Kollateral-Nutzen

Uns allen ist der Begriff Kollateralschaden besser bekannt. Er kommt aus dem amerikanischen und bedeutet, dass man beim Erreichen eines Zieles (das sinnvoll erschien) zusätzlich – meist unbeabsichtigt – einen Schaden heraufbeschworen hat. Zu Zeiten des Vietnam-Krieges war der Begriff noch nicht geläufig, obwohl viele Schäden entstanden sind, aber das war damals egal. Nach vielen anderen Kriegen kam es zum einstweiligen Höhepunkt und wohl zum grössten Kollateralschaden: Man lieferte zuerst dem Irak Waffen und Waffensysteme und als man erkannte, dass der Irak über dieselben modernen Waffensysteme verfügte, erklärte man Saddam Hussein zum Massenmörder und Eigentümer von Massenvernichtungswaffen. In einem beispiellosen und völkerrechtswidrigen Krieg (Hunderttausende Zivilisten wurden vertrieben, verstümmelt, vergiftet, verbrannt, gefoltert oder verloren ihr Leben) nahmen ihm die Amerikaner und Engländer die Waffen wieder weg, hängten Saddam Hussein auf – und als Kollateralschaden – formierte sich aus der aufgelösten irakischen Armee der IS – ein Kollateral-Baby der Anglo-Amerikaner. 

In der Natur kommt ein Kollateral-Nutzen nur selten alleine, meist hat es die Natur so eingerichtet, dass mehrere Nutzen entstehen. Nehmen wir die Biene Maja: Sie bestäubt die Blumen, sie produziert Honig, bereitet so nicht nur dem Imker Freude, Glückshormone breiten sich aus, wenn wir sie sehen, wir verwenden ihre Produkte in der Medizin und obendrein ist sie ein beliebtes Studienobjekt. Wir sehen, Nutzen ohne Ende – ob die Biene selbst jene Freude empfindet wie wir, wissen wir nicht. Sie können nicht sprechen – meint man. Aber sie können Zeichen geben, ihren eigenen Artgenossen und uns, wenn wir deren Bienen-Tanz zu übersetzen wissen. Schon Aristoteles berichtet darüber, wirklich erforscht und dankenswerter Weise auch veröffentlicht hat die Bedeutung des Tanzes Karl von Frisch. Natürlich haben auch Menschen die Möglichkeit sich nicht nur durch Sprache zu verständigen. Denken wir an einen Pfiff, Grunzen während des Essens, Handbewegungen oder das Lächeln. Nicht immer kapiert das, der oder die "Gegenüber", was wir meinen. Es gibt also auch Zeichen- und nicht nur Sprachbarrieren. So meinen wir Mitteleuropäer etwa, wenn wir Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis bilden, und dem Gegenüber zeigen, dass wir etwas gut, bestens oder Klasse finden. Der Italiener wäre beleidigt, denn er versteht damit das Ausscheidungsorgan des Menschen. Auch das bekannte "Herwinken" machen die Südländer anders als wir – wir verstehen darunter "Ciao". Daher ist es nicht verwunderlich, wenn wir aneinander vorbeiwinken, es entspricht etwa dem aneinander vorbeireden. Dies kann vor allem entstehen, wenn viele Worte, rasch und leise aneinander gereiht werden. Frauen lieben es besonders, sich mit vielen Worten auszudrücken, rasch muss es sein, weil man "habe keine Zeit" vortäuschen will, und leise, damit es andere nicht hören. Männer kommen meist mit Ja, Nein oder Ha aus. Das Ha etwa, verwendet der Autor dieser Zeilen, um zu bekunden, dass es zu viele Worte, zu schnell oder zu leise gesprochene Worte, mit dem Wind in die andere Richtung gesprochene Worte waren, die er nicht verstanden hat, ja einfach – aus den vor angeführten Gründen – nicht hat verstehen können. Das Ha bedeutet in Hochdeutsch übersetzt "was?" oder "wie bitte?". Somit sollte man eine Sprache nicht unterschätzen: den Dialekt. Er ist wesentlich präziser, immer wesentlich kürzer und trägt somit nicht zur verbalen Umweltverschmutzung bei. Es gibt auch Begriffe im Dialekt, die beschwören eine Flut von Erklärungen im Hochdeutschen herauf. Ein Beispiel: Forscher tragen in feuchten Gebieten gerne Gummistiefel, das hat den Vorteil, dass man trocknen Fusses ein Gebiet erkunden kann, das in Sandalen oder Schuhen zu nassen Füssen führen würde. Überwältigt nun der Forscherdrang den Wissenwollenden dazu, sich weiter in nasse und tiefere Gefilde zu bewegen, soweit sogar, dass Wasser oben in die Stiefel rinnt, so wird er zuerst fluchen, dann im Trockenen das Wasser durch Umstülpen aus den Stiefeln entfernen. Da ihm nach diesem Vorgang nicht immer sofort trockene Schuhe zur Verfügung stehen, muss er mit den innen nassen Stiefeln je nach Vorsehung auf so einen Vorfall noch ein paar Meter mit den innen nassen, aber nicht mehr mit Wasser übergelaufenen Stiefeln, zurück legen. Dabei entseht ein bestimmtes Geräusch, das durch das Herauspressen der Luft aus der Umgebung des Fusses und das wieder Einströmen der Luft in den Fussraum entsteht. Falls Sie dieses Geräusch nicht kennen, probieren Sie es doch einmal aus: Gummistiefel, Socken und Wasser reichen dazu aus. Wer es perfekt machen will, nimmt dazu verunreinigtes Wasser, wie es in Mooren oder Gräben vorkommen kann. Dieses Geräusch kennt man in Vorarlberg unter dem Begriff "Knotschgen". Zehn Buchstaben reichen, um ein Geräusch zu beschreiben, für dessen Entstehung man ein halbes Buch schreiben könnte.

Nach unserem Ausflug ins Nasse sollten wir uns wieder an die Überschrift zurück besinnen – andererseits – was solls – es kommen weitere Monate und so Gott will, weitere und andere Beiträge 

meint "Der Brandstetter"

 

                                

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