Vergiftete Zeiten

Clemens M. Brandstetter, Bürs

Am 02.02.2023 erhielt ich von meinem ehemaligen Schulkollegen Georg Friedrich Haas eine elektronische Post, in der er unter dem Titel KLARSTELLUNG auf eine Rezension von Markus Barney Bezug nahm:

„Liebe Schulkolleg*innen! Diese Rezension ist sehr gut – aber leider beinhaltet sie einen gravierenden Fehler. Barney schreibt über den sexuellen Missbrauch, dem ich ausgesetzt war: …vergewaltigt wurde (die beiden diesbezüglichen Erinnerungen sind vage, aber plausibel, und betreffen sowohl einen Onkel wie auch Mitschüler aus dem Montafon). Nein, es war niemand aus dem Montafon. Ich weiss, wer das Ganze organisiert hat – seinen Namen nenne ich nicht, denn es würde ihm heute noch Genugtuung bereiten. Wer es letztlich war, weiss ich nicht, mir waren die Augen verbunden. Es fand beim ersten Schulausflug im Sommersemester der 5. Klasse statt. Wenn jemand von Euch dabei gewesen sein sollte und sich daran erinnert – dann täte  es vielleicht uns beiden gut, darüber zu reden“.

Nun war dieses Mail an mich [Bürs liegt nicht im Montafon] und meinen Mitschüler Walter M. aus Vandans im Montafon gerichtet. Deshalb fühlte ich mich angesprochen und schrieb an Georg Friedrich Haas: „Servus Georg, meine Erinnerung an einen Schulausflug „dieser Art“ wäre wohl noch existent; ich weiss aber nicht einmal mehr, wohin uns der führte. Das hört sich an wie „Schüler Gerber“.  Ich hoffe, nicht im Kreis Deiner Verdächtigen zu sein (gemeinsam mit Walter).“

Darauf antwortete Georg Friedrich Haas am 03.02.2023: „Lieber Clemens, lieber Walter, bitte entschuldigt, dass ich diese Mail nur an Euch beide geschrieben habe. Ich wollte sie an alle schicken. Ihr werdet sie (wenn ich diesmal das Internet richtig behandle) demnächst ein zweites Mal bekommen“.

In der Tat kam eine weitere elektronische Post, die an alle Mitschülerinnen und Mitschüler des Maturajahrgangs 1971 des BRG & BG Bludenz gerichtet war und ausserdem eine weitere Mitteilung nur an Walter M. und mich: „Lieber Clemens, lieber Walter, es tut mir wirklich leid, dass ich meine Email falsch adressiert habe. Auf keinen Fall seid Ihr beide für mich „verdächtig“. Walter – Du bist ja aus dem Montafon. Und Clemens: Wir waren eng befreundet. Da ist das ausgeschlossen. Ganz herzlich, Georg.“

Nun war meine Neugier geweckt und ich bestellte mir das 2022 im Böhlau Verlag Wien – Köln erschienene Buch Durch Vergiftete Zeiten, Memoiren eines Nazibuben, herausgegeben von Daniel Ender und Oliver Rathkolb [ISBN 978-3-205-21640-7]. Gedruckt ist das Buch mit Unterstützung des Landes Steiermark und des Zukunftfonds der Repubik Österreich.

Eingebunden im 2. Teil des Buches findet der Leser unter „Schule“ zwischen der Charakterisierung verschiedener Professoren, ausserdem die Kapitel Herr B. und Herrenmenschen. Obwohl das eine Kapitel anonymisiert ist, können nicht nur Mitschüler, Professoren, sondern auch andere Leser Rückschlüsse auf die Person meines Vaters, OStR. Mag. Alfred Brandstetter, ziehen. Dem geneigten Leser und dessen weiblichen Pendent möchte ich den Einband des Buches und die beiden vor erwähnten Kapitel nicht vorenthalten und hier zeigen, damit er und sie sich ein nicht durch Anmerkungen unterbrochenes Bild der Haas’schen Ausführungen machen kann [Bildunterschriften sind stets unter der Abbildung angebracht]:

Abb. 1: Einband mit Darstellung des jugendlichen Georg Friedrich als Nazibuben.
Abb. 2: Seite 192 – Beginn Kapitel Herr B.
Abb. 3: Seite 193 Fortsetzung Herr B.
Abb. 4: Seite 194 Herrenmenschen mit Bezug auf Herr B.

Da in den Ausführungen von Georg Friedrich Haas zahlreiche Lügen eingebettet sind, möchte ich hier nun zu vielen Beschuldigungen – soweit möglich – den Gegenbeweis anführen. Gegen manche Aussagen gibt es nur Indizien und Manches lässt sich aufgrund der vergangenen Zeit nicht mehr schlüssig aufklären. Juristisch wäre es am Autor gelegen, seine Aussagen zu beweisen.

Gegendarstellung in Form eines Briefes an Georg Friedrich Haas

Hallo Georg,

Du stellst in Deinem Buch Dinge dar, die ich – bezogen auf meinen Vater und mich – so nicht stehen lassen will.

Abb. 5: Das mit dem Aussenseiter stimmt; leider schreibst Du nicht, in welcher Funktion ich als Aussenseiter galt. Bei den Herren Professoren? Bei den Mitschülern?

Ich möchte daher diesen Punkt für mich beantwortet wissen, da es zumindest zwei Lager bei den Professoren am Gymnasium gab. Da waren
1a. die Ultra-CV-ler [über diese „Freimaurer“ kann man genügend im Netz nachlesen],
– Anm.: der katholische Cartellverband (CV) hat weder Armbinden noch Uniformen, dennoch agiert diese Gemeinschaft als Netzwerk: man hilft durch ein Geflecht von Gleichgesinnten bereits in Jugendjahren dem wirtschaftlichen und politischen Nachwuchs und bringt dadurch eine Flut ÖVP-naher Sympathisanten in Schaltstellen der Republik: Medien, Verwaltung, Regierung, Banken, Firmen. Qualifikation: Gesinnung und Parteibuch! Hin und wieder erkennt man die Spitze des Eisbergs, wenn in Medien über ÖVP-Skandale berichtet wird.
1b. die unangepasste Clique, die sich mit mehr oder weniger grossem Erfolg offen oder verdeckt gegen den Direktor Kert stellte, etwa Unterberger, Pfleger, Brindelmayer, Brandstetter, [in den Akten meines Vaters befindet sich eine Beschwerde über Herrn Direktor Kert an das Bundesministerium in Wien – unterschrieben von den Vorerwähnten – ob die Beschwerde jemals versendet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis].
2. meine Mitschüler: hier weiss ich eigentlich nicht genau, warum ich als Aussenseiter galt. Wahrscheinlich, das ist eine Hypothese, weil ich Sohn eines Professors war oder weil ich andere Interessen verfolgte als der damalige Schüler-Mainstream. Ich war ein Einzelkind, ein Träumer. Manche der Mitschüler meinten sicherlich, ich würde bevorzugt behandelt [Allerdings: Kert zum Latein-Schularbeiten-korrigierenden Eberhard Tiefenthaler (mündl. Mitt. von dem damaligen Vertragslehrer): „die zwa müssen amal fliagen“ und legte die Schularbeiten von Gertrud W. und mir separat auf den Tisch zurück]. Jedenfalls haben wir uns beide unterschieden: Du der zarte Untergewichtige und ich der massige Übergewichtige. – Egal: das Aussenseitertum setzt sich jedenfalls fort und zwar dahingehend, dass Du Georg Friedrich Haas, mir auf meine E-Post nicht antwortest, ob Du mit Herr B. meinen Vater meinst!
Abb. 6: Dieses kleine Büchlein würde heute gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verstossen. Ich habe am 08.03.2023 eine Nachfrage an die Vorarlberger Landesbibliothek gemacht und um Auskunft gebeten. Bis heute keine Antwort.

Stimmt, das kleine Büchlein gab es in unserem Auto im Handschuhfach, es wurde von einer Versicherung, dem ÖAMTC oder sogar dem Land Vorarlberg veröffentlicht. Das Verzeichnis konnte sich jeder beschaffen; es war kein Privileg einer Herrenrasse oder eines Herrenmenschen. Ja, und heute mit meinen 70 Jahren regen mich manche Fahrweisen von verschiedenen unangenehmen Zeitgenossen immer noch auf und ich würde denen ein kotzengrobes Mail schicken, wenn ich wüsste, wer die sind, denn manche verhalten sich dumm und – vor allem – für andere lebensgefährlich. Ein solches Buch ist heute in unserer anonymen Welt mit DSGVO undenkbar, es gibt ja nur mehr ihn, sie, es, und solche, die wie er, sie, es aussehen, sich aber nicht so fühlen. Da ich nicht weiss, auf welchen Zeitraum Du Dich beziehst, sage ich einmal so: gelästert ja, beurteilt nein, denn ich hatte ja damals keinen Führerschein, sorry Fahrerlaubnis, Führerschein erinnert zu sehr ans Dritte Reich. Aber, so what? Ist man deshalb ein Nazi? Das erinnert an die Roten Khmer: wer lesen kann ist Dissident, ein Verbrecher; nehmt einen Hammer und schlagt dem den Schädel ein!

Abb. 7: Ob sich unsere Väter „Mit Deutschem Gruss“ begrüsst oder verabschiedet haben, kann ich weder bestätigen noch dementieren. Ich meine, dass ich im Tausch „Mittagessen“ gegen „eine Woche zum Schifahren in Tschagguns“ bei Euch verbringen durfte!

Dass Dein Vater, wie Du schreibst, einen grossen Bogen um Frankreich gemacht hat und Du vermutest dass es da „Etwas“ aus dem Zweiten Weltkrieg gab, wird Deinen Vater wohl veranlasst haben, gegenüber allen und allem misstrauisch zu sein. In die 1960er-Jahre fallen die Verurteilungen von Eichmann und die verschiedenen Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland, die vielfach vom deutschen Juristen Fritz Bauer initiiert wurden. Sein treffendes Zitat war „Wenn ich mein Büro verliess, betrat ich Feindesland…“ – Es sagt viel über die deutsche Justiz der Nachkriegsjahre aus. Diese wird in Österreich nicht anders gewesen sein. Zur Geschichte meines Vaters vor und nach den Kriegsjahren werde später Dokumente vorlegen.

Abb. 8: Den Plan des damaligen Garagenneubaus (1967) konnte ich im Bauamt der Gemeinde Bürs am 16.02.2023 einsehen und fotografieren. In der Tat, er stammt von Deinem Vater Dipl. Ing. Friedl Haas.
Nun bedeutet das aber nicht, dass als Bezahlung kein Geld geflossen wäre. Eine Nachfrage bei der Bank, bei der mein Vater seine einzige Kontoverbindung hatte, ergab, dass Belege nur sieben Jahre lang aufbewahrt werden. Um es aber auf den Punkt zu bringen: die Vereinbarungen zwischen Deinem und meinem Vater kannte ich damals nicht und kenne sie bis heute nicht.


Abb. 9: Die Zeremonie verrichtete 2006 Pfarrer Peter Haas; ich hatte ihn gebeten dies zu tun, zumal mein Vater gläubiger und zahlender Katholik war und ich meinte, die beiden seien Arbeitskollegen am Gymnasium Bludenz gewesen.

Peter Haas frug mich zur Biographie meines Vater, ob verheiratet, Kinder etc, und beiläufig zu seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg. Nun antwortete ich das, was ich von meinem Vater wusste: Unterricht an einem Napola-Internat (Naumburg Saale), späte Einberufung zur Wehrmacht, da mein Vater aufgrund einer Scharlach-Erkrankung im Erwachsenenalter, einen Herzfehler hatte. „Er war also nicht im Widerstand?“ wurde ich gefragt, was ich verneinte. Bei der Beisetzungsfeier kam dies dann nach meiner Erinnerung so herüber, dass mein Vater das Unrechts-System des Dritten Reiches mit unterstützt hätte. Dass der Pfarrer darauf hingewiesen hatte, dass mein Vater bis zum Lebensende ein angeblich überzeugter Nazi gewesen sei, kam dann bei jenen, die meinen Vater kannten, nicht so gut an. Gerade die Institution Kirche hatte die Nationalsozialisten unterstützt und ihnen sogar nach dem Zeiten Weltkrieg auf der Rattenlinie eine Fluchtmöglichkeit ins ferne Südamerika geboten. Nur das benötigte mein Vater nicht, denn er war kein Kriegsverbrecher! Später gibt es weitere Belege dazu!
Abb. 10: Mein Vater besass nie eine Käfersammlung. Vielleicht ist eine Schmetterling-Sammlung gemeint, aber auch die war nicht von meinem Vater [Käfer sind keine Falter und Falter keine Käfer!].

Ich möchte das nun ein bisschen ausbreiten, wie ich/wir zum Schmetterlinge-Sammeln gekommen sind: mein Onkel Prim. Dr. Franz Burtscher, Hohenems, später Salzburg, war begeisterter Fischer und Faltersammler. Er operierte in der Nacht, schlief nur kurz und tauchte dann frühmorgens in Bürs auf, um mich in die Garfülla (Gemeinde Raggal, Ortsteil Marul) mitzunehmen. Er hatte dort eine Strecke des Gebirgsbaches zum Fischen gepachtet. Derweil er dem Fliegenfischen frönte, durfte ich mit seinem Schmetterlingsnetz Falter sammeln – irgendwann formulierte ich den Wunsch an meine Eltern und ihn, eine eigene Sammlung zu besitzen. Und tatsächlich bekam ich zu Weihnachten (1963?) als etwa Zehnjähriger Spannbretter, Nadeln, eine Vitrine [Made by Toni Bitsch, Dornbirn], und ein wunderbares antiquarisches Falter-Bestimmungsbuch, den Berge-Rebel. Schule war ab da im Frühjahr bis in den Herbst abgeschrieben, ich machte im Umkreis Bürs, meine Runden und sammelte viele Falter. Sie sind noch heute in meiner Heimatsammlung in Bürs verfügbar. Nach und nach wurde mein Sammelkreis dadurch grösser, dass ich Vater und Mutter [Mutter hatte eine Fahrerlaubnis aus den 1930er-Jahren!] bat, mich in Biotope zu fahren, die ich mit meinem Fahrrad nicht erreichen konnte. So wurde meine Sammlung grösser und sie gewann auch an Bedeutung, dahingehend, dass die Daten für eine Gegenüberstellung von Damals und Heute wichtig geworden sind; eigentlich umso wichtiger, als der Naturschutz in Vorarlberg nach und nach schwindsüchtig wurde, und kaum mehr das Papier wert ist, auf dem die Gesetze und Verordnungen geschrieben sind. Man suchte damals bereits nach Regelungen bezüglich Artenschutz (nicht Biotopschutz) und damit wir nicht „im Trüben“ sammeln mussten, arbeitete mein Vater und ich an einer Formulierung des Gesetzes, besser gesagt der Verordnung zum Schutz der Schmetterlinge in Zusammenarbeit mit der Vorarlberger Naturschau (Dr. Walter Krieg) und dem Amt der Vorarlberger Landesregierung mit [Quintessenz: geschützt sind alle Falter mit Ausnahme der weissflügeligen Weisslinge]. Nach und nach erweiterte sich unser Radius des Sammelns bis nach Italien (Abruzzen) und Türkei (Anatolien). Nur: zum Fangen der Schmetterlinge nahm ich meine Eltern mit, nicht umgekehrt, sie mich. Und wir hatten eine Ausnahmegenehmigung, weil es ja auf unsere [ich war bei allen Gesprächen anwesend] Initiative verboten war. Selbst in der Türkei half uns ein Brief der türkischen Gesellschaft (?) in Vorarlberg vor Unannehmlichkeiten.

Hier aber nochmals: mein Vater hatte keine Sammlung, es ist bis heute meine Sammlung! – Der Hirschkäfer, Lucanus cervus, kommt in Vorarlberg nur in winzigen Biotopen mit Laubbaum-Altbeständen vor (Müller 1912). So etwa oberhalb der Stadt Hohenems; ich hatte ihn bis heute in Vorarlberg nicht beobachten können, obwohl ich seit 1994 [dreissig Jahre danach!] in ein Käferinventarisierungsprojekt involviert war. Somit konnten sich zu meiner Gymnasialzeit keine Hirschkäfer bei uns im Hause befunden haben. Alle Behauptungen in diese Richtung von „Tausenden Hirschkäfern“ sind Lüge und Verleumdung!

Abb. 11: Der Hirschkäfer ist in Vorarlberg nicht ausgestorben! – Aus: Ellmauer, T.; Igel, V.; Kudrnovsky, H.; Moser, D. & Paternoster, D. (2019): Monitoring von Lebensraumtypen und Arten von gemeinschaftlicher Bedeutung in Österreich 2016–2018 und Grundlagenerstellung für den Bericht gemäß Artikel17 der FFH-Richtlinie im Jahr 2019: Teil 1: Artikel 11-Monitoring. Umweltbundesamt GmbH, im Auftrag der österreichischen Bundesländer, Wien.
Abb. 12: In meiner Bestimmungssammlung befinden sich diese beiden Hirschkäfer (keine Vorarlberger Fundorte) auf einem Zweig getrockneter Eichenblätter [ich weiss, Eichenblätter sind ein Relikt aus dem Dritten Reich!].

Und ja, ich durfte mit Zyankaligläsern zum Betäuben und Töten von Nachtfaltern hantieren. Nachtfalter fing ich mittels Lampe auf unserem Balkon in der Schesastrasse, Bürs (Lichtfang). Das war damals Stand der Technik. Tagfalter tötete ich durch Drücken auf deren Thorax (Netzfang). Mit dem Gift selbst durfte ich natürlich nicht hantieren; diese Deine Formulierung ist Unsinn – denn: in Plastikhohlkegel wurde mittels angeweichter Plastik-Aceton-Lösung ein Boden in einen Hohlkörper verklebt. Dann wurde getestet, ob dieser Hohlkörper dicht ist [Wasserprobe]; anschliessend wurde Zyankali in festem Zustand mittels Gaze im Hohlkörper auf dem Boden fixiert. Als Deckel fungierte ein passender Korken – fertig. Ob ich Dir das vorführte, wie man mit dem Tötungsglas Tiere „umbringt“, weiss ich nicht mehr; wahrscheinlich schon, aber es handelte sich sicherlich nicht um Hirschkäfer.

Warum bei Dir der Begriff Töten nicht ausreicht, ist mir schleierhaft. In der polemisierenden Rückschau hättet Du auch gleich von Ermorden schreiben können. Meine gesamte Faltersammlung ist in der Datenbank der Zobodat (Zoologisch-Botanische Datenbank, Biologiezentrum des Oberösterreichischen Landesmuseums Linz) gespeichert, die Käfer in der Datenbank Biosys am Sammlungs- und Forschungszentrum in Hall in Tirol; dort befinden sich nun auch meine Sammlungen. [Meine gesammelten Nacktschnecken haben im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart ein Begräbnis Erster Klasse erhalten. Dabei ist auch meine Fotosammlung zur Erforschung des Paarungsverhaltens der Nacktschnecken-Gattung Limax]. Kein einziges Tier wurde von mir/uns aus Jux & Tollerei getötet; alle sind in Datenbanken eingearbeitet, tlw. in Fachzeitschriften publiziert!

Abb. 13: Meine Mutter hatte bei mir in den verschiedenen Zeitabschnitten verschiedene Kosenamen, bei ihr als Damenschneiderin [Meisterbrief vom 28.02.1934] mag Zwirn naheliegend gewesen sei; es ist mir jedoch nicht mehr in Erinnerung.

Allerdings erinnere ich mich an den Kosenamen Spatte. Vermutlich, weil meine Mutter gerne im Garten eigenes Gemüse angebaut hatte, wobei ich immer zu Aushilfsarbeiten [mit dem Spaten] angehalten worden bin, die ich nicht unbedingt als „gern geschehen“ erledigt habe. Noch heute ist mir Gartenarbeit zuwider. Kosenamen habe ich nie abfällig verwendet, wozu auch, ich hatte ein inniges Verhältnis zu meiner Mutter – trotz mancher Differenzen – die dem natürlichen Verhältnis Mutter-Sohn entspringen.

Dass wir – mein Vater und ich – uns in Deiner Anwesenheit zwischen die Beine an die Genitalien gegriffen hätten, muss wohl Deiner krankhaften Phantasie entsprungen sein. Waren wir nackt? Wir hatten weder Pool noch Sauna! Wie spielt sich so etwas ab? Von sexuellem Missbrauch habe ich nie und nimmer etwas mitbekommen, weil er einfach nie stattgefunden hat, weder durch Familienmitglieder noch durch Bekannte. Nein, da bildest Du Dir etwas ein [vielleicht hilft Dir ein Besuch bei einem guten Psychiater!]. Ich blieb diesbezüglich gänzlich „verschont“, weil ich in der zweiten Klasse Volksschule in Bürs Ministrant werden wollte und unser Religion vermittelnder Pfarrer M. damals der Volksschul-Klasse mitteilte, dass solche wie der Brandstetter und der S. in der Gruppe nicht willkommen wären. Ab da, ich war etwa acht Jahre alt, war die Katholische Kirche – übrigens bis heute – für mich ein „Rotes Tuch“.

Zum Schlagen in unserer Familie möchte ich klarstellen: Erziehen durch brutales Schlagen hat es bei mir nicht gegeben. Ich bekam als Drei- oder Vierjähriger (ich erinnere mich nicht mehr genau) den Hosenboden „voll“, weil ich einen Traum hatte, dass ich irgendwohin urinierte. Aufgewacht stellte ich fest, dass es das Bett in der Ferienwohnung meines Onkels war. Da gab es ordentlich auf den Hintern, vor allem, weil ich eigentlich als Musterknabe in der Verwandtschaft – vor allem meiner drei Cousins – gelten sollte. Da tust Du mir echt leid, dass Du in Deiner Jugend so viele Schläge bekommen hast. Ich frage mich, ob das Deinen Memoiren-Rundumschlag beflügelt hat?!

Abb. 14: Zusammenfassend betone ich, dass Herr B. keinen speziellen Aspekt vieler Altnazis wie selbstverständlich für sich in Anspruch genommen hat, sich nicht an Gesetze zu halten.

Genau das Gegenteil ist der Fall: „Herr B.“ arbeitete am Naturschutzgesetz mit, das allerdings nur das Sammeln von Schmetterlingen regulierte, nicht aber den Biotopschutz – das ist bis heute nicht nachgeholt worden: viele Vorarlberger Tallagen – im modernsten Bundesland weltweit – sind vor allem der Landwirtschaft, der Industrialisierung und dem Strassenbau geopfert worden. Daher ist es obsolet zu unterstellen, dass dies „als Absorbieren des Gedankens ein Herrenmensch zu sein“, verstanden werden könnte. Mein Vater hat sich selten ein Unrecht genommen, um gegen ein Gesetz zu verstossen, nach dem Grundsatz „ein gebranntes Kind meidet das Feuer“ – und er hat nie dazu beigetragen, durch ein „gigantisches Ausmass seiner Sammeltätigkeit das Aussterben des Hirschkäfers mit verursacht zu haben“ – Blanker Unsinn ist das Benützen eines Buches in dem Kennzeichen der in Vorarlberg zugelassenen Kraftfahrzeuge mit dem Verhalten eines Herrenmenschen gleichzusetzen. Ordinär finde ich den Satz, „dass er seiner Meinung nach weder ein Schwuler noch Kinderschänder gewesen sei, um mir an den Schwanz zu greifen“. Bestimmungen des Strafgesetzes waren für ihn nie irrelevant. Somit gab es für mich auch nichts anzuzeigen. Ich drehe nun Deinen Satz nach meinem Belieben um: jeder, der noch nie eine Anzeige erhalten hat, ist entweder schwul, schändet Kinder und/oder ist ein Nazi. Sorry – so geht geschichtliche Aufarbeitung einfach nicht!

Apropos geschichtliche Aufarbeitung: du unterlegst Deine Anschuldigungen mit Fotos aus Deiner Heimat, Steiermark und Vorarlberg. Die Bildunterschriften sind meist gehässig und anklagend. In einem Satz widersprichst Du Dir aber massiv – ich hoffe, dass es alle Leser bemerken: (p. 84): „Ich spürte, dass da etwas geschah, das uns von allen anderen Menschen unserer Umgebung fundamental unterschied“ – und am hinteren Buchdeckel „Ich bin Zeuge. Zeuge des fortgesetzten Nationalsozialismus nach 1945…“ – somit würde man Dir vor Gericht vorwerfen können, gelogen zu haben, denn demnach waren die Personen in Deiner Umgebung doch nicht alle Nazis.

Die Juden haben das Reich ab 1933 verlassen, weil sie verfolgt wurden – massiv verfolgt wurden. Die Politik der Nazis hat ein Feindbild aufgebaut [es war logisch und schlüssig], nachdem Juden, Sozialisten und Kommunisten in Russland das Zarentum ausgerottet haben. Es gab Millionen Tote. Fortan schürte man von Rechts den Hass des Volkes auf diese Volksgruppen und deren Parteigänger. Noch 1933 war Adolf Hitler „Man of the Year“ auf renommierten US-Zeitschriften, ein Bollwerk gegen den Bolschewismus. Ab 1930 sahen viele im Nationalsozialismus einen kommenden Vorteil – und manche hofften auf Rache für alles nach 1918 Verlorene. Nicht nur der Bürger, vor allem waren es Bankiers und Industrielle. So konnte Hitler darauf vertrauen, dass im „Reich“ immer genügend Geld vorhanden war, um seine Politik zu finanzieren. Hier möchte ich Wikipedia zitieren: „Die BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Basel) wird am 27. Februar 1930 offiziell gegründet. Sie verfügt über ein Grundkapital von 500 Millionen Schweizer Goldfranken, das zum überwiegenden Teil von den beteiligten Zentralbanken stammt. Die deutsche Reichsbank, die Bank of England, die Banque de France, die Banca d’Italia, die Belgische Nationalbank, […] der Industrial Bank of Japan sowie die amerikanische Wall Street-Bankengruppe JPMorgan & Co., Rockefellers First National Bank of New York und die First National Bank of Chicago (heute Teil der Chase Manhattan Bank) zeichnen jeweils 16.000 Aktien. Während der Kriegszeit 1939 bis 1945 wickelt die BIZ alle notwendigen Devisengeschäfte für das Deutsche Reich ab. Es kommt deshalb später zu dem offenen Vorwurf des Handels mit Raubgold (looted gold) […]. Zur gleichen Zeit dient die Bank als Treffpunkt führender deutscher Vertreter wie Hjalmar Schacht mit Bankiers und dem Chef des amerikanischen Geheimdienstes in der Schweiz, Allen W. Dulles, der zugleich als Direktor der Schroders Bank in New York und als Präsident der privaten außenpolitischen US-Denkfabrik und Netzwerkes Council on Foreign Relations fungiert“ – [Wikipedia abgerufen 2.2.2020]. Somit: auch jüdische Banken haben die Endlösung der Judenfrage [vulgo Holocaust] finanziert.

Wenn Du also die Juden zurecht bedauerst, dass sie ihre Heimat verlassen mussten, so solltest Du Dir überlegen, ob Du noch im einem Land (USA) leben willst, das weltweit über mehr als 800 Militärstützpunkte verfügt; ein Land das Dutzende Kriege angezettelt und geführt hat und Millionen Menschen auf dem Gewissen hat, etwa in Korea, Vietnam, Iran, Irak, Libyen, Afghanistan; ein Land das seine Dollar-Währung nur mit Hilfe des eigenen Militärs am Leben erhalten kann. Die USA unterhalten noch immer Foltergefängnisse und praktizieren die Todesstrafe. Man benötigt die Black-Lives-Matter-Bewegung, um klar zu machen, dass die durch Martin-Luther-King erstrittene Gleichberechtigung auch gelebt werden muss. Mit Deiner Anwesenheit in den USA stützt Du die Gesinnung und Machenschaften der dortigen Eliten [merkst Du den Vergleich USA und Drittes Reich? – und natürlich auch den Deiner Eltern mit Dir]!

Mein Vater hat sich als Deutschlehrer immer neue deutsche Literatur gekauft und vermerkte auf kleine selbstklebende Zettelchen sein kurzes Urteil – auf Deinem Buch würde sicherlich – nicht nur dank der Berichterstattung über Herrn B. ein kleines Zettelchen kleben auf dem „Schund!“ geschrieben stünde.

Ich habe Deine Seiten, die Herrn B. beschreiben einem Herrn zum Lesen gegeben, der unsere Familie besser kennt und kannte als viele andere und gebeten mir mitzuteilen, ob er hier jemanden erkenne – sein Urteil: „Nein. Einfach nur krank geschrieben, wie ein Rachefeldzug voller Lügen“ – dem möchte ich nur hinzufügen: Du Georg Friedrich Haas bist in Bezug auf Deine Kapitel Herr B. und Herrenmenschen ein Lügner.


Stationen im Leben des Herrn B. [Alfred Brandstetter]

Abb. 15: Abschrift Absolutorium der Univ. Wien (Philosophische Fakultät 1935)
Abb. 16: Übersetzer & Sekretär in Ystradgynlais, Swansea, Wales 10/1935-07/1936

Vater übersetzt gemeinsam mit Eurof-Walters Dokumente aus dem Zeitraum vor und während des Ersten Weltkriegs (Vaters spätere Meinung dazu: die Engländer waren Schuld am Ersten Weltkrieg).

Abb. 17: Studienpräfekt 01/1938-04/1938 an der Dr.-Josef-Hyrtlschen-Landeswaisenanstalt Mödling
Abb. 18: 04/1938-04/1941 Hilfslehrer am Bundesrealgymnasium Stockerau. Danach versetzt an die Nationalpolitische Erziehungsanstalt Naumburg an der Saale. Ab 04/1942 Militärdienst bei der deutschen Wehrmacht. Also „1941 versetzt worden“ – auf eigenen Wunsch? Nein, er hat sich nicht darum gerissen an eine NAPOLA zu kommen. Und es war nicht 1933 (nach dem Machterhalt Hitlers in Deutschland), nicht 1935 (als andere schon im Untergrund tätig waren), nicht 1938 (nach dem Anschluss) und auch nicht 1939 (bei Kriegsbeginn) – nein es war während des Krieges 1941! Er war kein „Illegaler“!
Abb. 19: Zu Führers Geburtstag 1940 wird aus dem Hilfslehrer ein Studienassessor.
Abb. 20: Per 27.11.1942 Übernahme in den Dienst der N.P.E.A. Naumburg – Vater war damals beim Fliegerhorst Delitzsch stationiert und wurde dort nach seinen Erzählungen aufgrund seiner Englisch-Kenntnisse zum Dolmetschpeiler ausgebildet. Seine Militärdienstzeit beginnt mit 01.04.1942
Abb. 21: Vater wird an Führers Geburtstag 1943 zu einem Zugführer im Dienstbereich der N.P.E.A. ernannt, obwohl er nach seinen Erzählungen längst als Dolmetschpeiler am Atlantikwall eingesetzt war.
Abb. 22: In 05/1943 war Vater in Crawinkel bei Gotha in einem U.A. Lehrgang [im Abkürzungsverzeichnis zur Wehrmacht finde ich diese Abkürzung nicht – spekulativ könnte es Unteroffizier-Ausbildung sein]
Abb. 23: 06/1943 Anstaltsausweise von Wehrmachtsangehörigen werden eingezogen. Vater will offensichtlich die N.P.E.A. verlassen und unter den „derzeit dort herrschenden Zuständen“ an seine alte gewohnte Arbeit zurückkehren.
Abb. 24: Der Reichsstatthalter in Niederdonau zu Wien, teilt am 07.01.1944 mit, dass Vater in die Anwärterliste (Jahrgang 1943) aufgenommen wurde. Leider geht aus dem Dokument nicht hervor, wo denn nun Vater eingesetzt werden sollte [ich vermute Schuldienst in seiner Heimat, Niederdonau, ehemals Niederösterreich].

In meines Vaters Memoiren beginnen seine Erzählungen über die Kriegszeit in Delitzsch und stimmen mit den hier gezeigten Dokumenten überein. Das Schicksal als Unteroffizier der Wehrmacht verschlug ihn als Dolmetschpeiler nach Frankreich an den Atlantikwall und sein Rückzug entsprach dem Vorrücken der Alliierten. Seinen Englisch-Kenntnisse konnte er verdanken, dass er nach dem Krieg bei den Amerikanern eine Anstellung bekam. Es ist anzunehmen, dass die Amerikaner 1945 die Person Alfred Brandstetter nach allen Möglichkeiten auf seinen Kriegsdienst durchleuchtet haben. Hier nun ein paar Dokumente aus der Nachkriegszeit ab 1945:

Abb. 25: Certificate of Discharge = Entlassungsurkunde aus Kriegsgefangenschaft. Sie erfolgte am 19.06.1945 durch die US-Air Force.

Abb. 26: Am 19.09.1945 meldet sich Vater beim Arbeitsamt Wasserburg, beim Ernährungsamt und Einwohnermeldeamt Ingolstadt jeweils am 20.06.1945

Abb. 27: Vom 20.06.1945 bis 10.04.1948 war Vater bei der Besatzungsmacht als Manager und [Bar-]Mixer tätig – so bestätigt es das Arbeitsamt Augsburg am 19.04.1948
Abb. 28: Vom 06.05.1948 bis September 1948 soll Vater in Wien sein und gemeinsam mit seinem englischen Kollegen Walters am Staatsarchiv arbeiten. Vater befindet sich somit in der damals russisch besetzten Zone Österreichs!

Abb. 29: Und nochmals ist Vater von 10.08.1948 – 11.10.1948 bei den US-Amerikanern beschäftigt. Er verlässt die Einheit, um sich seiner Gesundheit zu widmen.

Vater will unbedingt wieder zurück zu seiner angestammten Tätigkeit in den österreichischen Schuldienst und bereitet seine weitere Zukunft zunächst mit Bestätigungen über seine politische Vergangenheit nach dem Anschluss 1938 vor:

Abb. 30: Bereits 11/1946 bescheinigt die Gemeindeverwaltung Klosterneuburg (Vaters Geburtsort), dass er nichts arisiert hat [sic!].
Abb. 31: Die ÖVP-Bezirksleitung Stockerau [Tätigkeit als Hilfslehrer zwischen 1938-1941] bestätigt einwandfreies und korrektes Benehmen während der nationalsozialistischen Zeit.
Abb. 32: Vater war in der SA Sturm 17/42 – ganz neu für mich. „Er genoss während seines hiesigen Aufenthalts immer und in jeder Hinsicht einen guten Leumund“
Abb. 33: Er hatte in der Ortsgruppe Stockerau (NSDAP ?) keine Funktion inne

Abb. 34: keine planmässige Funktion innerhalb der NSDAP Ortsgruppe Stockerau – zeitweise/aushilfsweise wurden Schreibarbeiten erledigt.

Abb. 35: Eine weitere Bestätigung von einem Schlosser aus 1948
Abb. 36: Machte es die Menge? Jedenfalls bestätigt hier ein ehemaliger Gemeindemitarbeiter, dass Vater bei der NSDAP nur einfacher Mitarbeiter war.
Abb. 37: Das wichtigste Dokument der Republik Österreich nach 1945: die Entnazifizierungsurkunde – Vater gehörte gemäss BH Korneuburg [12.05.1948] zu den minderbelasteten Personen – jene die „dabei“ waren, wurden in drei Gruppen eingeteilt: Kriegsverbrecher, Belastete und Minderbelastete.

Als Gedankenstütze wollen wir festhalten: In Österreich wurde 1945/46 rund ein Drittel aller öffentlich Bediensteten, ungefähr 100.000 Menschen, aufgrund einer früheren NSDAP-Mitgliedschaft aus dem Staatsdienst entlassen. Darüber hinaus verloren 36.000 Personen in der Privatwirtschaft und 960 höchste Führungskräfte aus Staat und Wirtschaft ihre bisherigen Positionen (Quelle: Wiki). [Provokant gefragt: wie war das 1938 nach dem Einmarsch?]

Abb. 38: Amtsärztliches Zeugnis zur Einstellung als Mittelschullehrer: das Bezirksgesundheitsamt Klosterneuburg erstellt am 05.07.1948 eine Anamnese.
Abb. 39: das erlösende Telegramm aus Bludenz (französisch besetzte Zone) vom 27.10.1948. Vater wohnte im von den Russen besetzten Teil Österreichs (SBZ).
Abb. 40: Dienstvertrag, in dem die Anstellung per 01.11.1948 als Vertragslehrer für Deutsch und Englisch bestätigt wird.

Nun, man kann das Leben meines Vaters in Jugend, Studium, Englandaufenthalt, Lehrerjahre, Kriegsdienst und Nachkriegsjahre unterteilen. In Bludenz schlug ihm am Gymnasium Bludenz eine Ablehnung durch den Direktor Kert entgegen: „Nazis brauch ma kane!“. Aber er fand auch wieder treue Freunde! Es begann – durch viele Abenteuer – eine weitere Odyssé im Leben meines Vaters: Heirat, Hausbau, Nachwuchs (mich), Pensionierung und Ausklang und Abgang aus einem Leben – voll von Ereignissen – die er hinnahm als Schicksal, das ihm Gott auftrug zu ertragen und zu meistern in guten und in bösen Zeiten. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass meinem Vater 1973 die Henri-Dunant-Gedenkmedaille in Gold für seine Arbeiten rund um das Jugendrotkreuz am BRG & BG Bludenz verliehen wurde. Nicht nur deshalb wollte auch ich meinem Vater ein kleines Denkmal setzen – zumindest auf dem Partezettel mit den Worten „Treu in Allem!“


Seit 2014 habe ich mit mit der Aufarbeitung der jüngeren Geschichte befasst und die Erkenntnisse aus der mir zur Verfügung gestandenen Literatur in ein Philatelistisches Exponat eingebaut; ich habe es „Nie wieder Krieg!“ genannt – ein frommer Wunsch, denn es wird immer wieder Menschen geben, die wegen Ideologie, Geld und/oder Macht über Berge von Leichen gehen, Millionen von Frauen, Männer und Kinder umbringen, um ihr Vermögen und ihre Macht zu vergrössern oder Ideologien zu etablieren oder zu festigen. Unsere Eltern waren und wir sind eingebettet in den Verlauf dieser Geschichte

Rückblick in meine Jugendjahre: Wenn es auch zwischen mir und meinen Eltern verschiedene Sichtweisen auf das Dritte Reich und diesbezüglich in meinen jungen Jahren – schon vor der Gymnasialzeit – harsche Diskussionen gegeben hat, so wurde ich von beiden stets im Sinne von Kritik üben und zum Betrachten der drei Seiten einer Münze aufgefordert. So durfte jeder – auch ich – seinen Glauben bewahren. Dass sich meine Sicht auf die damaligen Ereignisse geweitet hat – lag nicht an unserem genossenen Geschichtsunterricht. Wie hätte ich mich damals verhalten? Die beste Antwort darauf gibt uns das Milgram-Experiment!

Abschliessend hier die Worte des Streiters für Demokratie, Fritz Bauer.

Abb. 41: Fritz Bauer könnte für alle Vorbild sein!

Georg, ich hoffe, dass Dich dies zum Nachdenken anregt!

Clemens M. Brandstetter, Bürs, im Mai 2023




Spätere Ergänzungen:

Auf Wien-Wiki findet man Informationen über die Handhabung der Entnazifizierung der österreichischen Bürger in den verschiedenen Bezirken Wiens. Verschwiegen wird dabei, dass es damals auch „Meldestellen zur Denunzierung der Nationalsozialisten“ gegeben hat. Während der Zeit des Nationalsozialismus war es ja üblich, dass versteckte Verfolgte denunziert wurden. Auch zur Zeit der Corona-Pandemie soll es zu Denunziationen gekommen sein. Staat und Mensch scheinen nichts gelernt zu haben.

Abb. 42: Eine solche Meldestelle gab es zB für den XV. Bezirk (Brief aus 1947)

Abb. 43: von vielen Banken-Skandalen ist der Lehmann-Crash noch in bester Erinnerung. Zu den Banken in den USA gibt es einen sehr gut recherchierten Bericht in der Jüdischen Allgemeinen unter dem Titel Handel mit Illusionen. Bemerkenswert ist, dass man bis in die 1970er-Jahre WASP-Kunden von anderen unterschieden hat. Die Abkürzung steht für Weiss, Angelsächsisch, Protestantisch.

Abb. 44: Im benachbarten Bayern konnte man beim Staatskommissar für die politische Säuberung in Tübingen Personen denunzieren. Die Aufarbeitung reicht nach meinen philatelistischen Belegen bis in die frühen 1950er-Jahre. Philatelistisch bemerkenswert ist die Verwendung württembergischer Briefmarken auf bayrischem Gebiet. Die Franzosen haben sich den Korridor von Württemberg nach Vorarlberg durch „Annexion“ der Gegend um Lindau freigehalten.

Abb. 45: Vor einiger Zeit bekam ich ein Konvolut von Briefumschlägen, die ich in eine kleine historische Zeitreise mit dem Titel „Roller – Hitler – Bick“ einbauen konnte. In Österreich wurden mehrmals Bücher verbrannt.

Spannend ist auch die Geschichte rund um die Rattenlinie, deren es mehrere gab. Über eine habe ich recherchiert und publiziert.