Der Verfasser erinnert sich an junge Jahre, als man noch im heimischen Garten ein paar Tannen- oder Fichtenzweige abschnitt, um daraus einen Adventskranz zu basteln. Manche holten die Zweige auch aus dem nahen Wald, daher kommt der Begriff „abzweigen“, der wiederum nicht mit dem Abzweigen im Sinne der Strassenverkehrsordnung zu verstehen oder zu verwechseln ist. Die Wälder sind nach 50 Jahren weit weg, der Garten wurde auf Bio umgestellt, also heimische Sträucher, die den heimischen Insekten Nektar & Futter bieten. Nadelbäume sind in unseren Breiten nicht so sehr von Insekten gefragt. Im Süden ist das etwas anderes, aber das wäre auch ein andere Geschichte.
In unserer Gemeinde kann man den Zuzug von ehemaligen Ausländern sehr gut nachvollziehen. Zuerst kamen die Welschen aus Südtirol oder dem Trentino; die ehemals als erste Angekommenen, ruhen teilweise schon auf den heimischen Friedhöfen. Deren Nachkommen sind voll integriert, meist bereits Grosseltern und man könnte Familiengeschichten aufschreiben. Nach diesen kamen Kärntner und Steirer zu uns und suchten nach besserem Einkommen. Sie waren oft für das Grobe zuständig, sprich Strassen- oder Tunnelbau. Nach getaner Arbeit trafen sie sich öfters zu Handgreiflichkeiten, etwa im Bludenzer Bahnhofsrestaurant. Der Verfasser erinnert sich noch an den Herrn von der Gendarmerie in Bludenz, Hahn war sein Name. Nach ihm kam dann die Rettung und verarztete die Streithähne. Tito liess seinen Landsleuten mehr Spielraum, als die Despoten, die hinter dem Eisernen Vorhang die Ausreisewilligen von diesem Unterfangen abhielten. Daher kamen derer viele nach Vorarlberg, da Kärtner und Steirer mittlerweile integriert oder nach Hause zurückgekehrt, nicht mehr zur Verfügung standen, um all jene Arbeiten zu verrichten, die eigentlich niemand machen wollte. Die Jugoslawen erkannte man sofort an ihrem Namen, denn der endete auf -vic oder -vac [sprich vitsch oder vatsch]. Diese brachten mit dem hier verdienten Geld einen gewissen Wohnstand in ihre angestammte Heimat. Dafür arbeiteten sie hart, viel waren in der Textilindustrie beschäftigt. In den endenden 1960er- bzw beginnenden 1970er-Jahren organisierten die Textilunternehmer Werbefahrten in die Türkei, speziell nach Anatolien. So hatte man als Türkei-Reisender immer die Chance sich auch mit der deutschen Sprache in der Türkei zurechtzufinden, man musste nur suchen und sich durchfragen. Die ersten der Türken, die nach Vorarlberg kamen, mussten noch unsere Sprache lernen, um sich hier zurechtzufinden. Man kaufte noch Brot statt ekmek und wenn diese Leute etwas wollten, mussten sie lernen oder benötigten einen Dolmetscher. Dieses System trieb oftmals tolle Blüten, speziell bei Gerichtsverhandlungen. Der Zeuge konnte sich nicht mehr erinnern, der Dolmetscher sehr wohl. Heute ist das anders: es gibt türkische Lebensmittel-Geschäfte, türkissche Wettbüros, türkische Taxis… Zuhause sprechen die Türken ihre Landessprache, was den türkischen Kindern in der Schule Probleme bereitet, weil Deutsch oftmals ein Fremdwort darstellt. Von all den vorgenannten Nationalitäten unterscheidet sich der Türke ausserdem noch durch seine Religion. Deshalb gibt es mittlerweile auch Gebetshäuser, in denen sie ihren Glauben ungestört ausüben können. Irgendwie hat sich eine Parallelgesellschaft entwickelt, obwohl es bereits türkische Ingenieure und Rechtsanwälte gibt. Ich denke, dass die heutigen jungen Türkinnen und Türken in der vierten oder fünften Generation hier angesiedelt sind. Und natürlich sind viele in den Arbeitsprozess integriert, die Mädchen auch als Verkäuferinnen.
So hat man in unseren Geschäften die liebe Not, wenn man um diese Zeit einen Adventskranz kaufen will. Gerade in den Plastikhöhlen ist es praktisch unmöglich. Sie sind als Selbstbedienungsläden konzipiert und zeichnen sich durch ein bestimmte Unordnung aus. Man findet zwar alles, man muss nur suchen oder fragen – etwa nach einem Adventskranz. Da wahrscheinlich im Glauben der Muslime ein solcher Kranz keinen Platz hat, auch wenn dieser grün ist, tut man sich schwer einen solchen zu finden. Die Frage nach einem solchen wird mit der Gegenfrage „Was?“ beantwortet. Und da ich nur wenige Worte türkisch kenne – kommen sprachliche Probleme. Problemen sollte man aus dem Weg gehen und es daher ist es ratsam, es in einem anderen Geschäft probieren. Das Grundproblem besteht weiter, es gibt zwar Batterien und Kerzen, aber der Kranz, „Was?“. Wenn man bedenkt, dass man in unserer hochgeschätzten EU darüber nachdenkt, Plastikwaren zu verbieten, frägt man sich, was die in einem solchen Geschäft nach dem Verbot von Plastik noch verkaufen können. Naja, bis dahin sind es noch ein paar Jahrzehnte und wir dürfen nach wie vor die Umwelt mit Plastik zumüllen.
Der langen Rede kurzer Sinn: natürlich gibt es Plastik-Adventskränze, natürlich auch mit Kerzen, in deren Verpackungen auch die Batterien schon enthalten sind. So kann die beste Ehefrau von allen sich der Freude hingeben, dass sich der Ehemann durch alle Hemmnisse nicht abbringen liess, diesen Wunsch zu erfüllen, meint
der Brandstetter