Datenschutzgrundverordnung

Die Datenschutzgrundverordnung ist mit 25.05.2018 in Kraft getreten – das ist schon einmal falsch; denn es gab sie schon länger und der 25.05.2018 war der letzte Termin für deren Umsetzung. Alle jammerten und viele jammern noch jetzt "oh, was soll ich tun, woher bekomme ich die Info, was ich tun muss?" 

Alle meinen, dass die DSGVO nur Nachteile bringen tut. Das ist falsch. EU sei Dank, wissen wir jetzt zB mehr über unsere Lebensmittel, ob ein Speck aus den Alpen nur mit Meersalz oder mit irgendwelchen Nitratverbindungen konserviert wurde. Und wir müssen jetzt nicht mehr glauben, jetzt wissen wir, wenn wir nachfragen, warum das so ist: all diese Nitrate färben das Fleisch dem menschlichen Auge freundlich, will heissen es sieht leckerer aus – ABER: die EU verlangt das nicht wie es oft behauptet wird. Sondern das Gift (Dosis) da drinnen tut der Hersteller nur hinein, damit der Speck länger hält und der Handel abgelaufene Ware nicht so oft umpacken muss, wenn er es täte, was er aber nicht tun dürfte. Lecker – leckerer – ach leckts mich doch, und der Brandstetter hat sein Kaufverhalten umgestellt: Speck nur noch vom Bauern (so direkt ist das nicht gemeint, denn er stammt von irgendeinem Tier, das meist sauberer ist, als der Mensch etwa auf dem Häusl). Aber ich gehe davon aus, dass man kapiert hat, dass die Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln etwas gebracht hat, oder?

Zurück zur DSGVO in einem anderen Fall. Vergessen werden – ist grundsätzlich ein Begriff aus der Demenz. Angehörige wissen, was es bedeutet, wenn ein Demenz-Kranker, mit dem man 60 Jahre seines Lebens verbracht hat, eines Tages fragt "Wer sind Sie?". Hier geht es aber nicht um Demenz, sondern um einen § aus der DSGVO. Der Bürger hat Recht auf Löschung und Vergessen werden etwa bei einer Firma, bei der er etwas gekauft hat. Man wurde als Kunde angelegt, man erhielt immer wieder Erinnerungen zB in Form von Werbebriefen, damit man die Firma nicht vergisst oder, wenn man so dumm war, seine eigene E-Mail-Adresse herzugeben, bekommt man Newsletter, in denen kaum Neuigkeiten standen und stehen. Aber nun lieber EU-Bürger: ein Mail oder Brief an diese Firma mit der Aufforderung auf Löschung und Vergessen werden bedeutet: jetzt muss, ja diese Firma muss, einem nun aus dem Verteiler nehmen, aus allem löschen, was löschbar ist, man wir zum Niemand, zum absolut unbefleckten ehemaligen Kunden. Und wenn man dennoch von dieser Firma wieder etwas braucht, naja dann, die verkaufen auch morgen und übermorgen noch gerne. 

Damit der geneigte Leser dieser Zeilen auch etwas für die Zukunft mitnehmen kann, hier ein Musterbrief aus der Feder des genervten Verfassers dieser Zeilen, dem eine Firma Prospekte statt in den Briefkasten vor das Gartentor warf.

Musterbrief als Service: Hallo, auf meinem Briefkasten steht „Bitte keine Werbung“. Das hat Euer Zeitungsausträger/in offensichtlich ernst genommen und Eure schriftlichen Ergüsse beim Gartentor hingeworfen. Vielleicht war er/sie auch zu faul und hat sie gleich dort abgelegt; ich kann es nicht nachvollziehen. Egal: ich räume Euren Mist nicht weg. Sie können jemand schicken, der das Papier wieder mitnimmt. Zudem verlange ich gemäss Datenschutzgrundverordnung: streichen Sie mich aus Ihrer Kundenkartei; ich will von Ihnen iS des DSGVO „vergessen werden“. Ich erwarte Vollzugsmeldung innert 14 Tagen. Im Gegenzug vergesse ich, dass es XYZ gibt. Sollte noch einmal Werbung von Ihnen bei mir auftauchen, erstatte ich Anzeige.

Leute, was soll ich sagen, die Sauerei ist weg, das Ortsbild entspricht wieder dem, wie es ein Bürser Bürger erwarten tut; gemeint ist hier nicht jener, der die Privilegien des Bürser Bürgers besitzt, sondern jeder Bürser Bürger – das zu beleuchten wäre eine andere Sache, meint

"der Brandstetter"

 

P.B.: und weil eine Datenschutzerklärung durchaus etwas Lustiges sein kann, habe ich mir Gedanken gemacht, wie man eine solche für Wirbellose formulieren könnte – und dann kam das heraus: Wir wissen, Ihr könnt weder lesen noch schreiben; ergo verfügt Ihr auch nicht über E-Mail und dergleichen. Wir fotografieren Euch und speichern und veröffentlichen Eure Daten (wenn möglich Geburtsdaten, Frassverhalten, Sterbeursachen und Sterbedaten) und Bilder zu Eurem Wohl und versuchen die Biotope-Zerstörung hintanzuhalten. Wir wissen, dass wir gegen Windmühlen kämpfen. Wir tun es dennoch, denn wir glauben, dass Ihr eine Bereicherung unserer Welt seid! 

 

                         

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