Terror

Der letzte Monat hatte es ja in sich: Nizza, Würzburg, München, Reutlingen, Ansbach, Rouen – aber halt – dazu schreiben schon genügend der Mainstream und die Verschwörungstheoretiker – da muss der Brandstetter nicht auch noch seinen Senf dazu geben. Worüber ich heute berichten will, ist der Terror in der Landwirtschaft. Und wenn schon Senf, dann einer aus dem Burgund. Apropos Burgund: es ist eine geschichtsträchtige Landschaft, mit Ruinen, Burgen, Schlösser auf den Hügeln. Die Hügel werden als Weinanbaugebiete genutzt – die meist bis zum Wald- oder Wiesenrand reichen. Wer diese Art der Bewirtschaftung kennt, der weiss, dass es kaum Büsche und bunte Wiesen gibt, sondern eben nur von Pestiziden und Herbiziden belastete landwirtschaftliche Flächen, die von kleinen Naturinseln unterbrochen werden, auf denen ein Leben für Insekten unmöglich geworden ist…

Weinbaugebiet bei Beaune

 

Oberhalb der Hügel gibt es mehr oder weniger ebene Plateaus, auf denen Getreide angebaut wird. Die Felder sind optisch eine Augenweide, doch wird genauer hingesehen, stellt man rasch fest, dass es sich um Mohn oder Kornblumen handelt, die den Monokulturen ein attraktives rotes oder blaues Aussehen verleihen.

Getreideanbau oberhalb des Saone-Tals

Die Wiesen und Buschreste sind offensichtlich durch die vom Wind verwehten Giftstoffe verseucht, denn es regt sich kaum Leben in diesen Restbiotopen, ausser dem Kleinen Kohlweissling oder dem Icarus-Bläuling – nichts! Da sind Kleinode, wie eine winzige Feuchtwiese eine Seltenheit, vor allem, wenn darauf noch wundervolle Knabenkräuter zu sehen sind. Um so mehr erstaunt es, dass man solche winzigen Inseln mitten in Nuits-Saint-Georges finden kann, wo man das Cassissium besuchen sollte, um mehr über Anbau der Cassiss-Sträucher und der Herstellung des Cassis zu erfahren. 

Orchidee (Anacamptis pyramidalis) in einem Feuchtwiesenrest in dere Nähe des Cassissiums.  




Szenenwechsel in den Grossraum Franche Comté: das Tal des Doubs im gleichnamigen Departement. Es ist das Land der riesigen Wiesen und Wälder – die Wiesen sind allerdings reine Monokultuen, die nur durch Farbtupfer der Weidetiere, sprich Kühe unterbrochen werden. Wohltuend sind die grünen Wiesen schon, denn wohin gehen die Landwirte mit all ihrem Mist? Die riesigen Misthaufen, deren man hin und wieder ansichtig wird, unterscheiden sich von jenen in Vorarlberg. In Frankreich sind sie reich durch Streue durchsetzt, was offensichtlich dazu führt, dass es kaum zur Überdüngung kommt und es praktisch keinerlei Hahnenfussgewächse in der "Grünen Wüste" gibt.

 Wiese – gemäht – ohne eine einzige Blume – "Grüne Wüste"

Glatthaferwiese – kein Hahnenfuss – auch sonst keine Blüte – "Grüne Wüste"

Bemerkenswert ist, dass in diesen Gegenden immer noch Honig verfügbar ist, dass Hobby- und Berufsimker immer noch ihr Auskommen finden. Sieht man sich die Honigqualitäten an, so stellt man fest, dass es sich meist um Honig von Baumarten handelt: Akazien, Linden – oder Waldhonig usw. Auf jeden Fall sind aber auch die Natur-Reservate zu erwähnen. Gut beschildert und beschrieben kann man hier wandern und sich an der Natur erfreuen.

Tourbières de Frasne

 




Nochmals Szenewechsel: Österreich – Vorarlberg – es handelt sich dabei um eines der modernsten Bundesländer der Welt. Naturschutz ist wichtig – zumindest auf dem Papier. Es gibt im Walgau nach Süden ausgerichtete Hänge, auf die der Druck durch Besiedlung sehr gross ist – wer will nicht am Sonnenhang wohnen? Es gab bisher ein paar grossräumige Biotope, etwa in Bludesch, Schnifis oder Schlins. Beim Versuch Zygaenen (z. B. Zygaena romeo) im Bludescher Ried zu fotografieren, wurde der Autor der Zeilen herb enttäuscht: kleine inselartige feuchte Stellen und der Trockenrasen sind nun der Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Ein Mähschnitt – noch bevor die Pflanzen aussamen konnten ist verantwortungslos. Wahrscheinlich ist dies auch das Ende einer dort seltenen Reliktart: Colias phicomone – der Alpengelbling. Er hat die Eiszeit überdauert und fand im Bludescher Ried eine neue Heimat und er folgte nicht dem kühlen Klima in den bergigen Alpen. Mit einem Wort: eine Besonderheit!

Bludesch-Ried – gemäht bis fast an die Wurzeln… (Alle folgenden Fotos vom 26.07.2016)

Bludesch – Lagerung von Gärfutter (Silage)

Gärfutter kann von seriösen Käsereien nicht zur Käseherstellung verwendet werden. Alles Gras oder Heu, das in Plastik verpackt ist, gärt. Nur in Netze gewickeltes Heu kann als Futter verwendet werden.

Das Schnifner Ried – wo sind die Blumenwiesen?

Bemerkenswert ist, dass der Vorarlberger Tourismus mit Edelweiss und Enzian wirbt, doch wo finden wir in Tal- und Hanglagen noch natürliche Blumenwiesen? Sind die schönen Prospekte in Glanzoptik eine Lüge?

Schnifner Ried (in Richtung Schlins): auch von hier geben Kühe Milch für den berühmten Schnifner Bergkäse. Noch ein Wort an Hundebesitzer: die aufgestellten Spender für den Kacksack sind nicht von ungefähr greifbar gemacht: Hundekot verdirbt den Kühen den Appetit aufs Winter-Heu. Für die verwendeten Kacksäcke gibt es Abfalleimer – die Kacksäcke in die Wiesen geworfen, ist kontraproduktiv.

Schnifis nach Schlins: endlich noch ein paar Quadratmeter Wiese!

Diese Wiesen sollten einer landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden und gemäss den gesetzlichen Auflagen "gepflegt" werden. Eine Mahd darf erst nach dem Aussamen der Pflanzen – also im späten Herbst – erfolgen. Diese "Ernte" kann in der Folge als Einstreu-Material in den Ställen verwendet werden, was letztlich dazu führt, dass die Ausbringung der Schweine- und Kuh-Kacke "verdünnt" würde. Etwas mehr Aufwand für mehr Blumen in den Wiesen, die nur extensiv genutzt werden.

Gilbweiderich – eine typische Pflanze der Feuchtwiesen

Das "Schachbrett" war ein Ubiquist – heute kommt die Art nur in naturbelassenen Wiesen vor. Gerade jetzt im Sommer sollten viele der Tiere in Wiesen zu finden sein, aber…

Der Rotgelbe Weichkäfer Rhagonycha fulva macht seinem Namen alle Ehre – er ist ein Ubiquist, den man ab Mai auch in intensiv bewirtschafteten Wiesen finden kann.


Müssen wir uns den Terror von den Chemieriesen etwa in Frankreich oder der Landwirtschaft in Österreich gefallen lassen? Die Entschuldigung, man stelle wertvolle Lebensmittel her, gilt schon lange nicht mehr. Wir alle wissen, dass etwa im Bier die Rückstände von Glyphosat zu finden sind; je grösser die Brauerei, desto mehr. Danke liebe Brauereien, eigentlich könnten wir drauf verzichten! Dass das Wasser etwa im Burgund chloriert werden muss, ist eigentlich auch kein Ruhmesblatt für die Franzosen – zum Glück gibt es dort Wein! Dass in vielen Gebieten Europas – dank der EU und dank der Gier der Hersteller – Produkte erzeugt werden, die nur durch Stützung (mit unserem Geld) verkauft werden können, ist eigentlich eine Riesensauerei. Zudem werden wir angelogen, etwa bei Milch: da heisst es in den Medien, es gäbe Absatzschwierigkiten. Mitnichten – es sind die verhängten Sanktionen gegen Russland. Das nenne ich neuerdings Putinismus. Was ist aus unserer Rechtsstaatlichkeit geworden? Eigentlich ist es eine Linksstaatlichkeit in der Korruption in allen politischen Gremien zum guten Ton dazu gehört und auch seitens der Justiz nur als Kavaliersdelikt geahndet wird. Aus früher investigativen Medien sind Wiederkäuer geworden – es mag sein, dass sich diese Journalisten (vulgo Kraus: Journaille) selbst anlügen, bis sie es selbst glauben – aber spätenstens dann, sollten diese Damen und Herren es nicht mehr als Wahrheit (russisch Prawda) in ihren Heftchen publizieren. Dafür gibt es noch zu viele Leser, die das Wiedergekäute auch noch glauben.    

Den Putinismus finden wir in der gesamten Berichterstattung in den Medien: es ist wesentlich wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen oder von einer Kokosnuss erschlagen zu werden, als durch Terroristenhand zu sterben – klar, denn Terrorismus gibt es in Europa nicht: Nizza war ein LKW-Unfall, Würzburg ein Psycho-Ausrutscher, München ein Amoklauf, Reutlingen ein Beziehungsstreit, Ansbach ein Selbstmord…

meint "Der Brandstetter"                                                   

 

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