Inverse Philately
Inverse Philately bezeichnet die kritische, subversive oder dekonstruktive Auseinandersetzung mit Briefmarken als staatlich produzierte Bilder. Sie fragt nach dem Ungesagten, dem Zensierten und den sozialen, politischen oder historischen Kontexten, die eine Marke verschleiert oder manipuliert. Inverse Philatelie liest Briefmarken „gegen den Strich“.
In der inversen Philatelie geht es nicht nur um das, was Briefmarken zeigen, sondern auch um das, was ihre Deutung verbirgt – besonders dort, wo sie in Sammlerforen diskutiert werden. Hinter scheinbar sachlichen Beiträgen verbirgt sich oft eine zweite Ebene: Autoren verschweigen Zusammenhänge, verschleiern politische Bezüge oder stellen historische Hintergründe bewusst verzerrt dar. Gerade in spezialisierten Foren wird so Erinnerung nicht nur geteilt, sondern auch geformt – mitunter manipuliert. Inverse Philatelie fragt hier nicht nur nach dem Objekt, sondern auch nach dem, wer spricht, wie gesprochen wird – und was ungesagt bleibt.
Philatelie fordert die Phantasie. Phantasie fordert uns.
Dass sich meist ältere Herren mit der Philatelie beschäftigen, hat dabei durchaus einen positiven Nebeneffekt: Wer sich bis ins hohe Alter geistig betätigt, bleibt länger fit – die Beschäftigung mit Marken, Stempeln und Belegen fördert das Denken und hält die „Durchblutung im Oberstübchen“ lebendig.
Doch Philatelie erschöpft sich nicht in Marke, Stempel oder Postweg. Es geht immer auch um das, was uns die Dokumente vermitteln – oder verschweigen. Der aufmerksame Sammler entdeckt in einer Marke ebenso viel wie im Text einer Karte oder in den Mitteilungen eines Briefes. Und wie könnte man das Aufspüren des Verborgenen besser illustrieren als mit der folgenden Karte von 1932:
Sie wurde in Zürich von Erich Schuler – Ärztliche Bedarfsartikel an den Endoskop-Hersteller Georg Wolf in Berlin geschickt. Die Marke ist der Genfer Abrüstungskonferenz von 1932 gewidmet.

Diese Konferenz stand im Schatten des frühen Todes Gustav Stresemanns, der am 3. Oktober 1929 eine Ära der deutschen Außenpolitik beendete. Stresemanns Verständigungspolitik – Locarno, Völkerbund, Friedensnobelpreis 1926 – hatte Deutschland wieder in die Staatengemeinschaft eingebunden. Nach seinem Tod jedoch verhärtete sich die internationale Lage: Die Abrüstungskonferenz scheiterte 1933, als Deutschland nach der Ablehnung seiner Gleichberechtigungsforderungen durch Frankreich sowohl die Konferenz als auch den Völkerbund verliess. Damit war nicht nur die Ära Stresemann vorbei, sondern auch die Hoffnung, die Rüstungsfrage durch internationale Zusammenarbeit zu lösen.
Zurück zur Karte: Erich Schuler bestellte eine Offerte für ein Rektoskop mit elektrischer Beleuchtung. Nicht jeder Philatelist wird den Vergleich verstanden haben – doch wer sich mit Thematischer Philatelie beschäftigt, weiss: Es geht darum, Verborgenes sichtbar zu machen.
Richard Wolf wurde am 19. Dezember 1906 in Berlin als Kind des Industriellenehepaares Georg und Elisabeth Wolf geboren. Er trat 1922 als Lehrling in den elterlichen Betrieb, die Georg Wolf GmbH, in Berlin ein. Die Firma Richard Wolf Gmbh gibt es noch heute!
Vielleicht muss sich die Philatelie nur neu erfinden – lesen Sie dazu diese Glosse
Was die Philatelie retten könnte – eine Analyse.
Tauchen Sie ein in die Welt der Thematischen Philatelie – erleben Sie Neues & Verborgenes!
KURZGESCHICHTEN
Philatelistische Kurzgeschichte: Die Marke mit dem Schatten – Download
Die Verborgene Strasse – ein Märchen (Philatelistische Kurzgeschichte)
Philatelistische Kurzgeschichte: Der Tisch der Sieben
diese Geschichte entstand rund um eine Geschichte, deren möglicher Verlauf nicht angedacht werden darf: Der Ustica-Anschlag
Science Fiction – Der Überträger (ist das wirklich möglich?)
AKTUELLES (ODER WIEDERKÄUER)
Neues im Monat Juni 2025 ArGe Medizin & Pharmazie
Der Juli in der Märchenstadt Hofgeismar: Märchenposta & Postcrossing
PM 218 – unser Lymphsystem
Junge Sammler und die Naturwissenschaften
Die psychologische Bedeutung der Philatelie – eine stille Therapie
Hi friends of medicine & pharmacy philately
GESPRÄCHE MIT KÜNSTLICHER INTELLIGENZ
AUS UNSERER UMWELT
Glyphosat im Alltag
Glyphosat, die Bienen & wir
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Zecken – mitunter verdammt gefährlich!
Verführerische Düfte – Gottesanbeterin
Der tödliche Duft – Lavendel
Ursache blieb lange verborgen – die Balkan-Nephropathie
Seidenraupenzucht in der Ardèche – die Pebrine-Seuche!
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Wespen & Co als Medizin
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GESELLSCHAFT
Im Dienst der Herrschaft – nickende Blüten
Frauen in Deutschland und deren Sicherheit
Ein bewährtes Gesundheitssystem – ein Modell für Europa?
Mannequins der Nachkriegszeit – Schaufensterpuppen
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Der deutsche Michel – ein Kurzportrait
Freiwillige Euthanasie in den Niederlanden
Julius Tandler – Zwischen Menschenliebe und Menschenzüchtung [Alfred Grotjahn, Magnus Hirschfeld]
Sagen – aus Vorarlberg (Österreich)
St. Ulrich – und die Augenheilkunde
Jim Knopf – gesellschaftliche Sensibilitäten
POLITIK & GESCHICHTE
Staatsmacht im Kleinformat – Briefmarken mit Unterton
IKPK – alle hinterlasse Spuren
Die Einbürgerung des Adolf Hitler
Wie finanzierte sich das nationalsozialistische Deutsche Reich?
Wichtige Drucksache – 31.3.1933
Juan Pujol – die Akte der Täuschung
Peter Scholl Latour zu Afghanistan
Peter Scholl Latour zur Ukraine
Sarkozy – zwischen Moral und Macht
Griechenland – in der Schuldenkrise
Im Memoriam Hans Pretterebner – Der Fall Lucona
In Memoriam Alfred Worm – Der AKH-Skandal
Andreas Hofer – zwischen Alpen und Imperien
Die Schreckensherrschaft der Ustaša unter Pavelić
Zensur – was Du nicht lesen sollst! – Ein Zensurbrief: Adler über Europa
Die Kärntner Volksabstimmung 1920
Die Kubakrise und der Schattenmann
Nachrichten von der Front – es gab nur Gewinner!
Trifels – eine Burg mit Vergangenheit
Stepan Bandera – ein Nationalheld?
Wir schaffen das! – Wie kam es dazu? Hier eine Rekonstruktion
Freund oder Feind? Deutschland, die Taliban und das Auswärtige Amt
Im Dienste Deutschlands – Coco Chanel & Mata Hari
Ich trinke Sterne – die Enteignung der Familie Mumm.
Paz – Maria de la Paz de Bourbon
Erste Moschee mit Minarett in Deutschland – das Halbmondlager in Wünsdorf
Ruhrstahl zwischen Krieg & Korrespondenz
Die Firma Georg Schicht in Aussig: Gewaltig begann es – und endete in Gewalt
Vertreibung aus dem Sudetenland – das Massaker von Aussig
Die Geschichte Palästinas – Zionistenkongress bis Nakba
Scholl Latour zur Geschichte Palästinas
Christian Pilnacek – Versuch einer Bestandsaufnahme per 13.09.2025
Transparenzdatenbank – Transparenzportal – was mit Deinen Steuern bezahlt wurde
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Gedanken zum Bierschaum – die kleinen Freuden des Biertrinkers
Nitritpökelsalz (E250) in Lebensmitteln – eine Warnung!
Marconi – vom Kristall zur Weltrkarte
Betreiben Sie eine Solaranlage? – Ja, dann sollten Sie das lesen…
Der Strom kommt aus der Steckdose – E-Autos
Ist das Klimawandel? – Wenn der Himmel herunterfällt…
Philipp Reis – das Pferd frisst keinen Gurkensalat
Joachimsthal – vom Radium zur Bombe
MUSIK
Eine einzige Marke kann ein Opernhaus öffnen: Carmen
Zwischen Glühwürmchen und Braunen Jungs: Paul Lincke
LITERATUR
Wollen Sie mit Friedrich Schiller diskutieren? Dann versuchen Sie es hier
Rudolf Buttmann – ich war kein Schläger (Monolog)
Anleitung für einen Sketch – Die perfekte Briefmarkenausstellung
BESUCHEN SIE UNSERE SEITE ANGEWANDTE PHILATELIE
Was Du nicht veröffentlichen sollst: Ein scheinbar harmloses Gedicht meiner Frau Daniela Vogt Weisenhorn wurde auf Philaseiten.de [Täglich sterben 100 Sammler…] zum bekannten Stein des Anstosses. Es erregte den Hausherrn des Forums, Richard Ebert, so sehr, dass er Daniela bis Ultimo 2050 gesperrt hat.



Totgesagte leben länger
(Ein philatelistisches Gedicht)
Im Zeitalter von Mail und Cloud,
wo kaum noch wer zum Kasten schaut,
da sagt man oft mit einem Spott:
„Die Briefmarke? Die ist doch tot.“
Doch wehe dem, der sie verlacht,
die kleine Kunst in Farbenpracht!
Sie trägt Geschichte, Land und Kleid –
ein Fenster in die alte Zeit.
Ein Zeppelin im Morgenrot,
ein König still auf blauem Thron,
ein Stempel, der von Flucht erzählt,
von Krieg und Hoffnung – ungezählt.
Ein Brief mit Zensur – schwer und stumm,
vom Krieg gezeichnet, kalt und krumm.
Geöffnet, geprüft – ganz kontrolliert –
ein Stück, das schweigt und doch berührt.
Was einst die Welt verband im Lauf,
nimmt Sammlerherzen heute auf.
Mit Lupe, Zange, stillem Blick
kehrt Stück für Stück die Zeit zurück.
Ein Markenrand, ein Zähnungsfehler –
für manche ist das fast ein Thriller.
Ein Wasserzeichen – kaum erkannt –
ein Schatz aus einem fernen Land.
Schon oft lag sie im Sterben, versteckt,
vom Glanz der Gegenwart bedeckt.
Doch neu entworfen, geteilt und vernetzt
hat sie im Digitalen sich neu eingesetzt.
Im digitalen Raum ist sie nun eingebunden,
als Datei, die auch Sammler verbindet.
Entwürfe frisch, der Austausch weit –
die Marken sind vernetzt, bereit.
Totgesagt? Nein voller Leben,
sie schaffte es, sich neu zu weben.
Mit Farbenpracht und neuem Schwung –
die Briefmarke bleibt lebendig – jung.
Naja, lieber Ebert, da hast Du Dir viel vorgenommen. Die Medizin macht zwar Fortschritte, aber zu hoffen, dass wir beide ab 2051 neue Beiträge von Daniela auf Deinem Forum noch lesen können, dürfte nicht so recht funktionieren. Um die 100 Jahre werden Menschen einsichtiger und nicht mehr alles ist dann so wichtig wie fast vor drei Jahrzehnten. Aber egal, die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch Daniela hofft nun, dass möglichst viele Leute ihre Gedanken dazu lesen, die sie nach ihrem Ausschluss von Philaseiten verfasst hat.
Der Ernst der Briefmarke
Eine Kolumne von Daniela Vogt Weisenhorn
Seit ich bei den Philatelisten bin, weiß ich, wie Zwist entsteht.
Es war wohl nicht, was ich sagte.
Es war wohl, wie ich es sagte.
Ich schrieb ein Gedicht.
Ein kleines, liebevolles, gereimtes Nachdenken über die Briefmarke –
über ihren scheinbaren Untergang,
über ihre versteckte Lebendigkeit,
über Farben, Geschichte, Zukunft.
Ich dachte: Das passt.
Schwupp – ins Forum damit.
Denn dort ging es um die „Zukunft der Philatelie“.
Etwas Humor, ein Hauch Poesie zwischen den sonst so traurigen Zeilen.
Aber ich hatte die Rechnung ohne den Philatelisten gemacht.
Mein Gedicht?
„Passt nicht zum Thema“, hieß es knapp.
Ohne Begründung. Ohne Diskussion.
Nur: Löschung und Schreibsperre.
Seitdem stehe ich wieder in der Ecke.
Natürlich nicht mit rot angestrengtem Gesicht und erhobener Hand,
sondern digital ausgegrenzt, sanktioniert, auf stumm geschaltet.
Wie ein frecher Schüler, der zu laut lacht, wenn die Lehrer mal wieder mit Regeln drohen.
Und statt Dialog gab es wieder mal das berühmte „Schweigen im Forum“.
Statt Austausch: Ausschluss.
Und die leise, aber deutliche Botschaft:
Wenn du nicht brav nach den Regeln singst, klingt dein Solo plötzlich wie ein Angriff.
Humor, Satire, Hoffnung?
Das sind in der Welt der Philatelie offenbar gefährliche Substanzen.
Da ist man lieber regelkonform,
setzt Bleiwüsten aneinander, so dicht, dass man vor lauter Langeweile die Marke gar nicht mehr sieht.
Wer Neues wagt – Kryptomarken, Postcrossing, digitale Marken –
wird konsequent zur Persona non grata erklärt.
So flieht man hinaus zu der weiten digitalen Welt, weil man dort Anerkennung findet.
Oder zu Menschen, die noch nicht im heiligen Ehrenkodex der „echten“ Philatelisten vereidigt wurden.
Daher muss ich sagen: seit ich bei den Philatelisten bin, weiß ich, wie Konflikte entstehen.
Nicht mit Bajonetten.
Nicht mit Bomben.
Sondern mit Dogmen, mit Zähnungsvorschriften und dem eisernen Willen, nichts Neues zuzulassen.
Mit reflexhaftem Misstrauen gegenüber allem, was nicht exakt ins Vordruckalbum passt.
In dieser „friedlichen“ kleinen Welt heißt das auch:
Wenn du es wagst, die Marke zu fühlen und nicht nur zu vermessen –
wirst du schnell zur Störung im System – zum Systemsprenger.
Nicht falsch verstehen: Ich habe große Achtung vor denen,
die mit Lupe und Pinzette dem Geheimnis der Philatelie nachspüren –
jede Farbe, jedes Detail ein kleines Wunder.
Nur: Nicht jeder sucht das Wunder am selben Ort.
Und vielleicht wäre genau das die Zukunft:
dass jeder sammeln und schreiben darf, was ihn staunen lässt.
Ich? Ich verfüge wohl über eine potenziell destabilisierende Neigung zum Mitdenken.
Vielleicht bin ich aber auch nur zu jung (mit 63!).
Zu weiblich.
Oder einfach zu verspielt für diese streng gestempelten Strukturen.
Und so schrieb ich über nichts anderes als über meine kleine, naive Briefmarkenwahrheit:
Dass die Marke lebt.
Wenn man sie atmen lässt.
Wenn man sie liebt.
Wenn man ihr auch mehr erlaubt als nur Wasserzeichen und Zähnungen.
Die Zukunft der Philatelie?
Manchmal klingt sie wirklich wie ein leises Rascheln aus der Gruft.
Aber: Die Marke …. „Totgesagt? Nein, voller Leben,
sie schaffte es, sich neu zu weben.“ – so ein Reim aus dem Gedicht.
Und auch ich, ich werde weiter sammeln:
Marken. Briefe. Texte.
Und die kleinen Absurditäten,
die diese Miniaturdramen überhaupt erst möglich machen.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Philatelie ist, wenn man trotzdem schreibt.

