Abgemäht und zugeschissen…

Derzeit plagt uns in Mitteleuropa die Hitze – kein Tag vergeht ohne neuen Rekord. Vergleiche werden angestellt mit 2003, als es auch verdammt heiss war. 15 Jahre liegen dazwischen, in denen wir kaum etwas dazugelernt haben, ausser die Kleinen in der Schule, die sich mit dem Ein-Mal-Eins herumschlagen mussten, während man ihnen ihre Phantasie abtrainiert hat. 

Bemerkenswert ist, dass die Landwirtschaft immer gestützt werden muss, wie ein 90jähriges altes Weiblein, das kaum mehr hatschen kann, aber einmal durch einen Bach ein anderes Mal durch die Wüste latschen muss. Subventionen jagen Gelder für Ernteausfälle und umgekehrt. Einmal zu nass, einmal zu trocken! Wie gesagt dazugelernt: Null und Nix (gibt halt wieder Nix, vulgo Null). Jetzt sind plötzlich alle gescheiter geworden: man hätte sollen…. sagen die Politiker. Mensch, ihr seid dazu da, um das zu steuern, keine Förderungen mehr zu verteilen, wenn der Landwirt nicht das tut, was sinnvoll ist. Allerdings hat der es schwer, denn er muss überleben. Also macht der mehrere Sachen: er produziert, was am meisten Ertrag – sprich Geld – bringt. Da gilt es Fleisch, Milch und Grünes zu unterscheiden. Derzeit sind Rindviecher (nicht nur in den Parlamenten) hoch im Kurs, Milch ist kaum interessant und beim Grünen scheint der Mais das Nonplusultra zu sein. Mais wohin man schaut – wer aber so blauäugig ist und meint, daraus werden die zarten Maiskölbchen fabriziert, der irrt. Auch die Grill-Maiskolben stammen selten aus heimischem Anbau. Der Mais wird zu Biosprit oder Biogas verarbeitet. Jaja, da schaust Du lieber Konsument. Für Dich mit deinem Karren wird die Landschaft verschandelt, für dich wird der Primärurwald gefällt und dafür kommt dann Billigsoja aus Brasilien und Argentinien zu uns nach Europa, damit du lieber Konsument umweltfreundlich fahren kannst. Mercosur macht es möglich, kleiner Nachteil: dein Pommes-Frites-Öl kannst Du wieder in den Ausguss schütten, wie schon vor Jahren, denn die Aufbereitung kostet mehr als der Import – sagte ich nicht vorher etwas von Rindviechern?

In Norddeutschland müssen die Jungrinder-Herden verkleinert werden. Viele haben es gesehen: manche der armen Kreaturen fahren quer durch Europa bis Asien, um dort geschlachtet zu werden. Unterwegs haben die kaum Wasser, in Asien werden sie teilweise geschächtet, nicht so wie bei uns: Schnitt, Narkose, Ausbluten. Die kürzen dort das Verfahren ab – die EU machts möglich (eigentlich wieder die Rindviecher), denn für den Export gibt es Prämien, Förderungen, Subventionen. All das ist hervorragend geregelt – irgendwas müssen die Besuche im Puff ja doch was bringen, gell liebe Politiker. Aber all das, was es im grossen zu kritisieren gibt, das passiert auch im kleinen: Ausspeisungen in den Schulen – nix Milch, Fruchtsaft im Tetrapack – wahrscheinlich, weil Milch krebserregend ist. Apropos Milch: in unserem Dorf gibt es keine Milchautomaten mehr – dafür dürfte die Industrie das gesamte Kontingent abnehmen (Spekulation, man müsste es prüfen). Der Handel frisst uns unseren Ertrag, sagen die Bauern. Da gäbe es Direktvermarktung – sicherlich schon gehört. Leider wird bei diesen Gelegenheiten oft der Begriff „Bio“ strapaziert – der Konsument ist dann misstrauisch und landet wieder im Discounter. Aber da müssen die teils berufstätigen Köchinnen doch zwangsweise hin: Essen für die Mikrowelle gibt es vorzugsweise dort – oder soll ein LKW seine Kreise ziehen und abladen, was Mama so an TKK brauchen tut. Mann o Mann!

Hinter den Bergen, wo die die sieben Zwerge auch hausen, gibt es ein kleines Völkchen, das vorgibt im modernsten Bundesland der Welt zu wohnen. Man fährt Rad (am Sonntag), trennt den Müll (der fallweise wieder zusammengeworfen verbrannt oder auch hin und wieder verscharrt wird), aber all das kann das kleine Völkchen nicht erschüttern – es stellt sich selbst einen Persilschein in Sachen Umweltfreundlichkeit aus. Das Auto vor dem neuen Haus wird sorgsam gepflegt, der Rasen gedüngt und ein kleiner Roboter übernimmt anschliessend die weitere Pflege. Man bemitleidet die Bienen und Imker, weil es immer weniger Blumen gibt, pflanzt aber selber Exoten in den Garten, weil da weniger Ungeziefer drauf leben tut. Buchsbaumzünsler beschädigen die Regel und die gleichnamigen Büsche. Aber was soll es: grün, grüner, am grünsten ist man da hinter den Bergen. Wenn man dann in die Berge fährt, so wie der Holländer, Belgier oder die Deutschen, um dort die bunte Vegetation und die vielen Blumen zu sehen, mit denen in den Fremdenverkehrsprospekten geworben wird, dann – ja dann wird man enttäuscht, denn Blumen sind da keine mehr, keine Bienen, keine Schmetterlinge. Die Roten Listen werden immer länger im Grünen, da ändern irgendwelche Forschungsprojekte nichts, die jährlich vergeben werden. Auch Zeitungsberichte, in denen wie die Taschenspieler mit Zahlen getrickst wird, helfen wenig bis gar nichts – man belügt halt die Leser und vielleicht auch sich selber, wenn man nicht rechnen kann; ansonsten freut man sich ob der tollen Ergebnisse, gell Frau Chefredaktrice. Bei den Forschungsprojekten ist es sehr beliebt, mit dem Bagger irgendwo ein Loch zu graben, dieses mit Wasser zu füllen, um dann dort – mit grosser Freude – Fröschleins und Libellen fotografieren und darüber berichten zu können, wie wunderbar die Natur hinter den Bergen im modernsten Bundesland der Welt ist; derweil werden die Biotope sprich Lebensräume in den Tallagen weiter zerstört, die Hanglagen malträtiert, und die Täler abgemäht und zugeschissen. Den Grünen fällt es nicht auf und die Jungen in den Schulen lernen es nicht mehr – denen geht ein Schwalbenschwanz oder Schillerfalter doch nicht ab. Eines Tages – aber das ist alles in weiter Ferne – da können noch einige Legislaturperioden ins grüne Land ziehen, da werden sie es merken: Grundwasser, das mit Fäkalien oder Giften verunreinigt ist; Blüten die kaum mehr bestäubt werden; Lebensmittel ohne Grenzwertüberschreitungen, weil angepasst – und dann sind die angepisst, die Grünen, die Wissenschaftler, die Landwirte, die Bürger*innen, aber dann ist es zu spät, der Zug ist abgefahren, äh das Auto…. Der Holländer und Belgier und die Deutschen, die kommen doch nur zu uns, weil es bei denen nur noch verschissener ist – im wahren Sinne des Wortes. Holland produziert Schweinefleisch und die Tiere kacken direkt ins Meer, das spart die ARA und Belgien muss teilweise für seine Biere das Wasser im Tankwagen oder per Rohr importieren, weil die Wasserqualität bei denen am absoluten Tiefpunkt angelangt ist. Und die Deutschen kommen doch nur der „Bersche“ wegen, mit oder ohne Blumen – Hauptsache die Pommes wachsen auf der Almhütte…

Und wer sich neuerdings für Natur und Umwelt einsetzt, der ist ein politisch Rechter. Wer rechts steht, ist ein Nazi, ein Ausgrenzer, schlechthin ein Aussätziger in unserer schönen grünen Welt hinter den Bergen. Aus Jux und Tollerei möchte ich hier mein Mail an Viacampesina.at & attac.at zitieren: „Hallo, unlängst erhielt ich eine Einladung zu einer Veranstaltung von „Naturschützer Walgau“ (Vorarlberg). Auf dieser Veranstaltung war Ihre unter obigem Titel [Die Zeit ist reif für Ernährungssouveränität (April 2018)] erschienene Publikation erwerbbar. Nach dem flüchtigen Durchlesen und der Suche nach Natur und deren Schutz stiess ich in der Tat auf den Begriff auf Seite 32 unter dem Abschnittstitel „Rechter Rand am Land?“. Es wundert mich, dass Sie in diesem Zusammenhang einen Rechtsextremismus-Forscher bemühen müssen, um zu erklären, dass der Kapitalismus „Konkurrenz“ als Triebfeder für sein Wirtschaftssystem (miss)braucht. Dass nur daraus Nationalismus, Rassismus und Rechte Gewalt entstehen sollen, ist mir hingegen neu. Vice versa könnte man das auch von der „Linken“ behaupten. Für mich implizieren Ihre Aussagen – da ich mich für die Natur einsetze – dass ich ein vermeintlich am rechten Rand stehender bin. Ich könnte nun einen Umkehrschluss ansetzen: Weil sich Natur(schutz) und Landwirtschaft immer mehr ausschliessen (nicht nur in den Tallagen), sondern auch in den (Berg-)Tälern [Vorarlbergs] – und auch die Landwirtschaft schlechthin (nicht nur die Intensiv-LW) als Verursacher für Insektensterben und (Grund-)Wasserverschmutzung ausgemacht wurde und nun angeprangert wird, versuchen Sie offensichtlich mit diesem Taschenspielertrick den Naturschutz ins AUS zu manövrieren. Aber so werden Sie zumindest bei mir unglaubwürdig und ich vermute, dass Aussagen wie „Mir ist wichtig das man sorgsam mit der Natur umgeht“ nichts als Scheinargumente sind [weil es die Leute so gerne hören]. Und dann könnte man beginnen zwischen den Zeilen zu lesen und so manche Aussage als Farce enttarnen. Dazu habe ich aber derzeit weder Zeit noch Lust. Schade, dass Sie versuchen Leute auseinanderzubringen, die in vielen Bereichen versuchen, am gleichen Strang zu ziehen. Ich erlaube mir, Ihnen noch ein Beispielfoto beizuschliessen – es zeigt Wiesen im Biosphärenpark Grosswalsertal – wo man sich der Begriffe Heimat und Natur sehr gerne bedient. Tatsache ist: weder Bienen noch Insekten können Blüten besuchen, denn es sind schlichtweg keine mehr da [und weil sich die Landwirtschaftler Allradgeräte, Gebläsevorrichtungen etc anschaffen können, erreicht man noch den allerletzten steilen Quadratmeter im Gelände – derweil wirbt der Tourismus mit Edelweiss und Almrausch]….“

Dass das Heftchen von der Oberösterreichischen Landesregierung materiell unterstützt wird, wirft irgendwie ein ungutes Licht in die Landschaft, aber Licht ist wichtig, auch Ozon, für Bienen, Mais und Rindviecher, meint

„der Brandstetter“, einer der neuerdings am rechten Rand steht! 

Besuchen Sie mit mir nun virtuell den Naturpark Nagelfluhkette [Gemeinde Sibratsgfäll – Ortsgebiet Sippersegg – es ging dabei um eine Nachschau, ob der Apollofalter im Gebiet überlebt hat – dazu lesen Sie am besten meinen September-2017-Blog] und den Biosphärenpark Grosswalsertal. Geben Sie acht: stehen Sie im NP in keinen virtuellen Kuhfladen und im Biopark ist das Abreissen von Blumen verboten. Aus Datenschutzgründen stelle ich weder die Berg-Bauern mit den Heugebläsen, noch den Landesstrassenerhalter, der auch die Pflanzen auf dem Tunnel abfräst, noch die Dame, die die Apfelbaumstämme und den Rasenrand ausfräst, online. Bei beiden Exkursionen war es in „bodenständigen“ und, sprich gut bürgerlichen, Gasthäusern nicht möglich, Vorarlberger Käsespätzle zu bekommen…


2021 konnte ich entdecken, dass der Apollofalter zur einer Leitart im NP Nagelfluhkette geworden ist. Die Anfrage, ob denn nun die Gülle Fluch oder Segen für diese Schmetterlingsart sei, ist seit Monaten unbeantwortet.  

 

     

 

 

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