Libellen – Namen und Symbolik

(dvw) Wie unschwer zu erkennen war, hat Clemens in den letzten Wochen unsere Libellenseite sehr ausgebaut. Hier nur ein paar kleine Randbemerkungen meinerseits. Ich hatte mich gefragt, woher der Name  "Libelle" kommt, welche Namen diese faszinierende Gruppe von Tieren noch hat, und ob es auch eine Symbolik für diese Tiere gibt.

Guillaume Rondelet – ein französischer Naturforscher – schrieb 1558 folgendes: „Ein kleines Insekt könnte Libellula fluviatilis genannt werden, da sein Körperbau einem Meeresfisch ähnelt, der Zygaena oder Libella heißt. Er hat die Form einer Wasserwaage, wie sie die Architekten verwenden, und wird in Italien auch Hammerfisch genannt. Jenes Tier ist sehr klein, hat die Form eines ‚T‘ oder einer Wasserwaage, besitzt aber auf jeder Seite drei Beine. Der Schwanz endet in drei grünen Spitzen, mit deren Hilfe das Tier schwimmt.“  Mit diesen Worten beschrieb er eine Larve einer Kleinlibelle und vergleicht diese mit dem Hammerhai (Gattung Libella). Davon hat wohl Carl von Linné seinen Namen "Libellula" (Verkleinerungsform) für diese Gruppe faszinierender Tiere abgeleitet.

Andere Namen stammen aus den volkstümlichen Vorstellungen über die Lebensweise und mythologischen "Aufgaben" dieser Tiere. In Europa hat man mit Libellen oft Übel oder Unheil in Verbindung gebracht.  In Schweden nennt man sie "Trollspindeln", weil man sagt, dass Trolle sie als Spindeln verwenden, wenn sie ihre Kleider weben, und auch dazu, ihren Feinden die Augen auszustechen (daher auch der Name "Augenstecher"). Der Irrglaube, sie könnten gefährlich stechen oder gar einem, der im Freien einschlief, die Augen zunähen, führte zu den Namen "Satansbolzen" oder "Teufelsnadel". In Wales verbindet man sie mit Schlangen; der walisische Name ist "gwas-y-neidr", "Natterndiener". In Luxemburg wurde ihnen der Name „Siwestécher“ (Siebenstecher) angedichtet, weil mit sieben Libellenstichen ein Mensch sterben könne. 

Bei den Indianern haben Libellen eindeutig einen höheren Stellenwert. In einigen Indianerkulturen symbolisieren sie Gewandtheit und Aktivität, bei den Navajo symbolisieren sie reines Wasser. Schön ist ihre Symbolik bei wieder anderen amerikanischen Indianerstämmen, bei welchen sie ein Symbol der Erneuerung nach großen Leidenszeiten darstellen. Im Schamanismus schenkt die Libelle Weisheit und warnt zugleich vor falschem Gebrauch des Wissens. Ähnliches gilt in der japanischen Kultur, wo sie Mut, Stärke und Glück symbolisieren. Der erste Kaiser (Tenno) Japans verglich sogar die Form Japans mit einer mit ihrem Schwanz trinkenden Libelle, weshalb in der japanischen Dichtkunst "Libelleninsel" immer noch als poetischer Name für Japan verwendet wird.

Inzwischen hat sich auch bei uns diese schönere Symbolik für die Libelle verbreitet. Libellen gelten als die Reittiere von Feen und Elfen und sind aus Abbildungen moderner Märchen nicht mehr wegzudenken (siehe Bild: die Libelle Schnuck gehört zum Freundeskreis der Biene Maja). Begonnen hat diese Trendwende mit der Darstellung von Libellen in Jugendstilschmuckstücken In ''Jewelry in America: 1600-1900'' (Antique Collectors Club, 1995), schrieb Martha Gandy Fales: "Die Libelle wurde als besonders schön für das Schmuckdesign erachtet. Ihr langer Hinterkörper, die ausgebreiteten Flügel und der kräftige Körper sind herrausragende Eigenschaften um Edelsteine kunstvoll anzubringen." Also, keine unheilbringenden, sondern faszinierende, schillernde, und in natura äußerst wendige und schnelle Wesen!!!!

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