Anschlag

Der Begriff „Anschlag“ hat viele Bedeutungen. Die deutsche Sprache ist deshalb nicht einfältig, allerdings bedarf es unserer Phantasie, den Begriff richtig anzuwenden. „Bis zum Anschlag in der Scheisse stecken“, macht wohl einen deutlichen Unterschied zu „nach dem Anschlag eine Waffe im Anschlag halten“. Aus dieser sprachlichen Vielfalt will ich hier ein paar Gedanken zu „Anschlag“ zu Papier respektive „File“ bringen.

Wenn man Tiere verfolgt, flüchten sie vor uns und laufen „bis zum Anschlag“. Manche verstecken sich (Tarnung) und manche wehren sich (Verteidigung). Der Bombardierkäfer etwa, hat ein Zwei-Kammern-Explosionssystem. In den beiden Blasen lagert der Käfer hochexplosive Stoffe (Hydrochinon und Wasserstoffperoxid) – streng voneinander getrennt. Kommen beide Stoffe in einer seiner Kammer-Systeme zusammen, so kommen noch die Reaktionsmittel Peroxidase und Katalase hinzu, das Gemisch wird ausgespritzt und nun macht es „Bumm“ und die Chemikalien verpuffen bei einem doch sehr gut hörbaren Geknatter und bei Temperaturen um die 100°C. Andere Insekten geben Sekrete ab, die für uns und ihre Feinde als durchaus „grauslich“ identifiziert werden. Feinde lassen von den Tieren ab und suchen sich geniessbare Beute. Zygaenen (Blutströpfchen) haben eine andere Strategie: sie sind meist rot und signalisieren „rühr mich nicht an“, denn sie sind giftig. Frassfeinde, wie etwa Vögel, speien die Beute sofort wieder aus. Dann gibt es natürlich noch jene Tiere, die Zygaenen imitieren, und somit – bei geringstem Aufwand in Ruhe gelassen werden. Wieder andere verteidigen sich mit Giften, so etwa der Maiwurm.  Dessen Entwicklung sollte man sich wirklich zu Gemüte führen, denn unsere Tierwelt hat die verschiedensten „Wunder“ auf Lager.

Dann gibt es noch die Selbstmordanschläge: Der Ulu Temburong Nationalpark im Sultanat Brunei ist der Lebensraum zahlreicher faszinierender Tier- und Pflanzenarten. Hierzu zählen auch Ameisen aus der Colobopsis-cylindrica-Gruppe, die auch als „explodierende Ameisen“ bekannt sind. Bei Kämpfen mit anderen Gliederfüssern können sie ihren eigenen Körper zum Bersten bringen und dabei das klebrige, giftige Sekret ihrer vergrösserten Mandibeldrüsen über den Feind ergießen.

In vergangenen Monat machte Xaver X. von sich reden: um einen möglichst hohen Ertrag beim Spekulieren auf fallende Kurse einzufahren, brachte er einen Sprengsatz am Bus einer Fussballmannschaft zur Explosion – dass Fussballmannschaften ihren Kapitalbedarf an der Börse lukrieren ist vielleicht ungewöhnlich – Firmen – riesige, grössere und kleinere machen das allerdings auch. Früher glaubte ich zwar immer, dass eine Fussballmannschaft vom Tore-Schiessen und vom Verkauf ihrer Fan-Artikeln lebt – aber die sind halt nur dann gut verkäuflich, wenn die Mannschaft viele Tore schiesst. Egal, wo kämen wir hin, wenn jeder irgendwo Sprengsätze anbringen tut – nun, es hätte vielleicht die Wirkung, dass sich das „Geldsystem“ ändert und das Spielbanken-System aus dem  Börsenspiel eliminiert wird. Denn die Aktien würden nur mehr bei erfolgreichem Fussballspiel einträglich sein, und eben nicht mehr auch dann, wenn einer auf eine Put-Option wetten und Massnahmen setzen tut, dass Kurse fallen. Xaver X. wurde rasch überführt; bis heute ungeklärt sind die Wetten mit Put-Optionen auf US-Luftfahrtunternehmen bei Neinileven (11. September 2001). Aber Mr. Busch hatte es damals auch besonders eilig, den Schrott aus Graundsero (Ground Zero) nach China zu verscherbeln. Hier sind wir aber im Land der Verschwörungstheorien – und die sollen, geht es nach der Juristerei eigentlich nicht mehr verbalisiert werden dürfen. Allerdings irren da die Herren zumindest in Deutschland: der Artikel 5 des Grundgesetzes besagt: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äussern und zu verbreiten“. Somit stellt die Forderung nach dem Totschweigen von noch so abstrusen Ideen einen Anschlag auf das Grundgesetz dar.

Derzeit ist das Pro und Kontra zum Thema „Genmanipulation“ in aller Munde. Offensichtlich unterstellt man Monsanto, Bayer oder Syngenta einen Anschlag auf die Vielfalt (Biodiversität) des Saatgutes zu tätigen, sprich den Bauern die Möglichkeit zu nehmen, eigenes Saatgut zu vermehren. Ich konnte dazu kurz mit einem Bauern sprechen. Karl Ackermann, so heisst der gute Mann, meint, dass eben die vorerwähnten Firmen nur auf Profit aus seien, auf Profit zu Lasten der Qualität und Kunden und natürlich – vor allem – zu seinen Lasten. Es dürfe niemand wundern, dass die Kleinbauern und auch die grösseren bis zum Anschlag verschuldet seien, den grossen würde man meist mit Subventionen helfen, denn riesige Ernteausfälle brächten irgendwann Hunger mit sich. Dass in den Feldern Einfalt statt Vielfalt herrsche, ginge allen Beteiligten an deren Allerwertesten vorbei – ausser ihm, dem Unkraut und den paar Viechern, die diese Einfalt überleben können. Heute sei das alles nicht spürbar, weil wir Vieles importieren und die Bauern in anderen Ländern im selben Dilemma stecken: die Produktion muss zu Lasten der Qualität bei fallenden Preisen erhöht werden: also mehr Chemie, mehr Genmanipulation. Wir dürfen uns deshalb nicht wundern, wenn sich eines Tages der Herr Ackermann vom Acker macht.

Unlängst meinte ein Forscher, es müsse in der Wissenschaft mehr Freiheiten geben, so etwa bei der Gentechnik und man dürfe sie nicht grundsätzlich verteufeln. Dabei hätte sich der Herr Wissenschaftler auf das Grundgesetz berufen können, denn in Artikel 5 heisst es hier weiter: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“. Das allerdings impliziert nicht, dass man Gentechnik bei allem und jedem anwenden darf und soll und dass gentechnisch veränderte Tiere und Pflanzen freigesetzt werden sollen und dürfen. Aber der Herr Wissenschaftler darf im Labor an der Gentechnik arbeiten, publizieren und wenn er meint, dass er das Ei des Kolumbus gefunden habe, auch der breiten Öffentlichkeit zur Diskussion vorstellen. Einstweilen aber, behelfen wir uns in Sachen Kolumbus noch mit einem Eierbecher! Ob dann Hausfrauen, Kaminkehrer und Buchhalter darüber abstimmen sollen, ob die Gentechnik nun Segen oder Fluch sei, steht auf einem anderen Blatt. Solange Politiker die bezahlten Handlanger der Konzerne sind und dort bei gutem Salär im Vorstand sitzen, sollten wir uns auf das Bauchgefühl der Hausfrauen, Kaminkehrer und Buchhalter verlassen und der Schöpfung, die nun schon ein paar Jahrtausende auf dem Buckel hat, nicht dreinpfuschen. Das wäre ein weiterer Anschlag! 

Im Zusammenhang mit Anschlag wollen wir nicht auf Martin Luther vergessen: durch seinen Anschlag in Wittenberg trennt er sich von der katholischen Kirche und macht so einen nachhaltigen Anschlag auf diese. Obwohl die Lutheraner oder Reformierten über Jahrhunderte verfolgt wurden, sind sie heute dennoch etabliert und anerkannt. Wenn wir auf die Anschläge des IS blicken, sollten wir uns auch klar machen, dass unsere Vorvorderen sich die Schädel eingeschlagen und andere verfolgt haben, nur darum, weil die "Ungläubigen" einen „anderen, falschen“ Gott angebetet haben, seien es nun Moslems, Protestanten oder Juden.

Ein Anschlag auf unsere Zukunft findet der interessierte Leser hier – die Vorlesung dauert etwa eine Stunde – also Getränk und Speis bereit stellen. 

Kein Anschlag, sondern nur eine unverzeihliche Trottelei ist, wenn jemand ein Plastik-Feuerzeug auf die Eisenkonstruktion der Fondue-Kocheinheit legt und diese dann mit grossem Feuerwerk in Betieb nimmt. Früher oder später werden da die Leute aufspringen, da nach einem lauten Knall die Plastik-Splitter durch die Luft fliegen. So vor kurzem im Hause des Verfassers geschehen.  

Kein Anschlag ist etwa auch, wenn seitens der Politik behauptet wird, ein Verrückter, geistig Verwirrter, oder psychisch in die Enge Getriebener, sei Jemanden mit einer Waffe an die Wäsche oder noch weiter gegangen. Dann ist das nur ein verzweifelter Versuch, einen Anschlag auf unsere deutsche Sprache zu verüben. Leicht kenntlich ist das daran, dass die Politiker in Tagesschau & Co. herumstottern. "Setzen, Fünf" hätte da unser Lehrer gesagt, meint

"Der Brandstetter"     

                       

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