Zitronenfalter
© Clemens M. Brandstetter
Er ist der Inbegriff der Farbe gelb – der Mann der Zitronenfalterfrau – und er wird seinem deutschen Namen gerecht. Er ist einer der ersten Falter im Jahr, oft schon am Ende der Winterzeit – aufgeweckt durch die Schnee schmelzenden Föhntage oder die intensiveren Sonnenstrahlen. Die Tiere überwintern im Freien, im Geäst von Bäumen und Sträuchern. Spätestens, wenn der Huflattich auf Schotterplätzen blüht, dann sieht man ihn öfters, wenn er auf der Suche nach den ersten Frühlingsblumen fliegt. Später tauchen die ebenfalls lebend überwinterten Weibchen des Zitronenfalters auf, heller und blasser, und würden sie nicht so schnell fliegen, man könnte sie mit den Weisslingen des neuen Falterjahres verwechseln. Aber die sind noch als Puppen irgendwo und warten auf noch wärmeres Frühlingswetter.
Wenn beide Geschlechter fliegen, kann man die Männchen auf Brautschau suchend sehen – magisch werden sie von allem Weissen angezogen: Papier, Blüten oder andere weisse Farbpunkte in der Natur werden angeflogen und es wird kontrolliert, ob es sich nicht doch um ein Weibchen handelt. Michael Schinner hat uns das folgende Foto zur Verfügung gestellt (Abb. 1): ein Pärchen des Zitronenfalters im Liebestaumel – noch spielen beide in der Luft "Fangen" wie kleine Kinder in einer bunten Wiese, plötzlich lässt sich das Weibchen paarungsbereit fallen und streckt den Hinterleib dem Männchen entgegegen.
Nach einiger Zeit legen die Weibchen Eier auf den Faulbaum ab – daraus entwickeln sich winzige Larven, die sich nach mehreren Häutungen verpuppen, Der Faulbaum ist eine typischer Waldrand-Strauch – deshalb fällt er Flurbereinigungen oft zum Opfer, denn bei kommerzieller Verwertung von Wald und Wiese haben die Sträucher keinen Stellenwert. Der Übergang zwischen Wiese und Weide zu Wald ist oft abrupt – ohne Waldrandvegetation.
Der Zitronenfalter kommt in zwei, manchmal drei Generationen vor und an Faulbaumsträuchern kann man die leeren Puppenhüllen finden (Abb. 3) – hin und wieder werden die Raupen von Fliegen oder Schlupfwespen parasitiert, dann etwickeln sich innerhalb der Raupe Maden, die die Raupe von Innen her auffressen. Fliegen verpuppen sich in Tönnchenpuppen (Abb. 4), aus denen in der Folge Fliegen schlüpfen, die wiederum auf Suche nach Raupen gehen. – Die Natur ist grausam und sehr konsequent!
Der Faulbaum selbst kann aber auch durch Rostpilze (Abb. 5) angegriffen werden – nehmen sie überhand, so verschwinden sie in der nächsten Saison, so schnell wie sie aufgetaucht sind.
Im Süden gibt es weitere Arten aus der Gattung der Zitronenfalter: Gonepteryx cleopatra (Abb. 6) in Südfrankreich, Italien, Slowenien etc. und Gonepteryx farinosa in Griechenland und der Türkei, beide Arten sind im männlichen Geschlecht kaum zu verwechseln: G. cleopatra ist lebhaft orange gefärbt, während G. farinosa auf den Vorderflügeln eine rauhe – mehlartige – Beschuppung aufweist.
Wer dem Zitronenfalter eine Heimat geben will muss sich nur aus einem Forstgarten Faulbaumsträucher holen und diese einpflanzen. Der Faulbaum ist zwar unscheinbar, aber er eignet sich ganz ausgezeichnet als Strauch im Garten! Exotische Sträucher mögen zwar farbenprächtiger blühen, aber den heimischen Schmetterlingen nützen sie allesamt nichts! Einen Hinweis auf naturnahe Gehölze findet sich im Literaturverzechnis (am Schluss).
Abb. 1: Zitronenfalterpaar im Liebesrausch – ein Foto von Michael Schinner
Abb. 2: Farbkombination rot – gelb – Zitronenfalter auf Feuerlilie: © Foto: Angela Innarelli.
Abb. 3: Leere Puppenhülle – dieser Zitronenfalter flattert nun irgendwo herum.
Abb. 4: Tönnchenpuppe auf einem Faulbaumblatt: Dies ist ein Hinweis für eine erfolgreiche Parasitierung.
Abb. 5: Dieser Rostpilz hat sich auf den Befall des Faulbaums spezialisiert.
Abb. 6: Gonepteryx cleopatra aus Sardinien – Foto: © Salvatore Canu
Abb. 7: Gonepteryx rhamni aus Alanya/Türkei – leicht kenntlich an der mehlartigen Beschuppung.
Literatur:
Amt der Vorarlberger Landesregierung 2010: Heimische, standortgerechte Bäume und Sträucher. – Bregenz.