seine Heimat lieben? Muss man das Vaterland verteidigen? Wenn ja, gegen wen? Wie weit darf die Verteidigung gehen? Wer ist ein Feind?

Ein paar der Fragen kann ich sicherlich [für mich] sofort beantworten: Heimat ist für mich dort, wo ich gerne bin. Vielleicht bin ich nicht allzu sehr verwurzelt, denn gefallen, das tut es mir an vielen Flecken hier in Europa. Damit man von Heimat sprechen kann, sollte man die Sprache der Einheimischen sprechen. Bemerkenswert ist, dass es nun Muttersprache heisst. Wer ein Land liebt, sollte auch die dortige Sprache können, um sich mit anderen gedanklich auszutauschen; um etwa über Heimat diskutieren zu können. Und ich meine, dass man in seiner Heimat gerne sein sollte. Gerne kann man nur dort sein, wo man in Freiheit leben kann. Was ist Freiheit? Frei von was oder frei zu was?

Wer seine Heimat liebt, der wird sie schützen; und er wird die Leute schützen, mit denen er dort in Harmonie zusammen lebt. Doch was soll der Patriot mit Leuten machen, die seine, sprich meine Heimat ruinieren. Er wird versuchen, äh, ich versuche diesen Leuten zu erklären, dass sie etwas falsch machen. Etwa wenn sie zu viele neue Strassen bauen – neue Strassen bringen neuen Verkehr. Neuer Verkehr bringt mehr Umweltbelastung, das produziert schlechtere Luft- und damit meist schlechtere Lebensqualität. Oder wenn die Landwirtschaft die Böden ruiniert, das Grundwasser belastet und Produkte produziert, die nur mit Subventionen verkauft werden können. Und wenn ich jahrelang gepredigt habe: so nicht – aber die machen weiter. Die erzählen mir, dass diese Produkte lokal produziert seien, nur kurze Transportwege hätten, wertvoll – weil mitunter „BIO-produziert“. Aber die Blumenwiesen verschwinden dennoch weiter, die Roten Listen der Tiere und Pflanzen werden länger.

Irgendwann, so sage ich mir als Patriot, muss Schluss sein, mit 27.000 Flugbewegungen am Tag in Europa, muss Schluss sein mit neuen Strassen, und muss Schluss sein mit den endlosen Maisfeldern. Aber, was soll ich tun? Ich kann mich nicht wehren, kann alle vier oder fünf Jahre wählen gehen oder auch nicht, kann mich umweltfreundlich verhalten, Müll trennen, mit dem Fahrrad fahren, auf Flugreisen verzichten, wenig Fleisch essen, mit einem Wort eine halbwegs sinnvolle Umweltbilanz vorweisen. Doch ringsum geht der Irrsinn weiter.

Nun habe ich mir überlegt: eigentlich müsste ich, um meine Heimat zu schützen, eben diesen Personenkreis nicht mehr unterstützen, der meine Heimat ruiniert. Eine Massnahme könnte sein, keine Vorarlberger Produkte mehr zu kaufen, dabei haben wir einige gute vorzuweisen: Bergkäse, Sauerkäse, Milch, Butter, Speck, Bier, Wasser. Doch kann ich damit den Irrsinn aufhalten? Wahrscheinlich nicht, meine ich, aber genau jener Personenkreis, der mir etwas von „Heimat“ erzählt, gerade der ist es, der diese Heimat, meine Heimat zerstört… und da muss doch was zu machen sein, meint

 

Der Brandstetter.

 

 

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