Maikäfersuppe

Jetzt fliegen sie wieder – zumindest in einem kleinen Teil Vorarlbergs – die Maikäfer. Die Maikäfer (Melolontha) sind eine Gattung von Käfern in der Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae). Dabei ist der am weitesten verbreitete Maikäfer Mitteleuropas der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha).

Der Maikäfer durchläuft eine mehrjährige Entwicklung, die zwischen drei-fünf Jahre dauern kann und abhängig von den klimatischen Verhältnissen ist. Den größten Teil dieser Entwicklung durchläuft der Maikäfer unterirdisch als Larve (Engerling), die sich von Wurzeln ernährt. Die Engerlinge können nach 3-4 Jahren bis zu 6 cm lang werden und sind sehr gefräßig, weshalb sie – im Falle eines Massenauftretens – große Schäden anrichten können. Am Ende ihrer Entwicklung verpuppen sich die Engerlinge und die Käfer schlüpfen schon im Herbst überwintern jedoch noch in ihrer „Puppenwiege“, bevor sie sich im Mai/Juni des darauffolgenden Jahres (daher der Name) auf Hochzeitsflug begeben. Vor, während und nach dem Hochzeitsflug sind die Tiere ebenfalls sehr hungrig und sie laben sich an ihren Lieblingsspeisen, dem Blattwerk von Eiche, aber auch an Buche, Ahorn und verschiedenen Obstbäumen. Im Falle eines Massenauftretens werden die Bäume dadurch sehr geschädigt, können jedoch den Blattverlust – nachdem die Tiere nach Verpaarung und Eiablage gestorben sind – durch erneutes Ausschlagen im Juni oft kompensieren.

Obwohl sie seit alters her als Frühlings- und Fruchtbarkeitssymbole verehrt wurden, überwog seit dem Mittelalter die „Schädlings“-ansicht. In der Tat wurde schon anno 1320 den Maikäfern durch einen Gerichtsbeschluss befohlen sich zurückzuziehen, wenn sie nicht als vogelfrei gelten und ausgerottet werden wollten. Gegen die Maikäferplagen wurden im 19. Jahrhundert bis hin zur Mitte des letzten Jahrhunderts Schulkinder angehalten, diese zu sammeln und sie erhielten sogar für deren Abgabe ein kleines Entgelt. Im 20. Jahrhundert wurden die Maikäfer dann massiv mit den nun aufkommenden Agrochemikalien bekämpft, die zu einem starken Rückgang der Maikäfer führten. Dieses „Verschwinden der Maikäfer“ bewog auch Reinhard Mey zu seinem Lied „Es gibt keine Maikäfer mehr“.

Heute ist er nur noch vereinzelt in Mitteleuropa anzutreffen, u.a. in Vorarlberg. In den letzten Jahren kam es sogar zu einem lokalen Wiederanstieg der Maikäferzahlen. An manchen schwül-warmen Abenden im Mai zieht man hier (Bürs) oft unwillkürlich den Kopf ein, wenn ein Maikäfer nach dem anderen an einem vorbeibrummt oder wenn sie gegen Regenrinnen und Autoscheiben donnern.

Der Maikäfer ist aber nicht nur Schädling. Salben, die aus den Larven bzw. Engerlingen gefertigt werden, sollen rheumatische Beschwerden lindern. Ebenfalls sollen Extrakte von Maikäfern auch nervenstärkend wirken. In der Antike galten sie sogar als Aphrodisiakum. Kein Wunder daher, dass Maikäfer auch mal auf unserer mitteleuropäischen Speisekarte standen. In Hessen, Thüringen, aber auch in Frankreich und Luxemburg war Maikäfersuppe wohl bis ins 20. Jahrhundert hinein saisonal eine beliebte Speise, die Hauptzutat gab es gratis im Wald.

Daher nun hier liebe Vorarlberger, Zugereiste, Touristen und Leser eine Anleitung wie sie zu einer proteinreichen Kost kommen und natürliche „Schädlingsbekämpfung“ betreiben können.

Die folgende Zubereitung basiert auf einem Rezept des 19. Jahrhunderts (Heyden, B.: Kochbuch oder gründliche Anweisung, einfache und feine Speisen mit möglichster Sparsamkeit zuzubereiten unter besonderer Berücksichtigung der Fortschritte die in der Chemie gemacht sind. 16. Aufl. Reutlingen, Enßlin und Laiblin und Berlin bei E. Mecklenburg (1887)).

Man nehme:

  • etwa 20 – 30 Maikäfer pro Person,
  • einen Eßlöffel Butter oder Butterschmalz,
  • Fleisch- oder Gemüsebrühe,
    saure Sahne und  pro Person eine Weißbrotscheibe.

Man bereitet die Suppe wie folgt zu:

  • Man blanchiert die Käfer kurz in kochendem Wasser, fischt sie mit einem Sieb heraus und entfernt ihre Beine und Flügeldecken. Letztere stellt man zunächst beiseite.
  • Dann zerläßt man die Butter in einer Pfanne, gibt die Käferleiber hinein und brät sie kräftig an.
  • Anschließend werden sie in einem Mörser zerrieben, das Püree wird in einen Topf mit kräftiger Brühe gegeben, kurz aufgekocht und abgeschmeckt.
  • Die fertige Suppe wird in einen tiefen Teller mit einer Scheibe Toast gegeben, mit einem Schuß saurer Sahne und einigen Flügeldecken garniert und möglichst heiß serviert. die Suppe kann mit mit Mehl abgebunden und/oder mit Eigelb verfeinert werden. Die Variante ohne Mehl und Ei ist leichter.

Anmerkungen:

  • Der Geschmack soll an Krebssuppe erinnern.
  • Käfer, die sich von Eichenblättern ernährt haben, sollte man besser meiden, weil sie infolge des hohen Gerbsäuregehalts der Blätter einen leicht adstringierenden Geschmack angenommen haben.
  • Es wurde berichtet, dass Maikäfer von Studenten auch ungekocht gegessen wurden: „in vielen Conditoreien sind sie überzuckert zu haben, und man isst sie candiert an Tafeln zum Nachtische.“
  • Zum Essen rezitiert man den 5. Streich aus Wilhelm Buschs Max und Moritz.

 

Die etwas teurere Variante aus einem Kochbuch aus Frankreich:

Man nehme:

  • 1 kg Maikäfer
  • 50 gr Butterschmalz
  • 500 ml Wildbrühe
  • 500 ml Hühnerbrühe
  • 4 Taubenbrüstchen
  • 1 gewürfelte, gebratene Zwiebel
  • 2 EL Schnittlauchröllchen
  • 1 EL gehackte Petersilie

Zubereitung:

  • Von den Käfern die Flügel und Beine entfernen, und die Käfer im Butterschmalz gut anrösten, dann mit den Brühen ablöschen. 10 Minuten köcheln lassen und dann die Brühe durch ein Spitzsieb seihen.
  • Auf die Hälfte einreduzieren lassen, die Taubenbrüstchen dazugeben, und weitere 4 Minuten köcheln lassen.
  • Die Brüstchen in Julienne schneiden, Kräuter dazu, abschmecken mit Salz, gequetschten rosa Beeren und weißem Pfeffer.
  • Dazu Baguettescheiben, geröstet, mit Kräuterbutter oder Butter cafe de paris.

Anmerkungen:

  • Anstelle von Taubenbrüstchen können auch Scheiben von Kalbsleber verwendet werden.

Guten Appetit wünscht Daniela Vogt Weisenhorn

 

 

 

 

 

   

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