Vorratsschädlinge

© Clemens M. Brandstetter

Sie sind unsere Konkurrenten, Lästlinge, oder sogar schädlich. Lebensmittelmotten und Kleidermotten, Silberfischchen, Schaben, Ameisen, Reis- und Bohnenkäfer – sie alle begegnen uns einmal während unseres Lebens. Es gibt dafür eine einfache Formel: je bio, desto mehr. Ein Holzhaus, Kleider aus Wolle oder Baumwolle, Produkte aus dem Bioladen sind nun einmal anfälliger für die uns manchmal quälenden Tiere (Abb. 1). Aber wir tauschen dafür angenehmes Raumklima, feinen Tragekomfort und gesündere Ernährung gegen all die Nachteile, die uns die Zivilisation heutzutage – fast kann man schon sagen – aufzwingt.

Was tun, wenn Sie nun wirklich auftauchen? Grundsätzlich sollte gelten: so wenig Gift wie möglich, denn letztlich landet es meist wieder in unseren Lungen oder in unserem Magen. Früher (nach 1945) stellte man Holzschutzmittel aus einem der gefährlichsten Stoffe her, den man sich vorstellen kann: Transformatoren-Öle angereichert mit hochgiftigen Chemiekalien. Damit strich man Bahnschwellen und Telegrafenmasten, manch einer soll es sogar für Innen- und Aussenanstriche bei Wohnhäusern verwendet haben. Die Langlebigkeit des Holzschutzes führte zur Kurzlebigkeit der Bewohner. Die Zeiten von Pentachlorphenol im Holzschutz gehören der Vergangenheit an, zumindest, was deren Verfügbarkeit im Farbengeschäft betrifft. So manche Schulen und Kindergärten mussten saniert werden, weil die Raumluft zugelassene Höchstwerte um ein Vielfaches überschritten hatte. Anmerkung am Rande: Bei uns im Bregenzer Wald gibt es 400 Jahre alte Holzhäuser, die noch nie einen Tropfen Holzschutzmittel gesehen haben – in den ersten Jahzehnten sind sie ergraut, und das blieb bis heute so – Holzschutz, den man oft nur gegen das Ergrauen aufbringt, hält gerade mal ein paar Jahre, übrigens je heller, desto kürzer die Lebenszeit – ein Perpetuum mobile für Arbeitseinsätze. Gefärhrlich im Holzbau ist der Bläuepilz, aber der kann sich nur ansiedeln, wenn das frische Holz feucht ist. 

Bei befallenen Lebensmitteln hilft nur eines: wegwerfen, sofern man keine Proteine von Insekten zu sich nehmen will. Wir sollten aber daran denken, dass es in unseren Breiten auch Maikäfersuppen gegeben hat (Abb. 2) und für Eingeborene in den Tropen gelten Heuschrecken und Zikadenlarven zu den Spezialitäten, die ja irgendwie mit unseren Austern und anderen Meerestieren was gemeinsam haben. 

Bei Kleidern gilt Ähnliches: bei zu vielen Löchern im Anzug rentiert sich das Flicken nicht mehr – also weg damit: das schafft Platz im Kleiderschrank und präventiv kann nun Lavendel oder Zedernholz dadurch zum Einsatz kommen, dass deren Duft durch die verbliebene Kleidung streifen kann. 

Bei Silberfischchen hilft dass Trocken der feuchten Stellen in der Wohnung, ebenso verfährt man mit feuchten Tapeten, hinter denen sich Schimmelpilze und Kleinstkäfer ansiedeln – raus damit, mehr lüften und eine Aussendämmung anbringen, sodass sich der Taupunkt im Winter ins Mauerwerk verzieht.

Essigfliegen tauchen im Herbst auf und können einem diese schöne Jahreszeit so richtig vermiesen, denn die Biester haben eine kurze Generationenfolge, das heisst sie vermehren sich rasch und zahlreich. Eine Essigfliegenfalle schafft da aber biologische Abhilfe. 

Bei Schaben muss man zwischen den flugunfähigen und flugtüchtigen Exemplaren unterscheiden – alle Schaben, die durchs Fenster zu Ihnen kommen, sind nur Besucher, die wieder verschwinden oder mangels Nahrung – in Ihrer Wohnung sterben. Grundsätzlich git: keine Panik. Treten Schaben häufig auf (sie haben eine bemerkenswerte Vermehrungsrate) – vor allem nachts, dann ist Handlungsbedarf angesagt.

Flöhe sind etwas sehr Unangenehmes, meist kommen sie mittels Hund oder Katze in unsere Wohnungen. Versuche beim Menschen zu saugen hinterlässt entzündete Stellen, insbesondere wenn die Tiere zu nächtlicher Stunde an uns in Kniekehlen oder Armbeugen "Probebohrungen" durchführen.

Bei Ameisen wird es schwieriger: sie sind neugierig und Naschkatzen – vor ein paar Jahren riet Ephraim Kishon noch zu "friedlicher Koexistenz" – dies muss heute nicht mehr unbedingt sein, man kann deren Zuckerliebe ausnützen – fragen Sie in den Drogisten aus der Fernsehwerbung. 

 

Abb. 1: Schaukasten im Münchner Zoo Hellabrunn zum Thema Konkurrenten.

 Abb. 2: Schaukasten im Münchner Zoo Hellabrunn: Maikäfersumme samt Rezept.


Stechmücken sind für manche überaus lästige Insekten, für andere – vor allem in den Tropen – ist die Begegnung mitunter tödlich. Sie übertragen Krankheiten und führen – auch bei uns – zu Juckreiz oder Quaddeln. Aber sind Mücken auch Vorratsschädlinge – ich meine ja, denn sie gehen an unseren Blutvorrat.

Brandy's Glosse (19.09.2013): Wer diese Plagegeister lieber mit Hand, Zeitung oder Geschirrtuch erschlägt, sollte acht geben, dass es zu keinen Kollateralschäden kommt, wie bei mir heute morgen: eine Lebensmittelmotte sass an der Küchenwand, sie wurde von mir entdeckt. Ein schneller Griff zum Küchentuch, ein Schlag und das Tierchen lag am Rücken auf der Küchenarbeitsplatte. Wahrscheinlich roch es den frischen Kaffee in der Kaffeetasse und machte Anstalten sich aufzurichten. Ein weiterer Schlag beförderte – die Kaffeetasse – mit einem wabberden Ton quer durch die Küche; meine Kleidung, der Boden und der Küchenschrank waren bräunlich gesprenkelt – alles Fluchen half nichts – immerhin der Boden und der Küchenschrank – beide – strahlen wieder wie neu! Ob das Tierchen überlebt hat, weiss ich nicht…..

Überaus informative und kompetente Seiten zu Schädlingen finden wir beim Institut für Schädlingskunde – allein auf Homo sapiens wurde dort vergessen….

 

 

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