Bernstein-Waldschabe

© Clemens M. Brandstetter

Schnellbestimmung: Schabe zugeflogen = nicht die Küchenschabe!

Manche Zeitgenossen geraten in Panik, wenn sie eine Schabe als Mitbewohner beherbergen und entdecken. Viele reagieren mit so grosser Abneigung, dass der eigene Körper zu jucken beginnt, und es keine Ruhe mehr gibt, bis das Tier erlegt und die Wohnung wieder „sauber“ ist. Schaben gelten als Krankheitsüberträger schlechthin, für die geflügelten, aber flugunfähigen Schaben (etwa Deutsche Schabe – Blattella germanica L.) trifft dies zu, während die flugfähige Bernstein-Waldschabe (Abb. 1) ein Zuzügler aus dem Süden darstellt, der als harmlos einzustufen ist. Die Arten sind schwer von einander zu unterscheiden, wahrscheinlich ist für den Laien nur die Flugfähigkeit ein sicheres Indiz für Entwarnung. Die Gemeine Waldschabe (Abb. 2) verlässt Waldlichtungen und Waldränder ungern; man findet sie sehr selten als Kulturfolger.

Schaben haben dort Möglichkeiten sich rasant zu vermehren, wo dementsprechende Lebensmittel zugänglich sind, etwa in Bäckereien oder ähnlichen Betrieben. Von dort können sie mittels Transport-Verpackung (Brotkörbe) in geeignete „Biotope“ weiter verbreitet werden (Spitäler)  – hier gilt es dann rasch und konsequent tätig zu werden. Ritzen, Spalten und andere Hohlräume dienen den Schaben als Verstecke, Sauberkeit und Trockenheit bieten kein geeignetes Biotop! Bei Befall ist es daher notwendig, dafür zu sorgen, dass es keinen weiteren Zuzug über schlecht eingeputzte Rohre, Elektro- oder Abwasserleitungen gibt (Verputz ergänzen, Hohlräume mit Schaum oder Silikon ausfüllen bzw schliessen etc). Als nächsten Schritt soll man ihnen alle Nahrungsquellen entziehen – dies geschieht einerseits durch Verräumen angebrochener Lebensmittel andererseits durch Kontrolle und gegebenenfalls Säubern der möglichen Verstecke (Ritzen, Abdeckungen, Blenden etc).

Die Bernstein-Waldschabe ist hingegen eine südliche Art, die aus ihrer angestammten Heimat (Typenfundort: Italien, Campania: Monte Matese, Cusano) Richtung Norden vordringt und neuerdings als ungebetener Gast in unseren Wohnungen zu finden ist (Nordschweiz, Baden-Württemberg, südliches Bayern). Sie ernährt sich ausschließlich von zersetzenden Pflanzen, weshalb sie in Wohnungen aufgrund von Nahrungsmangel in kürzester Zeit eingeht. Daher stellt sie – im Gegensatz zur Deutschen Schabe – keine Bedrohung dar. Von dieser unterscheidet sie sich durch das einheitlich gefärbte Halsschild, welches bei der Deutschen Schabe zwei schwarze Längsstreifen besitzt (Abb. 3). Auch ist die Bernstein-Waldschabe dämmerungs- und tagaktiv, während die Deutsche Schabe nur nachtaktiv ist, helles Licht meidet und sich sofort in Ritzen und Löchern verkriecht. Die Nymphen (Larven) der Schaben machen etwa ein Dutzend Entwicklungsstadien durch ((Abb. 4), bis sie gänzlich entwickelt sind.  In den Ootheken sind nur wenige Eikammern, in denen die weiblichen Tiere die Nachkommenschaft schützen und irgendwann an einem geeigneten Ort ablegen (Abb. 5a, 5b).

Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie uns Fundmeldungen mitteilen, sodass wir die Ausbreitung dieser Art verfolgen können – kdw.buers (at) telemax.at

Zum Foto (Abb. 1): Fundort München, anlässlich einer lauen Sommernacht fliegt dieses Exemplar über ein Dachfenster ein, ward gesehen und verfolgt. Geschickt entzieht sich das Tier dem Fang und verkriecht sich im Allerlei, das so herumsteht. Letztlich wird es gefangen, ruhig gestellt, fotografiert und wieder über die Einflugpforte entlassen. 

Abb. 1: Bernstein-Waldschabe – sie ist flugfähig und besucht uns hin und wieder – kommt ans Licht.

Abb. 2: Gemeine Waldschabe (Ectobius lapponicus L.) – flugfähig; unsere Lebensmittel: kein Interesse – sie stirbt in der Wohnung, denn sie ist ein Waldbewohner. (Eigene Beobachtung: noch nie in einer Wohnung)

Abb. 3: Blatella germanica – Deutsche Küchenschabe – flugunfähig – meidet Licht (Foto: © Rosanna Boraso)

Abb.4: Ectobius sp. (Riserva degli Astroni Neapel) – Larve (Foto: © Salvatore Capo).

Abb. 5a: Weibliche Bernstein-Waldschabe mit Oothek – Foto: Markus Diehl.

Abb. 5b: Waldschabe mit Oothek – Foto: Bettina Hilker

Abb. 6 + 7: Im Allgemeinen sehen wir Betrachtungen von Schaben meist nur von oben. Heiner Grimm hat dem abgeholfen – besten Dank. Wir sehen so die Anatomie dieser Tiere, die bedornten Beine, mit denen sie blitzschnell laufen und fast alle Oberflächen bewältigen können.

 

 

 

    Fast determination: cockroach is flown to = Not the „German cockroach“

Some contemporaries start to panic, when they host a cockroach as roommate and detect it. Most react in big dislike, so that their bodies start to itch and there is no more rest until the animal is slain and the flat is „decontaminated“. Cockroaches are known as sickness couriers – for the winged but not flyable cockroach (like Blattella germanica) that is true. The flyable Amber-„forest-cockroach“ (Pic. 1) however, that has immigrated from the South, is rather harmless. The species are difficult to separate, however for laymen only the ability to fly is securely reliable to be sure about a all-clear. The Ectobius lapponicus (Pic. 2) rather not leaves forest glades and forest edges, they are scarcely found as a synanthrope.

Cockroaches have the possibility to breed fast there, where there are much foods like in bakeries or similar enterprises. Therefrom they can spread out to nice „biotopes“ like hospitals – there quick reaction is crucial. Cracks, hygiene and dryness are not good biotopes! From the time of infestation it is necessary that there is no further influx through badly cleaned pipes, electronic or sewage tubes (add plaster, close hollows with foam or silicon). Next step should be to clear all food sources for the animals. That happens when throwing away or closing opened foods or by controlling and possibly cleaning of potential hideouts (cracks, coverings, blinds etc.).

The Amber-„forest-cockroach“ is a species from the South that spreads North from its actual home (typical habitat (LT): Italy, Campania: Monte Matese, Cusano) and finds itself as a disliked roommate in our flats (Northern Switzerland, Baden-Württemberg, Southern Bavaria). It only eats from corrosive plants, whereof it usually starves in flats. Therefore it is not dangerous in contrast to the German cockroach, which it differentiates by the following: Amber-forest-cockroach has single-coloured neck-shield, which at the German cockroach has two black stripes lengthways (Pic 3). The Amber-forest-cockroach too is active during dusk and day, whereas the German cockroach is only night-active, avoids lucid light and crumbles into small cracks and holes immediately.

We are thankful for every finding of the animals, so that we can follow the „spread-meter“ – click here for dispatches.

According photo (Pic. 1): place of discovery: Munich. During a warm summer night this sample flies in through a roof window, was viewed and followed. Skillful it crawls away into everything that stands around and cannot be caught. In the end it is trapped, tranquillized, photographed and released through the entrance gate.

Pic. 1: Amber-„forest-cockroach“ – it is flyable and visits us now and then – appears during light.

Pic. 2: Oriental cockroach (Ectobius lapponicus L.) – flyable; our foods: no interest – dies in flats, because it lives in woods. (own observation: never in a flat or house).

Pic. 3: Blatella germanica – German cockroach – not able to fly – avoids light (Foto: ©Rosanna Boraso).

 

Literatur für Schweiz, Baden-Württemberg und Bayern:

Baur H.; Landau Lüscher I.; Müller G.; Schmidt M. und Coray A. (2004): Taxonomie der Bernstein-Waldschabe Ectobius vittiventris (A. Costa, 1847) (Blattodea: Blattellidae) und ihre Verbreitung in der Schweiz. Revue Suisse de Zoologie 111 (2): 395-424. (PDF, 30 Seiten, 4 MB)

Landau Lüscher I.; Müller G.; Schmidt M. und Baur H. (2003): Die Bernstein-Waldschabe Ectobius vittiventris (Costa). Der praktische Schädlingsbekämpfer 55 (7/8): 6-7. (PDF, 2 Seiten, 3 MB)

Landau I.; Baur H.; Müller G.; Schmidt M. (2000): Zur Verbreitung und Taxonomie von Ectobius vittiventris (Costa) (Blattoptera: Ectobiidae) in der Schweiz. Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 73 (1-2): 179-180. (PDF, 2 Seiten, 6 KB)

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