Für Arsch und Friederich

Mittel zum Leben – sind Lebensmittel – und derer versuchen wir täglich habhaft zu werden. Sowohl in der Antarktis, in Afrika, Europa oder sonst wo auf diesem Planeten laufen, raufen oder töten die Menschen für Lebensmittel. Im übersättigten Europa laufen die Leute meist nicht, sie fahren oder lassen sich fahren. 1000 Kilogramm Blech werden in Bewegung gesetzt, um den Arsch in ein Geschäft zu bewegen. Dafür wird selbiger, weil fettleibig, mit denselben 1000 Kilogramm abends in ein Fitness-Studio gefahren, um dort die Kalorien zu verbrauchen, die man zuvor verspeist und durchs Fahren nicht abgebaut hat. In derselben Zeitspanne muss so Manche(r) in Afrika 20 Kilometer zu Fuss zuücklegen, um an 10 Liter sauberes Wasser und ein paar Prügel Holz zu kommen. Oft gibt es nur Prügel! Diese Länder nennt man heute liebevoll Entwicklungsländer, aber es sind durchwegs ausgebeutete Kolonien, die sowohl in Selbständigkeit als auch Armut entlassen wurden, nachdem Europäer alles mitgenommen hatten, was lohnenswert war: Uran, Diamanten, Gold, Öl und ein paar Agrarprodukte. Nun will die EU mit den Ländern Afrikas Handelsabkommen schliessen, will heissen Rohstoffe rauf nach Europa und Fertigprodukte runter: Schneepflüge, Lederhosen und Waffen. Die Waffen sind besonders wichtig, denn so kann man Scharmützel und kleine Kriege am Leben erhalten und die Leute in die Armut zurückschiessen, damit, wenn man einmal dringend noch etwas Uran oder Gold braucht, man es noch schnell in einem ausgemergelten Land holen kann. Um von all dem abzulenken diskutiert man in Europa, wie man die Ausgebeuteten nennen darf – all die altbewährten Begriffe aus unseren alten Büchern und Enzyklopädien dürfen ja nicht mehr verwendet werden und so schafft man nun Kunstbegriffe, hält lange Reden, bringt in Parlamante Anträge ein, schafft bewährte Worte ab, und kreiert Neues, wohlgemerkt nach langen Diskussionen und Reden von wichtigen Leuten, die morgens Lebensmittel einkaufen und abends ein Fitness-Studio besuchen. Wie wäre es denn, würde man die Afrikaner nach ihrer Abstammung benennen, Suaheli, Buschmann oder Hottentotten. Wir sagen ja auch Perser, Japaner oder Chinesen. Warum tut man sich beim Afrikaner so schwer? Oder haben wir alle ein schlechtes Gewissen? Die Franzosen haben es nicht, sie beschliessen im Parlament am 23.05.2005 unter Jaques Chirac ein Gesetz, das die "positive Rolle" Frankreichs in den Kolonien festschreibt. So schnell kann man sich einen Persilschein ausstellen, die Firma Henkel möge verzeihen!

Wir wollen aber ein bisschen bei den Lebensmitteln bleiben: auch Fische, Käfer oder Raupen benötigen Lebensmittel. Während die meisten Menschen polyphag veranlagt sind, sprich Allesfresser sind, sind etwa Raupen oft auf eine einzige Pflanzengattung oder Pflanzenart angewiesen. Man nennt sie Monophage – um es menschlich zu sagen, sie sind Veganer und haben eine Allergie auf alle Pflanzenarten, bis auf eben die eine. Wir können uns vorstellen, dass es in Zeiten wie diesen für die Raupen schwierig ist, das geeignete Pflänzchen zu finden, denn auf dem angestammten Acker ist neuerdings alles zugeschissen, wissenschaftlich ausgedrückt: es wurden durch die Landwirtschaft Stickstoffverbindungen ausgebracht, die nun die Pflanzenwelt verändert haben – und damit muss sich die Raupe vom Acker machen. Dass da aus Geldgier oft nur Mais angepflanzt wird, der schon bei der Aussaat mit Giftstaub versehen und später weiteres Gift zugespritzt wird, was jegliches Leben – auch in den von der EU geförderten Alibi-Ackerrandstreifen – zu nichte macht, geht dem von 1000-kg-Gefährt transportierten Arsch an dessen Allerwertesten vorbei. Er ärgert sich höchstens, dass die Landstrassen sich im Herbst in Mais-Alleen verwandeln und er seinen Hintern nun nur langsamer von A nach B bewegen kann. Manch eine(r) packt sich dann das Fahrrad Hucke  auf seine 1000-kg-Blechkiste oder sperrt den geliebten Köter in den Autozwinger und fährt damit ins Grüne, um dort mit Fahrrad oder/und Hund zu radeln oder nur das Hunderl in die noch unberührte Landschaft kacken zu lassen.

Manch anderer trägt in den Sommermonaten auch zu den 28.000  (nur in Nordeuropa gezählten) täglichen Flugbewegungen bei. Man glaubt es kaum, aber unser Planet hält es noch aus. Nicht so ganz wirklich, denn die Flugschneisen kann man vom Satelliten aus sehen: sind sind gelblich, weil sich auch dort die Flora durch die NOx-Verbindungen *) verändert hat – aber wie meint der Mey: von oben bleiben alle Ängste und Sorgen verborgen, was er vergisst, die Kerosin-Abgase sind grenzenlos.

Dennoch wünscht die Redaktion den Lesern und Ärschen einen schönen Sommer, lasst ihn Euch durch nix verderben, vor allen nicht durch Nachdenken…

…meint "Der Brandstetter"

*) gemeint sind Stickoxide – manche aufgeklärte Menschen sprechen in dem Zusammenhang auch von "Luftdüngung", denn die Flora wird nachhaltig verändert und bietet nicht mehr allen Lebewesen Chancen zum Überleben.   

   .             

Written by

No Comments Yet.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.

Zurück nach Oben!