De is haass

Wer in Ottakring (Wien) geboren ist, dem wäre klar, was dieses Bonmot bedeutet – allerdings für die Redegewandten und all jenen, die sich mit den verschiedensten Wissensgebieten befassen, vermuten, dass etwa die Sonne relativ heiss ist, also würde man in Wien richtig bemerken „de is haass“ – es muss angemerkt werden, dass auch Ottakringer redegewandt sind. Wer schon einmal in einem Beisel (Gasthaus) mit Menschen aus diesem Hieb (Bezirk) zusammen gesessen ist, der weiss um die Redegewandtheit dieser Leute. Hier kann man auch den Inhalt der Wiener Seele nachvollziehen, allerdings so sagt man, würde man kaum mehr Wiener antreffen, sondern nur mehr Tschuschen [Ausländer], wie es der Ottakringer auszudrücken pflegt.

Aber wir wollen einmal weitersehen, was wir noch erkennen können. Wer schon einmal mit Holzkohle gegrillt hat, der weiss, dass diese – vor allem dann, wenn das zu grillende Fleisch seine Poren rasch verschliesst, Hitze abstrahlt [… wobei sie dies auch täte, wenn kein Fleisch vorhanden wäre]. Ähnlich wie bei der Sonne ist die Bemerkung angebracht, dass glühende Holzkohle ebenso „haass“ ist. Was wenige wissen ist leider die Tatsache, dass Holzkohle vor allem aus Buchenholz und vermehrt aus Tropenholz hergestellt wird. Wer mit Holzkohle grillt, der sollte zumindest daran denken, dass man für einen schönen Grillabend irgendeinem Indigenen das Holz unter dessen Hintern weggezogen hat. Dieses Thema ist „haass“, doch kümmern wir uns lieber um Chinesen oder Japaner, die oftmals ihren Reis mit Essstäbchen „made of tropical woods“ verspeisen. Allerdings sind vor allem ölhaltige Tropenhölzer durchaus auch in diesem Zusammenhang als „wiederverwendbar“ einzustufen.

Dass Raucher zur Klimaerwärmung beitragen, wissen wahrscheinlich wenige der Luftverpester. Allerdings mögen sich diese Stinker folgendes hinter die Ohren schreiben: der Schwarze Kiefern-Prachtkäfer (Fam. Buprestidae, Melanophila acuminata DeGeer) sucht Waldbrandgebiete (Käfer registriert: „des is haass“) auf; auf verkohlte Hölzer hat der sich spezialisiert, wahrscheinlich, weil die Weibchen der begatteten Männchen die Holzborke nicht mehr mühevoll durchbohren müssen oder wenn sie noch glimmende Baumreste zur Eiablage verwenden, denken „des is haass“ – sprich angenehme Temperatur für den Nachwuchs. Tatsache ist, dass anlässlich eines Fussballspiels in Griechenland durch die vielen anwesenden Raucher Tausende dieser Prachtkäfer angelockt wurden, vermeintlich dachten die Käfer „des is haass“ und liessen sich im Sturzflug nieder: da können wir landen! Diese Käfer haben spezielle Sinnesorgane, eine Art Infrarot-Sensor. Technisch wäre das natürlich interessant: man könnte solche Sensoren in Waldbrandgebieten installieren…

Ein österreichischer Ex-Politiker meinte in einem ohne sein Wissen aufgenommenen Video „De is haass“ zu einem seiner Gegenüber, wohl meinend, dass das weibliche Gegenüber „angespitzt“ werden könnte. Dies ist ein gängiger Ausdruck der deutschsprachigen Schweizer, wenn sie meinen, sie wollten „landen“. Wir wollen nun nicht darüber fachsimpeln, ob es im Öffentlichen Interesse gewesen sei, dass einige Fernsehsender dieses Video gezeigt haben, sondern wir wollen einmal das Paarungsverhalten verschiedener Tierarten aus der Sicht eines „Spanners“ beobachten. Den Homo sapiens klammern wir bei dieser Betrachtung aus, denn dies kann ja jeder in der Praxis nachvollziehen. Es geht dabei um ganz gewöhnliche Tierarten, die jeder von uns schon einmal hätte beobachten können.

Männliche Enten, auch Erpel genannt, haben einen langen, korkenzieherartig geformten Penis. Daher ist das Penetrieren in die Vagina seiner Gattin relativ mühevoll. Es dürfte dies eine Art Vorrichtung sein, um nur dem stärksten zu ermöglichen, Nachkommen zu zeugen. Wer Enten beim Baden zusieht, stellt rasch fest, dass der Erpel seine Damen immer und nachhaltig vom Zunahekommen eines anderen Männchens verteidigt, fast so wie die zuhaltenden Herren auf dem Kiez.

Libellen werden demnächst vermehrt zu beobachten sein (im Winter sieht man nur die Winterlibelle, die als Imago den Winter verbringt, wohl ausgestattet mit Alkohol, sodass ihr Überleben gewährleistet bleibt. Die Weibchen der Libellen signalisieren nicht (I bin haass), dass sie zur Paarung bereit wären; sie werden vielmehr im Flug von einem Männchen gepackt und „vergewaltigt“. Dabei haben die Männer beim Kopulationsorgan schaufelartige Vorrichtungen, die es gestatten das Sperma eines Vorgängers aus dem Weibchen hinauszubugsieren. Die Männer bleiben teilweise auch bei der Eiablage der Weibchen anwesend und zwar so eng wie so manche Geburtshelfer.  

Nacktschnecken der Gattung Limax sind wahre Kletterkünstler, wobei sie auf Baumstämme oder Felsen „schleimen“ um auf einen Partner zu warten. Durch Pheromone signalisieren sie „i bin haass“, aber das alleine genügt nicht: die Partner (es sind zwei Zwitter) vollführen nun – meist nächtens – eine mehr oder weniger lange Verfolgung. Erst wenn der erste Partner eine Stelle einschleimt, darf der zweite hoffen: durch Berührung, Anknabbern signalisieren beide, nun sind wir bereit. Beide lassen nun ihren Penis ausfahren, den sie wechselseitig umschlingen – dabei stimulieren sie sich – bis zu 92cm von der Penisspitze entfernt. Am Ende des Schauspiels tauschen sie in einem kunstvollen Knoten das Sperma aus, das sie nun in ihre Körper befördern, in denen weibliche Organe für die Fortpflanzung sorgen. So haben sie die doppelte Lebenserwartung.

Ja, und dann gibt es noch die Gottesanbeter, welche sich selbst opfern und sich den Damen als Speise anbieten – eine Art tierischer Masochismus, wenn man so will. Tatsache ist, dass sich die Art Mantis religiosa nach Norden hin ausbreiten kann, weil es wärmer geworden ist – als eine Folge des Klimawandels. 

Wir sehen, das Thema rund um „de(s) is haass“ liesse sich fortsetzen – wen es interessiert, der kann ein paar dieser tierischen Erfolgsgeschichten in dem Buch „Darwins Peepshow“ nachlesen – dazu wünsche ich viel Freude. Es zeichnet

"Der Brandstetter"

PB: Anlässlich einer Zusammenkunft der Kurzflügler-Forscher konnte der Autor dieser Zeilen ein paar Gespräche führen, deren Inhalt hier als "haasser" Nachsatz wichtig erscheint, sodass dies die Menschen wissen können, so sie es überhaupt wissen wollen: Wer sich einen PC kauft, so hat der ein Gewicht von Plus/Minus 3 Kilogramm – für die Herstellung des Gerätes mussten allerdings 15.000 Kilogramm Material bearbeitet werden, darunter "Seltene Erden", um die sich die verschiedensten Nationen streiten. Dort werden dann Bürgerkriege und Stammesfehden angezettelt, wir lehnen uns bei der Tagesschau genüsslich zurück und schauen dem Treiben zu. Aus Peru flüchten die Peruaner*innen, weil dort noch immer Gold abgebaut wird, allerdings wird es mit Quecksilber gewonnen, das nicht etwa Literweise in die Umselt gelangt, sondern Silo, Container und Tankwagenweise. Es sind vor allem die Nordamerikaner, die das Gold so gewinnen lassen und auf die Bevölkerung keinerlei wie immer geartete Rücksicht nehmen. Die Region Madre de Dios ist verseucht, der Notstand ist ausgerufen. Der Wahn, Elektroautos würde unseren Planeter kühler werden lassen sind Falschinformationen, die irgendwelche Interessierte in die Welt setzen. Vielmehr ist es so, dass wir beim Bau von Elektroautos doppelt so viele Rohstoffe verbrauchen wie mit dem Bau von Diesel-Autos. Vergleichbar ist das mit der Hysterie rund um die Abwrackprämie: damals verschwand ein Politiker spurlos von der Bildoberfläche nachdem er meinte, es wäre sinnvoller, mit einem Auto doch noch 150.000 Kilometer zu fahren, als ein Auto in den Shredder zu stecken.       

     

 

 

 

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